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Traditionsfeiern abgesagt Sangerhausen: Wegen Corona Berg- und Rosenfest abgesagt

Von Frank Schedwill 19.04.2020, 07:15
Sangerhausen: Die „Nacht der 1.000 Lichter“ und das Rosenfest waren all die Jahre Zuschauermagneten.
Sangerhausen: Die „Nacht der 1.000 Lichter“ und das Rosenfest waren all die Jahre Zuschauermagneten. Maik Schumann

Sangerhausen - Die Vorbereitungen liefen bereits seit Monaten: Die 45. Auflage des Berg-und Rosenfests am 27. und 28. Juni sollte wie in den Jahren zuvor einer der Höhepunkte im Sangerhäuser Europa-Rosarium werden, das mit seinen rund 8.600 Rosensorten und -arten als größte Rosensammlung der Welt gilt. Aber das Coronavirus macht den Veranstaltern von der Rosenstadt Sangerhausen GmbH einen dicken Strich durch die Rechnung.

„Durch die derzeitige Lage sind wir gezwungen, das Berg- und Rosenfest und weitere Veranstaltungen abzusagen“, teilte Rosenstadt-Geschäftsführer Matthias Grünberg auf MZ-Anfrage mit. Auch der ins Auge gefasste Ersatztermin, der eventuell im August stattfinden sollte, ist nach der Entscheidung der Landesregierung ebenso vom Tisch wie die „Nacht der 1.000 Lichter“, die für den 8. August geplant war.

Sangerhausen: Keine Feste bis Ende August

Bis 31. August dürfen keine Großveranstaltungen im Land stattfinden. Grünberg will aber nicht ausschließen, dass es später im Jahr eine Art „Wiederauferstehungsfest“ im Rosarium als Saisonhöhepunkt geben wird. „Die Kollegen können das relativ schnell auf die Beine stellen“, sagte er. Wann genau sei noch unklar. „Wir müssen sehen, wie sich die Lage entwickelt.“

Generell hofft der Chef der Rosenstadt GmbH, das derzeit geschlossene Rosarium, das als Botanischer Garten gilt, ab 4. Mai wieder öffnen zu können. „Die Ansteckungsgefahr bei uns unter freiem Himmel dürfte gering sein, die Gäste haben Platz. Am Einlass können wir auch die Besuchermenge steuern“, sagte Grünberg. Ab 4. Mai, so ist geplant, soll dann auch der Shop des Rosengartens seine Pforten wieder öffnen, so dass dann auch ein Verkauf von Pflanzen wieder möglich sein wird. Der Laden kann unabhängig vom Rosarium betreten werden. Derzeit läuft ein Umbau.

Schwierige Saison wegen Corona

Insgesamt rechnet Grünberg mit einer sehr schwierigen Saison. „Es gibt bereits Stornierungen bei den Busreisen“, die einen Großteil der Besucher in den Rosengarten bringen. „Aktuell kommen auch keine weiteren Buchungen nach.“ Das sei in den vergangenen Jahren stattdessen immer der Fall gewesen, sagte der Rosenstadtchef. Tagesausflügler, die mit Busreiseunternehmen nach Sangerhausen kommen, machen seinen Angaben nach immerhin etwa 25 bis 30 Prozent an den Besucherzahlen aus.

Grünberg rechnet damit, dass es noch eine weitere Stornierungswelle geben wird, „die dann richtig weh tun wird“. Bleiben die Abstandsregeln bestehen, könnten Busse nur zu etwa einem Drittel besetzt werden. Das mache für die Unternehmen dann wirtschaftlich wenig Sinn. „Es hängt nun davon ab, wie sich in den kommenden Monaten der Individualreiseverkehr in Deutschland entwickeln kann“, sagte Grünberg. Laufe es gut und kämen die Besucher weiter nach Sangerhausen, gebe es die Chance, „mit einem blauen Auge davonzukommen“.

40 Mitarbeiter der Rosenstadt GmbH in Kurzarbeit

Ein Teil der insgesamt 40 Mitarbeiter der Rosenstadt GmbH ist gegenwärtig weiter in Kurzarbeit. „Bei manchen sind es 50 Prozent Kurzarbeit, bei anderen aber auch 100 Prozent“, so der Rosenstadtchef. Das Café und das auch von der Rosenstadt betriebene Bergwerksmuseum in Wettelrode beispielsweise seien nach der neuesten Verordnung der Landesregierung zumindest bis 3. Mai weiter geschlossen.

Aufgrund der Coronakrise bleiben auch die Sangerhäuser Rosenkönigin Tina I. und Angie I. erst einmal im Amt. Die Amtsübergabe von der Prinzessin an die Königin, die sonst immer am 1. Mai in der Rosenarena groß gefeiert wird, findet nicht statt. Die Veranstaltung sowie die Wahl einer neue Rosenprinzessin sollen später im Jahr in kleineren Rahmen nachgeholt werden, sagte Grünberg.

Das Europa-Rosarium hat seit Jahren mit rückläufigen Gästezahlen zu kämpfen, obwohl im vergangenen Jahr dort wieder fast 85.000 Gäste gezählt werden konnten. Aufgrund der Hitzewelle im Jahr 2018 waren es nur knapp 80.000 gewesen. Der Landkreis unterstützt das Rosarium im Moment mit 450.000 Euro pro Jahr, die Stadt zahlt einen Zuschuss von 200.000 Euro an die Rosenstadt GmbH.

Pläne für neues Konzept im Rosarium

Um das Rosarium wetterunabhängiger zu machen und neue Zielgruppen wie Familien mit Kindern zu erschließen, hat der Stadtrat bereits im Januar beschlossen, eine sogenannte Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Das Durchschnittsalter der Besucher liegt derzeit bei 64 Jahren. Möglich wären zum Beispiel ein Neubau nahe des Stadteingangs mit gläserner Manufaktur für Rosenprodukte, zwei überdachte Rutschen und eine Jump-Halle für jüngere Gäste. Außerdem könnten eine Virtual-Reality-Etage sowie Räume für Seminare entstehen. Allerdings hilft das Projekt nur, wenn die Gäste auch kommen dürfen. (mz)