Streit vor Gastspiel von Circus Berolina „Schwimmen mit Seelöwen“ in Sangerhausen sorgt für herbe Kritik
Tierrechtsorganisation Peta attackiert Circus Berolina, der bis Montag an der Walkmühle gastiert

Sangerhausen - Die Tierrechtsorganisation Peta kritisiert den Circus Berolina, der ab diesem Samstag bis Ostermontag an der Sangerhäuser Walkmühle gastiert. Denn der Zirkus bietet während seiner Gastspiele auch „Schwimmen mit Seelöwen“ an.
„Insbesondere Wildtiere wie Seelöwen leiden im Zirkus erheblich unter ständigen Ortswechseln und den artwidrigen Lebensbedingungen. Patagonische Seelöwen sind schnelle Schwimmer und tauchen in der Natur bis zu 320 Meter tief – in Zirkusbetrieben werden sie in kleinen, flachen Becken und nachts in Käfigwagen gehalten“, sagt Julia Zhozel, Multi-Media-Koordinatorin bei Peta.
Zudem sei Circus Berolina wegen seiner Tierhaltung bereits mehrmals negativ aufgefallen.
Die Tierrechtsorganisation appelliert an das Unternehmen, sämtliche Tierdressuren einzustellen und die Tiere „an Lebenshöfe, geeignete zoologische Einrichtungen oder anerkannte Auffangstationen zu übergeben“.
„Wildtierdressuren sind völlig aus der Zeit gefallen und müssen endlich in die Geschichtsbücher verbannt werden. Arteigene Bedürfnisse von Tieren können in einem reisenden Betrieb unmöglich erfüllt werden – und sie gehören grundsätzlich nicht in die Manege“, betont die Biologin Yvonne Würz, die bei der Organisation als Fachreferentin arbeitet.
Peta bat alle Menschen, „von Freizeitangeboten Abstand zu nehmen, bei denen Tiere zur Unterhaltung missbraucht werden“. Außerdem verweisen die Peta-Leute auf Fälle aus der Vergangenheit. So habe im Jahr 2011 ein Gutachten im Auftrag der Tierschutzbeauftragten des Landes Hessen den damals noch sieben Elefantinnen des Circus „Berolina“ einen „auffallend schlechten Pflegeeindruck“ bescheinigt.
Die Asiatischen Elefanten-Kühe seien auch bereits mehrfach aus dem Zirkus ausgebrochen und hätten dabei erhebliche Sachschäden verursacht. Im Juli 2020 sei zudem eine Frau von einem Elefanten verletzt worden, als sie die Rüsseltiere füttern wollte und dabei eine Absperrung missachtete.
Der Zirkus weist die Vorwürfe zurück. „Die Seelöwen und andere Tiere leben von Anfang an bei uns“, sagt Marlon Spindler, selbst Artist und Sprecher des Zirkusses. „Sie kennen gar nichts anderes und es geht ihnen bei uns gut. In Freiheit werden Seelöwen oft nur zwei bis drei Jahre alt, dann sind sie Orca-Futter oder werden von Jägern abgeschossen.“ Die zwei Seelöwen des Zirkus zählten dagegen etwa 14 und 22 Jahre. Sie hätten auch genug Platz. „Das Außenbecken ist zwölf mal sechs Meter groß, 1,50 Meter tief und fasst 90.000 Liter Wasser“, sagt Spindler. Dazu gebe es ein Innenbecken mit 20.000 Litern und eine Liegewiese. Das Schwimmen mit den Seelöwen sei bei Besuchern auch immer super angekommen, sagt er.
Peta hält dagegen: „Erfolgreiche Zirkusse beweisen, dass vor allem tierfreie Shows die Zuschauer begeistern.“ Circus Roncalli habe sich beispielsweise bereits in den 1990er-Jahren von Wildtierdressuren verabschiedet, 2018 auch die Pferde aus dem Programm genommen. Seitdem sei das Programm nun gänzlich tierfrei. In 26 europäischen Ländern, darunter Belgien, Österreich und die Niederlande, seien bereits bestimmte oder alle Tierarten im Zirkus verboten.
Laut Peta sollte Deutschland dem Beispiel folgen. Die Unterbringung in kleinen Gehegen, eine oft mangelhafte Versorgung, die ständigen Transporte sowie eine von Zwang geprägte Dressur führten zu Verhaltensstörungen, Krankheiten und oft zu einem frühen Tod.
Vorstellungen des Zirkus gibt es an diesem Samstag um 14 und 18 Uhr, am Sonntag um 16 Uhr und am Ostermontag um 14 Uhr.