Silvesternacht Silvesternacht: Tierheime der Region richten sich auf ausgebüxte Vierbeiner ein

Sangerhausen - Silvester ist für die Sangerhäuserin Gabi Völker und ihren Tibet-Terrier Anni immer ein schwieriges Fest. Denn die Böllerei in dieser Nacht macht dem Hund zu schaffen. Deshalb verlassen Völkers mit der Hundedame abends zum Gassigehen auch die Stadt. „Für die letzte Runde um halb acht fahren wir ins Gewerbegebiet. Dort hört man die Knallerei zwar auch, aber nicht so laut wie in der Innenstadt“, sagt Gabi Völker.
Tierschutzorganisation Tasso verzeichnet an Silvester gehäuft ausgebüxte Haustiere
Die Tierschutzorganisation Tasso bezeichnet Silvester sogar als den „aus Haustiersicht schlimmsten Tag des Jahres“. Während die Menschen fröhlich in das neue Jahr reinfeiern, verbrächten tausende Tiere Stunden der Angst, heißt es.
Tasso betreibt nach eigenen Angaben Europas größtes Haustierregister. Die Erfahrungen der Notrufzentrale zeigten, dass zum Jahresende besonders viele Hunde und Katzen vermisst werden, weil sie in Panik davongerannt sind.
Auch im Tierheim in Sangerhausen kam es in den vergangenen Jahren schon vor, dass nach der Silvesternacht ausgebüxte Tiere zunächst als herrenlos aufgegriffen und ins Heim gebracht wurden, bestätigt Mitarbeiterin Marlies Häßler. Zuletzt habe das aber abgenommen, berichtet sie.
Tiere werden in der Silvesternacht in geschlossenen Räumen untergebracht
Die Tierheim-Bewohner selbst kommen mit der Knallerei unterschiedlich gut klar. „Der eine hat mehr Angst, der andere weniger“, sagt Marlies Häßler. „In diesem Jahr haben wir das Glück, dass wir zurzeit kein besonders ängstliches Tier hier haben.“ Die Heimtiere werden für die Silvesternacht allesamt in geschlossenen Räumen untergebracht. Die Mitarbeiter unternehmen mehrere Kontrollfahrten zum Heim und schauen nach, ob alles in Ordnung ist.
In den vergangenen Jahren habe die Knallerei in der Karl-Bosse-Straße aber deutlich abgenommen, berichtet Marlies Häßler. „Früher hatten wir immer mal Raketen auf dem Gelände liegen, das ist inzwischen nicht mehr so.“
Tierheim in Gehofen bekommt es jedes Jahr mit in Panik geratenen Tieren zu tun
Im Tierheim des Kyffhäuserkreises in Gehofen, in dem auch die Stadt Allstedt ihre Fundtiere unterbringt, trudeln dagegen jedes Jahr entlaufene vierbeinige „Silvesteropfer“ ein, sagt Mitarbeiter Rüdiger Hundt. Die würden dann meist schon am Neujahrstag von ihren Besitzern wieder abgeholt.
Am Donnerstag teilte die Tierheim-Mannschaft die Bereitschaftsdienste für die kommenden Tage ein. Denn erfahrungsgemäß geht es mit der ersten Knallerei schon los, wenn der offizielle Feuerwerksverkauf beginnt.
Das Tierheim Gehofen sichert einen 24-Stunden-Dienst ab. Taucht in den Kommunen, die seinen Service nutzen, ein herrenloses Tier auf, dann fährt ein Mitarbeiter los und holt es ab. „Dann kommt es schon mal vor, dass einem die feiernde Menge die Knaller unters Auto schmeißt“, erzählt Hundt.
Manchmal hilft den Haustieren beruhigende Mittel wie Baldriantropfen
Die Tierschutzorganisation Tasso rät Tierhaltern, die letzte Nacht des Jahres in aller Ruhe gemeinsam mit ihrem Haustier zu verbringen, die Rollläden herunterlassen und den Fernseher oder Musik laufen lassen, damit alles möglichst normal wirkt.
Hunde etwa reagieren oft schreckhaft auf das Knallen der Feuerwerkskörper. Der Hettstedter Tierarzt Andreas Rus rät Hundebesitzern verschiedene Strategien, je nach Grad der Unruhe ihres Tieres. Sollte dieses nur leicht unruhig sein, so sei es das Beste, es zunächst zu ignorieren. Durch Trösten könne man das Gefühl bei den Hunden noch verstärken, so Rust.
Bei stärkerer Unruhe sollten Fenster und Rollläden geschlossen werden, man könne überdies den Fernseher oder das Radio einschalten, um die Geräusche von draußen zu dämpfen. „Wenn möglich, sollte man dem Hund einen ruhigen Raum abseits der Straßenseite einrichten“, rät Rust. „Gleichzeitig ist es jedoch wichtig, dass sich eine vertraute Person in der Nähe des Tieres aufhält.“
In besonders schlimmen Fällen, so Rust, könnten auch Medikamente verabreicht werden, damit die Angstzustände abnehmen beziehungsweise eine Beruhigung eintritt. Damit solle man jedoch zurückhaltend umgehen.
Speziell Hundehalter sollten ihre Tiere beim Gassigehen fest an der Leine halten, denn auch der folgsamste Vierbeiner kann in Panik davonrennen, wenn unmittelbar neben ihm ein Böller explodiert.
Mancher setzt unterdessen auch auf die unterstützende Wirkung von Medizin. Es kommt schon mal vor, dass Tierhalter sich extra ein Beruhigungsmittel für den Hund holen, wenn auch selten, sagt Mandy Franke von der Barbarossa-Apotheke in Sangerhausen. In Frage kämen da Baldrian-Tropfen, die man auch dem Tier verabreichen könnte.
Auch in der Sangerhäuser Jacobi-Apotheke fragen Kunden hin und wieder nach einem beruhigenden Präparat für den Vierbeiner. Da gebe es auch homöopatische Medizin, die speziell für Tiere gedacht ist, sagt Maria Gottlob. (mz)