Sangerhausen Sangerhausen: «Totentrompeten» aus der Schleef-Box
SANGERHAUSEN/MZ. - "Du, gucke mal, Oma: aus dem Vogelhäuschen kommt Musik", stellt die fünfjährige Emily fest. Die Angesprochene klärt das kleine Mädchen auf: "Da fehlen die Fluglöcher - das ist eine Werbesäule. Die Chormusik ist aus Theaterstücken von Einar Schleef, mit dem ich zur Schule gegangen bin. Wir kannten ihn damals als Maler und Zeichner."
Festivalorganisator
"Hat der die Grammophone gezeichnet?",fragt die blondzöpfige Enkelin und zeigt auf eine Kastenseite. Die schmunzelnde Seniorin korrigiert geduldig: "Das sind keine Grammophone, sondern Totentrompeten, trichterförmige schmackhafte Speisepilze, die Einars Mutter Gertrud immer am Kunstteich gefunden hat. Dahin geht auch eine Wanderung für die Festivalteilnehmer", erklärt die Oma dem Kind.
Unser Blick gleitet über die Beet-, Strauch- und Kletterrosen in die Landschaft, der sich Schleef verbunden fühlte.
"Da vorne die Gonna. Bäcker Prager verfüttert alte Brötchen. Die Enten reißen sich darum", die Sprechstimme aus der Box zitiert aus den Schleef-Stücken "Totentrompeten", deren vierter und letzter Teil am 7. Oktober im "Herrenkrug" uraufgeführt wird, gleich gegenüber dem Rosarium.
In diesem weltbekannten "Mekka der Rosenzucht" soll der Tourist bei seinem Gang zwischen Viridiflora und Nigrette, von der grünen zur schwarzen Rose auch auf die regionale Kultur aufmerksam gemacht werden. Der heimische Klang der "Toninstallation" von Marko Kloß aus Leipzig unterstützt das Anliegen. Die Kaffeehausgeräusche vom "Koldtiz" erinnern an den bewährten Veranstaltungsort für Lesungen und Diskussionen, diesmal auch mit dem österreichischen Regisseur Ernst M. Binder, der die "Totentrompeten I - IV" herausbrachte.
"Der Sangerhäuser Hintergrund in Schleefs Werken ist historisch interessant", vermerkte kürzlich der Hauptorganisator des Festivals, Dieter Wrobel, bei einer Zusammenkunft der Sangerhäuser Stadtführer vor dem Schleef-Stadtplan im Unison-Haus. So wird der Theatermann und Erzähler, Bildkünstler, Tagebuch- und Briefeschreiber Einar Schleef bis zum Veranstaltungen-Marathon vom 5. bis 9. Oktober 2011 einmal mehr zum Stadtgespräch, das weit über den Kreis Mansfeld-Südharz dringen wird.
*(Unser Autor lebt in Cottbus und ist Mitglied des Einar-Schleef-Arbeitskreises Sangerhausen.)