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Sportverein in Sangerhausen Sportverein in Sangerhausen: Drastische Worte bei der VfB-Wahl

Von RALF KANDEL 10.02.2016, 18:09
Gerald Schramm (links) wird von Lothar Bornkessel ausgezeichnet.
Gerald Schramm (links) wird von Lothar Bornkessel ausgezeichnet. KANDEL Lizenz

SANGERHAUSEN - Holger Scholz wählt drastische Worte: „Wenn wir so weitermachen, wird der Verein nicht überleben. Wir müssen umdenken. Das ist kein Appell, das ist die Wahrheit.“ Umdenken, neue Wege begehen, anders als in der Vergangenheit arbeiten. Wie ein roter Faden ziehen sich diese Aspekte durch die Jahreshauptversammlung des VfB Sangerhausen. Am Ende steht die Wahl des Präsidenten. Torsten Schweiger, der Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Bauen in Sangerhausen ist, wird den VfB in die Zukunft führen.

Kritische Worte

Wie kaum einmal zuvor, wird auf der Jahreshauptversammlung des Vereins Klartext gesprochen. Das, was die 60 Vereinsmitglieder an diesem Abend hören, ist alles andere als Musik in ihren Ohren. Kritisch geht es zu, von Anfang an wird Klartext geredet. Auch und vor allem in Sachen Fußball. „Die letzten zwei Jahre sind nicht so gelaufen, wie geplant. So haben wir uns das nicht vorgestellt. Die Rahmenbedingungen sind gegeben, die erhoffte Leistungssteigerung ist ausgeblieben“, zieht Gerald Schramm Bilanz. Er kandidiert nicht mehr als Präsident, führt dafür zeitliche Probleme verbunden mit beruflichen Aufgaben ins Feld.

Ehrung für scheidenden Präsidenten

Positives hat Schramm natürlich auch zu sagen. Er spricht über die gemeisterten Anforderungen im Nachwuchsbereich, die Mini-WM, das Geschaffene im Sportpark Friesenstadion. Dinge, an denen Schramm maßgeblich mitgearbeitet hat. Nicht zuletzt deshalb bekommt der scheidende Präsident aus den Händen von KFV-Präsident Lothar Bornkessel die Ehrenmedaille des Fußballerverbandes und anerkennende Worte von Holger Scholz, der im alten Vorstand mitwirkte und künftig als Vizepräsident wirken wird. „Wir haben Gerald vor vier Jahren als Präsident gewonnen, als wir vor einem Scherbenhaufen standen. Was er geleistet hat, ist nicht alltäglich.“ Doch wie nun weiter? Finanziell? Sportlich? Erste Lösungen zeigt Scholz auf. „Wir brauchen einen größeren Spaßfaktor. Wir brauchen mehr Teamarbeit. Die Keglerinnen machen uns das vor. Wir schaffen es nicht, das in den ganzen Verein zu übertragen“, sagt er. Ein Verein nur mit Spaß? Scholz weiß, dass das nicht funktioniert. „Wir müssen Sponsoren besser pflegen und halten“, sagt er. Und wird dann noch deutlicher: „Wir geben mehr Geld aus, als wir einnehmen. So geht das nicht weiter.“

Neuer Präsident beim VfB Sangerhausen ist Torsten Schweiger. Er wurde mit 58 Stimmen gewählt, zwei Vereinsmitglieder enthielten sich. Nach wie vor im Vorstand arbeitet Holger Scholz mit. Er amtiert beim VfB als 1. Vizepräsident. Neu im Gremium ist Jan Phenn als 2. Vizepräsident. Das Präsidium des Vereins wird komplettiert von Steffen Klaus, Margrit Schöpp und Michael Birke als weitere Vizepräsidenten.

Dem Vereinsbeirat gehören künftig acht Mitglieder an. Auf der Jahreshauptversammlung wählten die Vereinsmitglieder des VfB Sangerhausen dafür Thomas Große, Elke Schwab, Klaus Schuppe, Maik Bemmann, Andrea Predatsch, Rolf Krummel, Frank Brückner sowie Martin Thunert. Als Kassenprüfer wurden erneut Karin Kabisch und Rolf Cersowsky gewählt. (rak)

Noch keine Lösung parat

Was Scholz meint? Zahlen machen die Runde. Ein gute Million Euro sind in den vergangenen zehn Jahren allein in die Oberliga- und später Verbandsliga-Mannschaft geflossen. Jede Menge „Holz“, auch wenn sich der VfB damit im untersten Bereich der Teams dieser Spielklassen bewegt. Dann sagt er: „Es geht nicht darum, eine Mannschaft auf Biegen und Brechen in einer Liga zu halten. Klar wollen wir ganz oben spielen. Aber man muss sich das auch leisten können.“ Der Satz vom „Kosmos erste Mannschaft, um den sich der Verein dreht“ macht die Runde.

Lösungen, wie der Verein aus diesem Dilemma herauskommen will, hat er (noch) nicht parat. Auch nicht für weitere Probleme, wie die Erhaltung der zweiten Mannschaft, ein besseres Vereinsleben, und, und, und. Kurzum: Vor dem neuen Vorstand steht jede Menge Arbeit. (mz)