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Sangerhäuser Wahrzeichen Sangerhäuser Wahrzeichen: Kobermännchen gibt Rätsel auf

Von Heinz Noack 30.05.2016, 08:55
Helmut Loth hat einen Flyer über das Sangerhäuser Kobermännchen verfasst.
Helmut Loth hat einen Flyer über das Sangerhäuser Kobermännchen verfasst. Heinz Noack

Sangerhausen - War das Sangerhäuser Kobermännchen ein Bergmann oder nicht? Dieser Frage geht Helmut Loth, Vorsitzender des Vereins für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung, in dem von ihm verfassten Flyer „Das Kobermännchen“ nach. Die Figur ist nicht nur Namensträger des jährlich im September stattfindenden Altstadtfestes, sondern gehört auch zu den Wahrzeichen von Sangerhausen. Das Kobermännchen im Neuen Schloss auf dem Sangerhäuser Marktplatz. Heute sind in dem Gebäudekomplex das Amtsgericht und das Grundbuchamt etabliert. Eine Besichtigung dieses Wahrzeichens ist zu den normalen Geschäftszeiten der Einrichtungen nach Anmeldung beim Pförtner möglich.

Aus der Sagenwelt

Das Kobermännchen gibt auch heute noch einige Rätsel hinsichtlich seiner ursprünglichen Bedeutung auf. Mit 1,12 Meter Größe, gefertigt aus rotem Sandstein, ist es eine kleine Plastik. „Die männliche Figur zeigt die Kleidung des 16. Jahrhunderts mit gerafftem Wams und einer Halskrause“, erklärt Helmut Loth. „Am linken Arm trägt sie einen Kober. Damit soll das Kobermännchen der Überlieferung nach das Geld für den Schlossbau herbei geschafft haben.“ Die Legende berichtet weiter, dass das Kobermännchen einen Thüringer Bergmann symbolisiert und auf die thüringischen Bergwerke als Geldgeber hinweist. Auch die Sagenwelt macht keinen Halt davor. So soll einmal ein Bauer aus der Goldenen Aue es beim Vorbeigehen am Ohr gezupft und gesagt haben: „Ei, wo will denn der Kober mit dem Männchen hin? Der ist ja größer als du.“ Daraufhin wuchs die Figur in die Höhe und gab dem Bauern eine Ohrfeige.

Ein einfacher Bürger ist es nicht, der damit symbolhaft dargestellt ist. Der geflochtene Kober war zwar weit verbreitet, aber das Tragen der Halskrause blieb dem gehobenen Bürgertum und Amtspersonen vorbehalten. Gleiches trifft auf die Stulpenstiefel zu. Folglich bleibt es der Fantasie überlassen, wer es sein könnte. Das Bauteil kann ursprünglich das Seitenteil eines Kamins gewesen sein. Eigenartigerweise ist es in den Inventarverzeichnissen des Neuen Schlosses aus den Jahre 1742 und 1746 aber nicht mit aufgeführt.

Große Rettungsaktion

Seine frühe Geschichte liegt also völlig im Dunkeln. Lange Zeit hatte die kleine Figur ihren Standplatz in einer Mauernische in einem Treppenhaus im Westflügel. Bilder um 1960 zeigen es schon mit dem „fußbodenbraunen“ Anstrich. Die linke Hand war abgebrochen, ebenso eine Stiefelspitze. Der Zustand war sehr schlecht. 2011 startete der Geschichtsverein die Initiative „Rettet das Kobermännchen“. Rund 9 000 Euro Spenden wurden zusammengetragen. 2013 wurde es ausgebaut und Diana Berger-Schmidt restaurierte die Figur und gab ihr eine neue Farbgebung. Am 14. November 2013 wurde das Kobermännchen am neuen Standort aufgestellt, im Treppenhaus vor dem Goldenen Saal.

Der Flyer ist in der Tourist-Info erhältlich. (mz)