Sangerhausen Sangerhausen: Quelle-Shop orientiert sich neu
SANGERHAUSEN/MZ. - Angelika Kersten und Reinhard Wendt betreiben den Quelle-Shop in der Sangerhäuser Bahnhofstraße seit fast neun Jahren. Es ist einer der verbliebenen rund 1 450 Shops in Deutschland, die nun von der Insolvenz des traditionsreichen Versandhauses ereilt werden. "Früher gab es neben jeder Bushaltestelle
einen Quelle-Shop. Insgesamt 6 000", weiß Wendt. Er bleibt ruhig - trotz all der Hiobsbotschaften, die er aus den Medien und von seinen Kunden statt vom Insolvenzverwalter erfährt. "Es geht ganz normal weiter", sagt der 57-Jährige, der schon seit 1993 selbständig ist. "Schlaflose Nächte hatte ich wegen der Quelle-Insolvenz nicht."
Denn wie viele andere Quelle-Shop-Betreiber haben Wendt und seine Partnerin längst andere Anbieter mit ins Geschäft genommen. Anfangs nur den Neckermann-Versand. Später wanderten die Kataloge von Otto, Bauer, Schwab, Heine und Weltbild in die Regale. "Außerdem kaufen wir Altgold auf, sind Partner vom Hermesversand, verkaufen Konfektion", sagt Wendt.
Der erste Knick sei das bei Quelle jedenfalls nicht gewesen. Schon in der Vergangenheit habe der Konzern viele Shops in so genannte Bestellannahmen umgewandelt. Je nach Umsatzhöhe. Vor zwei Monaten wurden die Technik-Center dicht gemacht. Ohnehin sei der Umsatz der Quelle-Lieferungen leicht rückläufig gewesen, vergleicht Wendt. Dafür hätten die Kunden aber mehr bei anderen Versandhäusern bestellt. Besonders günstig habe sich das Geschäft mit Weltbild entwickelt. Jetzt hoffe er, dass der Umsatz durch Otto, Bauer, Schwab und Heine ebenfalls angekurbelt wird.
An den vergangenen Tagen hätten öfter mal Kunden gefragt, ob sie überhaupt noch Quelle-Artikel bestellen könnten. Das sei möglich, so lange Ware vorrätig ist. Es könne aber bis zur Lieferung etwas länger dauern als sonst. Wollten Kunden technische Geräte bestellen und seien wegen der Herstellergarantie verunsichert, suche er vergleichbare Angebote anderer Versandhäuser heraus. Andere Kunden wiederum hätten gehofft, dass nun die Preise für Quelle-Ware in den Keller purzeln. Das erwartet der Geschäftsmann nicht. "Nur Quelle darf die Preise der Ware festlegen, sie ist Eigentümer." Gäbe es aber doch einen Abverkauf und Preisreduzierungen, erführe er es selbst erst Tags zuvor.