1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Sinkender Milchpreis für Erzeuger: Sinkender Milchpreis für Erzeuger: Landwirt sieht die Existenz bedroht

Sinkender Milchpreis für Erzeuger Sinkender Milchpreis für Erzeuger: Landwirt sieht die Existenz bedroht

Von Roman Haeusgen 05.08.2003, 16:51

Wiederstedt/MZ. - Im zurückliegenden Wirtschaftsjahr sei es den Wiederstedtern, die sich nach der Wende aus der einstigen LPG-Tierproduktion neu gründeten, noch recht erträglich gegangen, berichtet der 38-jährige Diplom-Agraringenieur. Denn es wurden durchschnittlich 29 Cent pro Liter erzielt. Mit ihrer Milchquote von 2,9 Millionen Litern ließe es sich so leben, so Ost weiter. "Die Quote lasten wir zu 100 Prozent aus, damit kommen wir zurecht." Doch macht Ost auch deutlich, dass die Genossenschaft mit diesem Umsatz lediglich eine "schwarze Null" schreibt. Gewinne seien schon seit Jahren nicht möglich. "Unsere Mitglieder bekommen ihren Lohn - eine Extra-Ausschüttung am Jahresende ist nicht drin", so der stellvertretende Vorsitzende der Genossenschaft, die auf 1 600 Hektar auch Pflanzenproduktion betreibt. "Und dieser Lohn ist geringer als der eines Industriearbeiters" hebt Ost hervor.

Andererseits seien Überschüsse genau das, was die Genossenschaft dringend brauche, verweist Ost auf den Zustand von Gebäuden und Maschinen. "Wir haben einen hohen Investitionsbedarf." So stamme die mobile Technik zum Teil noch aus LPG-Zeiten und werde immer reparaturanfälliger. "Wir würden auch gern Schleppdächer

für die Auslaufbereiche unserer Kühe errichten. Das wäre ein guter Klimaschutz", spricht Ost von Wünschen, die sich aber nicht realisieren lassen werden angesichts der sich zuspitzenden Situation. Denn: "Schon bei 25 Cent für den Liter schreiben wir rote Zahlen."

Zu erwarten ist freilich, dass der Milchpreis für die Erzeuger im EU-Durchschnitt auf 20,8 Cent pro Liter sinken wird, wie Helgard Wiegand, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes, der MZ darlegte. Zwar sei für die deutschen Landwirte eine Ausgleichszahlung von 3,55 Cent vorgesehen, doch werde dies nicht reichen. "Die Landwirte unserer Region verlangen wenigstens 30 Cent", sagte sie. Wie Wiegand weiß, haben in den letzten Jahren im Mansfelder Land bereits acht Milchviehhalter aufgegeben. "Es rechnete sich nicht mehr für sie", so die Geschäftsführerin.

Ob es sich in Wiederstedt künftig noch rechnen wird, ist zumindest offen. Da die Kosten für die Kühe nicht reduziert werden können, "werden wir notgedrungen an den Personalkosten drehen müssen", sagt Ost. Doch da sei auch nicht mehr viel möglich, denn: "Die Leute arbeiten jetzt schon 200 bis 220 Stunden im Monat."