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Selfie mit Kanone Selfie mit Kanone: EM der Feldartillerie in Sondershausen

Von Beate Thomashausen 18.06.2017, 16:01
Ein Selfie als Kanonier? Das Team der Bad Frankenhäuser Firma „Licht-Produktiv“ hatte großen Spaß daran, wie man sieht.
Ein Selfie als Kanonier? Das Team der Bad Frankenhäuser Firma „Licht-Produktiv“ hatte großen Spaß daran, wie man sieht. Maik Schumann

Sondershausen - Acht historische Kanonen stehen aufgereiht auf dem Standortübungsplatz der Bundeswehr in Sondershausen. Vor der Absperrung geben Kanoniere zum Teil in historischer Uniform den Ton an. Und eine ganze Menge Leute in Zivil ist damit befasst, die Kanonen auszurichten. 100 Meter entfernt stehen Zielscheiben, die es zu treffen gilt. Dann ein Kommando. Eine Fahne wird gehoben. Alle Augen richten sich gespannt auf das erste Geschütz. Nach der Zündung gibt es einen Mündungsblitz. Es folgt das dumpfe Grollen, das man von einer Kanone erwartet. Der laute Knall der Explosion wird gedämpft vom Gehörschutz, der für alle _ egal ob Kanonier oder Zuschauer - Pflicht ist. Und dann kommt der Aufschlag. Am besten natürlich auf der ein Quadratmeter großen Wettkampfscheibe.

Am Donnerstagabend, beim allerersten Sponsorenschießen anlässlich der dritten Europameisterschaft der Leichten Feldartillerie ist die Staubwolke des Einschlags aber doch häufiger irgendwo fernab der Zielscheibe zu sehen. Wenn doch eine der 51 bis 90 Millimeter großen Stahlkugeln die Scheibe durchlöchert, sieht das der Schütze aber nicht mal selbst, denn er steht schließlich mittendrin im Schwarzpulverdampf.

Vor allem am Bodensee leben in diesem Jahr die treffsicheren Kanoniere. 500 Ringe waren jeweils bei fünf Schuss möglich.

Die ersten drei Plätze der Kategorie 133 Schritt ohne Visierung gingen an Uwe Setzer (430 Ringe), Jörg Buckenberger (420) und Oliver Halder (370). Alle drei vom Seehaufen vom Bodensee.

Auch auf 266 Schritt ohne Visierung waren die Schützen vom Bodensee erfolgreich mit Rolf Auer (200), Oliver Halder (120) und Jörg Buckenberger (120). Mit Visierung waren dann auch Schützen anderer Vereine treffsicher.

Auf 133 Schritt waren das Gunter Kloss vom SV Friedersdorf (420), Hans Joachim Müller vom VDV Keltow (410) und Hartmut Adler aus Staffenhagen sowie auf 233 Schritt Stefan Frank aus MIttelfranken (160) Fred Heckert aus dem Sauerland (120) und Martin Hellebrand aus Sachsen. Bei dem Damen siegte Silvia Allgäuer auch vom Bodensee.

„Unglaublich, was es alles für Hobbys gibt“, staunt Sandra Ritzke. Die Sparkassenmitarbeiterin war quasi dienstlich bei den Kanonieren auf dem Dickkopf bei Sondershausen. Die Sponsoren und Unterstützer der dritten Europameisterschaft des Verbandes der Deutschen Schwarzpulverkanoniere (VDSK) waren nämlich eingeladen, sich selbst beim Zielschießen auf die ein Quadratmeter große Zielscheibe in 133 Schritt Entfernung - was 100 Metern entspricht - zu versuchen. Unterstützt von den Kanonieren. Denn nur sie dürfen mit dem Schwarzpulver umgehen.

Aber auch wenn sie im Prinzip nur das Geschütz ausgerichtet hat, ist Sandra Ritzke noch ganz fasziniert von dem Erlebnis. „Wir dachten, wir schicken unseren Chef vor, damit der die Kanone ausrichtet und wir anderen hängen uns einfach dran.“ In der Hinsicht hatte sich das Sondershäuser Sparkassenteam aber vertan. Der Rückstoß ist so groß, dass die Kanonen jedes Mal aufs Neue ausgerichtet werden müssen. Und das ist gar nicht mal einfach, das Ziel nur über den Lauf der Kanone genau anzuvisieren.

„Das wurde uns alles super erklärt“, sagt die Sparkassenmitarbeiterin und freut sich darüber, selbst so gut gezielt zu haben, dass sie die Acht traf. „Die Kollegen haben für mich alles in Slow Motion gefilmt. Ich habe die Kugel ja gar nicht fliegen gesehen“, bedauert sie. Und auch die anderen drei Kollegen vom Sparkassenteam, die beim Sponsorenschießen antraten, trafen die Scheibe. Zum Schluss landete das Team der Kyffhäuser-Sparkasse mit 210 Ringen auf Platz Zwei vorm Ingenieurbüro Eck (200) und hinter dem Tourismusverband Südharz-Kyffhäuser (280).

Treffsicher gewesen zu sein, können nicht alle Sponsoren von sich behaupten. Wohl aber, jeweils das Beste gegeben zu haben. René Haarseim vom Bad Frankenhäuser Eventausstatter „Licht-Produktiv“ staunte darüber, dass es überhaupt möglich sei, mit einem solchen Gerät auf diese Distanz irgendetwas zu treffen. Immerhin vier Treffer auf die Scheibe gelangen den Eventmanagern, die zum ersten Mal Gäste der Kanoniere waren.

Volker Grabow, Präsident des VDSK, und selbst stolzer Achter beim Schießen auf 133 Schritt mit Visierung, hatte wiederum seine Freude daran, Laien auf diese Weise für dieses besondere Hobby zu begeistern, für das er schon seit Jahrzehnten brennt. Bereits zum dritten Mal luden die Allstedter Kanoniere Vereine aus ganz Europa zum sportlichen Wettkampfschießen mit den ganz großen Kalibern nach Sondershausen ein. 120 Teams reisten mit ihren, nach historischem Vorbild selbst gebauten Geschützen an, um in Sondershausen die treffsichersten Kanoniere zu ermitteln. Übrigens: Auch die Gastgeber von der Bundeswehr versuchten sich an den historischen Geschützen und hatten Spaß daran, quasi zu ihren militärischen Wurzeln zurückzukehren. Letzten Endes landeten ihre Teams auf den Rängen Sechs und Acht.  (mz)

Gar nicht so einfach das Visieren ohne HIlfsmittel.
Gar nicht so einfach das Visieren ohne HIlfsmittel.
Schumann
Volker Grabow zeigt ein Geschoss.
Volker Grabow zeigt ein Geschoss.
Schumann
Ist doch beinahe getroffen. Oder?
Ist doch beinahe getroffen. Oder?
Schumann