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In Zeiten von Corona Sangerhausen: Medienpädagoge zockt mit Kindern Minecraft

Von Beate Thomashausen 29.03.2020, 08:15
Gerold Peetz am heimischen Rechner. Gemeinsam mit Jugendlichen erstellt er eine virtuelle Stadt.
Gerold Peetz am heimischen Rechner. Gemeinsam mit Jugendlichen erstellt er eine virtuelle Stadt. Peetz

Sangerhausen - Gerold Peetz begibt sich mit Jugendlichen in eine virtuelle Welt aus Quadern, und baut mit ihnen an eine eigene Stadt, so wie sie sich eine Stadt vorstellen. Dazu schleppen sie Steinwürfel, verbauen Holzquader und erkunden die Gegend nach Erzen, nach Wasser und allem, was man für eine Stadt und zum Leben braucht. Minecraft heißt diese virtuelle Welt, in der man Berge, Wälder, Wüsten, Meere, Ebenen und Höhlen erkunden kann. Man trifft dort auf friedliche Tiere und freundliche Nachbarn, aber auch auf Geschöpfe, vor denen man sich hüten muss.

Gerold Peetz ist Medienpädagoge und der stellvertretende Leiter des evangelischen Jugendzentrums „TheO’Door“ in Sangerhausen. Dort traf er sich seit vergangenem Herbst mit einer Gruppe von zehn, zwölf Jugendlichen regelmäßig, um an einer gemeinsamen Stadt zu bauen. Dies ist Teil eines Projekts mit dem Titel „Stärker mit Games“ initiiert von der Stiftung „Digitale Spielekultur“, erklärt der Medienpädagoge. 

Medienpädagoge Gerold Peetz hat Bildungsanspruch

Denn es gehe um wesentlich mehr als nur gemeinsam zu zocken, sondern auch darum, Kompetenzen im Umgang mit Medien zu erlangen. „Wir haben ja auch einen Bildungsanspruch“, sagt der Medienpädagoge lachend, auch wenn für die Jugendlichen natürlich erstmal das Spiel im Vordergrund stehe, können sie ja trotzdem was dabei lernen.

Und so sei erstmal gemeinsam überlegt worden, was denn überhaupt zu einer funktionierenden Stadt gehört, was man dringend braucht und was nicht so dringend. Nach den Entwürfen am „Reißbrett“ ging es dann ans Quader verbauen. Und beim Bauen wird munter draufloserzählt. „Jugendliche pflegen beim Zocken ihre sozialen Kontakte. Das ist für sie ganz normal“, weiß Peetz.

Online-Spiele: Pflegen von sozialen Kontakten

Minecraft ist ein Open-World-Spiel ohne ein fest vorgegebenes Spielziel. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Erkundung und Entdeckung der von Höhlen und Dungeons durchzogenen Spielwelt sowie dem Bau eigener Gebäude und Vorrichtungen. Das Spiel erschien erstmals am 17. Mai 2009 für PC.

In dem Spiel kann der Spieler Konstruktionen aus zumeist würfelförmigen Blöcken in einer 3D-Welt bauen. Die Blöcke bestehen aus einem Material wie Erde, Holz oder verschiedenen Erzen. Außerdem kann der Spieler diese Welt erkunden, Ressourcen sammeln, gegen Monster kämpfen und die Blöcke zu anderen Gegenständen weiterverarbeiten.

Und virtuell hält nun auch er den Kontakt zu „seinen“ Minecraftlern und kann, während sie am gemeinsamen Projekt arbeiten und ihre Stadt errichten, mit ihnen über das reden, was sie gerade bewegt. Das hilft gegen das Alleinsein und vertreibt trübe Gedanken.

Gemeindepädagogin Janine Heichler hat sich etwas für die Jüngeren überlegt. Gemeinsam mit ihren Christenlehrekindern, die aus Sangerhausen, Oberröblingen, Hainrode und Obersdorf beispielsweise kommen, bastelt sie derzeit an Fastensträußen. Jeder daheim an seinem eigenen. Ein Fastenstrauch habe nichts mit dem Osterstrauß zu tun, der zu Ostern mit bunten Eiern geschmückt wird. „An den Fastenstrauch kommen Gedichte, Bilder, Sprüche, Wünsche, Hoffnungen“, erklärt die Gemeindepädagogin.

Virtuelles Schloss Allstedt soll entstehen

In Whatsappgruppen trifft sie sich virtuell mit den Christenlehrekindern. Dort sprechen sie über das gemeinsame Projekt, dort können die Kinder Bilder von ihren Bastelarbeiten zeigen und Fotos von ihrem Fastenstrauch daheim teilen. Normalerweise würden sich die Mädchen und Jungen einmal pro Woche oder einmal im Monat treffen, um gemeinsam zu singen, aber das geht jetzt nicht. Trotzdem will die Gemeindepädagogin die Kinder erreichen, wenn nötig mit ihnen über ihren Kummer und ihre Sorgen sprechen und auch Freude teilen.

Wenn alles ausgestanden und der Corona-Virus Geschichte ist, werden sich die Minecraftler um Gerold Peetz an einem praktischen Projekt ausprobieren, kündigte er dazu an. Sie wollen Burg und Schloss Allstedt maßstabsgetreu in die virtuelle Welt übertragen. Diese Karte, die dabei entsteht, kann mit allerlei Zusatzinfos gespickt werden. Peetz findet, dass das zum einen ein tolles Projekt für die Jugendlichen und zum anderen auch etwas Nützliches für die Allgemeinheit ist. Das Bauernkriegsjubiläum stehe 2025 an, sagt Peetz. Und da könne so ein virtueller Besuch von Burg und Schloss Allstedt ein Angebot sein. (mz)