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Schreck in der Abendstunde Schreck in der Abendstunde: Tierfreunde retten enträftete Taube

Von Jochen Miche 22.05.2002, 18:35

Mansfeld/MZ. - Beinahe ein böses Ende hätte der Flug einer Brieftaube genommen, die am Pfingstsonnabend in Mansfeld völlig entkräftigt notgelandet war. Doch das Tier hatte Glück im Unglück, landete weder in der Schnauze eines Fuchses noch in der Bratpfanne eines Geflügelbratenliebhabers. Nein, sie plumpste in den Hof der Familie Gerhard und Monika Köpper in der Mansfelder Rosmarienstraße.

Köppers saßen gerade gemütlich auf der Terrasse, um die Milde des Abends zu genießen, als der Vogel vom Himmel fiel. Der hinzu gerufene Nachbarsjunge Hendrik nahm behutsam das verschreckte Tier und stellte anhand eines Ringes fest, dass es sich um eine Sporttaube handelte, die Detlef Lorenz in Schwanebeck bei Halberstadt gehört; Hendriks Vater rief dort an. Lorenz, seit 27 Jahren Brieftaubenzüchter, war schon besorgt gewesen, wo seine Taube bleibt. Er hatte am Morgen in Amelo an der holländischen Grenze, wo 5 410 Tauben gestartet waren, 33 eigene Brieftauben mit auf die Reise geschickt. Am Abend fehlten aber noch neun; erst 24 hatten die 311 Flugkilometer bis daheim geschafft. Dabei legten kurz zuvor erst einige seiner Tauben 220 Kilometer in zweieinhalb Stunden zurück. "Sie glauben nicht, wie erleichtert und dankbar ich war, als der Anruf aus Mansfeld kam", sagte er der MZ. Ein anderer Anruf hatte ihn aus Aschersleben erreicht, wo ein Luxer-Züchter (eine große Taubenrasse) auch eine seiner Tauben gerettet hatte. Ursache der Flug-Verspätung könnten Gewitter gewesen sein, die das Magnetfeld und damit zugleich die Tauben durcheinander brachten.

Die Mansfelder Familie Elze-Schönfisch, die noch eine ganze Menge Haustiere ihr Eigen nennt, "päppelte" die Taube auf und schickte sie am Dienstag - zufällig am gleichen Tag wie der Ascherslebener Züchter - nach Hause. Mit ein bisschen Wehmut sahen Ines Elze-Schönfisch und Sohn Hendrik der Taube nach, der sie Quartier und Futter gegeben hatten, und die sich nun auf dem Weg in den heimatlichen Schlag befand, wo sie schon kurz nach 10 Uhr ein überglücklicher Herr Lorenz erwartete.