Schulstart am Schollgymnasium Schulstart am Schollgymnasium: Statt Pokémon-Jagd gibt es Lehrermangel

Sangerhausen - Die Firma Niantic überzog den Globus mit einem Netz aus Arenen, Pokestops und virtuellen Monstern und nun sind die Menschen mit ihren Handys und Tablets auf der virtuellen Jagd nach Taschenmonstern. Das Pokémonvirus hat Amerika, Asien und Europa befallen. Auch in Sangerhausen werden in den kleinsten Gassen Taubsis, Habitaks und Krabbis gefangen. Nur manche Orte sind tabu für die fröhliche Jagdgesellschaft: Schulflure.
Pokémon-Jagd in Klassenräumen ist nicht erlaubt
Natürlich hat Jens Peter, Schulleiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, davon gehört, dass sich wohl der Großteil seiner Schüler im Pokémonfieber befindet. Aber mit dem Handy bewaffnet in den Klassenräumen legendäre Pokémon zu fangen, ist nicht erlaubt.
„Bei uns herrscht generelles Handyverbot an der Schule. Das hat nichts mit den Pokémons zu tun, sondern dient vorrangig dem Schutz der Schüler. Wir wollen nicht, dass bei uns in der Schule alles und jeder gefilmt, fotografiert und dann womöglich sogar im Internet hochgeladen wird“, sagt der Schulleiter.
Für die Pokémon hätte er vielleicht sogar noch Verständnis. Immerhin wurden ihm da von seiner Tochter schon positive Aspekte der virtuellen Jagd nahegebracht, nämlich die Tatsache, dass Jugendliche jetzt freiwillig zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs sind. Und er habe beobachtet, dass sich an den Arenen in der Stadt abends ganz friedlich jede Menge junge Leute treffen, um ihrem neuen Hobby zu frönen.
„Wir stehen der multimedialen Welt offen gegenüber. Immerhin haben wir jetzt im dritten Jahr schon eine Tabletklasse an unserer Schule. Die ist so beliebt, dass wir stets mehr als nur eine einzige Klasse zusammenstellen könnten.“ Aber da stoße man an technische Kapazitätsgrenzen, da die Schüler ja ständig Zugriff aufs Internet benötigen, um an ihr Unterrichtsmaterial zu gelangen.
Besonders Geschichtslehrer werden am Schollgymnasium gesucht
„Ein Glasfaserkabel wäre schön“, äußert Peter einen Wunsch, der aber nicht sein dringlichster ist. „Noch vor dem Glasfaserkabel brauchen wir mehr Lehrer. In diesem Jahr ist Geschichte unser größtes Sorgenkind. Aber auch in den anderen Fächern ist es nicht einfach, an zwei Standorten einen funktionierenden Stundenplan zu erarbeiten, mit dem wir für alle Schüler alle Fächer und Stunden absichern können. Wir sind nach den Sommerferien mit dem vierten Stundenplan gestartet. Das heißt, wir haben schon drei verwerfen müssen, noch ehe es richtig losging. Ein fünfter Stundenplan ist aber schon wieder in Arbeit.“
Als größte Herausforderung in den Sommerferien, die nur in Kooperation mit den Elternvertretern und den Schülern gemeistert werden konnte, sieht Peter die Tatsache an, dass eine 10. Klasse zugemacht und die Schüler auf die restlichen fünf Klassen verteilt wurden. Wer in welche Klasse kam, das durften die Schüler selbst unter sich ausmachen.
Es habe nur die Vorgabe gegeben, dass eine der 10. Klassen weiterhin eine reine Ethikklasse blieb. „Das war nur möglich, weil wir alle miteinander multimedial vernetzt sind und über einen kurzen Draht miteinander kommunizieren können“, kommt Peter noch einmal auf die neue multimediale Welt zu sprechen, die natürlich nicht vor den Schultoren haltmacht, auch wenn rund ums Sangerhäuser Schollgymnasium erst nach Schulschluss um 15.30 Uhr die Jagdsaison eröffnet wird. (mz)