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Sekundarschule "Heinrich Heine" Sangerhausen Sekundarschule "Heinrich Heine" Sangerhausen: Unterschriften für die Sozialarbeiterin

Von Lucas Wölbing 16.06.2015, 15:58
Sie wollen um ihre Sozialarbeiterin kämpfen: Eltern und Schüler der Sekundarschule Heinrich Heine.
Sie wollen um ihre Sozialarbeiterin kämpfen: Eltern und Schüler der Sekundarschule Heinrich Heine. Maik Schumann Lizenz

Sangerhausen - Die Schüler der Sangerhäuser Sekundarschule „Heinrich Heine" können kaum fassen, welche Nachricht seit einigen Tagen die Runde macht: Annett Gallerach, pädagogische Mitarbeiterin und Schulsozialarbeiterin, soll die „Heine“ verlassen. Mit dem neuen Schuljahr steht offenbar auch ihre Versetzung ins Haus. „Ich konnte das zuerst gar nicht fassen“, erzählt Schülerin Jasmin noch immer erschüttert. „Wir können hier doch nicht auf sie verzichten. Wir brauchen sie doch.“ Für die Achtklässlerin und ihre Freundinnen Josephine und Vicky stand sofort fest, dass sie etwas unternehmen müssen. Mehr als 250 Schüler und Eltern haben sich mittlerweile schon an der Unterschriftensammlung beteiligt, die die drei Mädchen für ihre Sozialarbeiterin ins Leben gerufen haben.

"Ohne sie hätten wir oft nicht weiter gewusst"

Auch an den Erwachsenen geht die Nachricht von Annett Gallerachs Versetzung nicht spurlos vorüber. „Seit ich Bescheid weiß, stand mein Telefon kaum still“, berichtet Elternratsvorsitzende Dagmar Tutaj. Schnell wurde eine Krisensitzung organisiert, auf der alle ihrem Ärger Luft machten.

„Ich kann nicht nachvollziehen, warum Frau Gallerach plötzlich hier weg soll“, meint Detlev Podzun, Vater einer Tochter. „Sie kennt unsere Schule und unsere Probleme. Alles hat funktioniert.“ Dem schließen sich auch die anderen Eltern an. Für sie ist diese Frau, die seit 2003 an der Heine-Schule arbeitet, nicht nur die Sozialarbeiterin ihrer Kinder. Vielmehr haben auch sie in ihr eine Ansprechpartnerin gefunden, der sie vertrauen. Egal ob Probleme in der Schule, zu Hause oder sogar mit dem Jugendamt - immer war Gallerach bereit zu helfen. „Ohne sie hätten wir oft nicht weiter gewusst“, meint Schülerin Jasmin. „Sie hat immer alles versucht, und dabei auch mehr als eigentlich notwendig gemacht.“

Sabine Blättermann, deren Sohn die siebte Klasse besucht, weiß noch gut, wie die pädagogische Mitarbeiterin ihn versorgte, als ihm plötzlich während der Schulzeit übel wurde. „Sie nimmt sich für unsere Kinder Zeit“, sagt Blättermann. „Diese Frau ist für uns einfach Gold wert.“ Am Boden zerstört sind einige Schüler, wenn sie an den bevorstehenden Abschied ihrer „guten Seele“ denken. Mehrfach flossen Tränen für die Frau, die den Jugendlichen auf die Beine half, wenn es ihnen schlecht ging.

Zukünftig soll sie wohl an einer anderen Sangerhäuser Schule arbeiten. So lautet jedenfalls die Information, die bisher zu den Familien durchgesickert ist.

Protest-Spruch für Sozialarbeiterin überlegt

Annett Gallerach sei beim Land Sachsen-Anhalt als pädagogische Mitarbeiterin angestellt, erklärt Schulleiterin Marina Mertens. Der Gesetzgeber gibt vor, dass solche Arbeitskräfte in erster Linie in Grund-, Förder- und Ganztagsschulen eingesetzt werden. Die „Heine“ ist allerdings eine Sekundarschule.

An welcher Einrichtung Gallerach künftig beschäftigt wird, und ob diese auch tatsächlich in Sangerhausen liegt, dazu konnte das Landesschulamt aus Datenschutzgründen keine Angaben machen. Pressesprecherin Silke Stadör versprach aber, in den nächsten Tagen noch genauere Informationen zu den Hintergründen zu liefern.

Sollte Annett Gallerach versetzt werden, bliebe der Schule noch eine zweite Sozialarbeiterin: Romy Große ist über ein freies Trägerwerk beschäftigt und hatte sich die Arbeit immer mit ihrer Kollegin geteilt. Eine gute Lösung, finden die Eltern. Eine Ansprechpartnerin allein könne, sich nicht mehr so intensiv auf die Sorgen der Schüler konzentrieren wie bisher, befürchten sie. Für die kommenden Wochen ist darum eine Anfrage ans Landesschulamt geplant. Auch die Schüler haben sich einen Spruch für ihren Protest überlegt: „Egal ob Liebeskummer, Zickerei oder Gefahr: Frau Gallerach war immer da.“ Und das soll auch so bleiben. Darum wollen an der „Heine“ alle kämpfen. (mz)