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Sangerhausen Sangerhausen: Mäxchens Papa schmeißt den Männerhaushalt

Von HELGA KOCH 18.02.2011, 20:53

SANGERHAUSEN/MZ. - Die Aufgaben sind klar verteilt. Zumindest, wenn es ums Wecken geht. Das macht Max. "Meist steht er kurz vor sechs vor meinem Bett", sagt Nico Juhe und lächelt stolz. Der 35-Jährige hat erst vor wenigen Tagen mit dem Zweijährigen eine eigene Wohnung in Sangerhausen bezogen. Seit Max' Geburt haben sie im Kinder- und Jugendhaus des Albert-Schweitzer-Familienwerks in Stolberg gelebt.

Vater und Sohn allein - das hätte sich Nico Juhe vor zwei Jahren, nachdem Max geboren war und seine Mutter aus gesundheitlichen Gründen nicht für ihn sorgen konnte, nicht zugetraut. "Ich hatte doch keine Erfahrung, wie man mit einem Kind umgeht", sagt der 35-Jährige. Und er wollte doch unbedingt das Kind behalten! Also beschloss er damals, mit dem Baby nach Stolberg ins Kinderheim zu ziehen.

Dort lernte er alles, was nötig war: Babynahrung zubereiten, Fläschchen geben, er wickelte und badete seinen Sohn, zog ihn an, fuhr ihn im Kinderwagen spazieren, er wusch und bügelte, hielt das Zimmer sauber, räumte auf und kochte Essen. Dabei halfen ihm die Mitarbeiter des Familienwerks mit Rat und Tat. "Er hat sich immer sehr bemüht, hat gefragt, wenn er was nicht wusste, und unsere Hinweise umzusetzen versucht", sagt Kathrin Hartinger, die Leiterin.

Auch beim Einrichten der Wohnung haben die Mitarbeiter vom Familienwerk tatkräftig geholfen. Vor allem beim Renovieren und der Suche nach erschwinglichen Möbeln, denn Nico Juhe steckte gerade eine Trainingsmaßnahme. Doch Kinderzimmer, Küche und Bad sind komplett eingerichtet. Und ein paar Dinge wie der Teppichboden im Wohnzimmer müssen warten, bis das Geld reicht. Der 35-Jährige ist für die Hilfe durch "die Chefin" und ihre Mitarbeiter dankbar: "Wenn man sie nicht hätte!"

Seit dieser Woche geht Max in Sangerhausen in den Kindergarten. "Es ist wichtig, dass er unter Kindern ist", sagt sein Vater. Morgens fahren sie dreiviertel sieben mit dem Bus ins Othal. "Ich fahre zurück, gehe einkaufen und bringe die Hütte in Ordnung." Mittags holt er den Kleinen ab. Nach dem Mittagsschlaf spielen sie oder gehen raus, damit Max den großen Baufahrzeugen zuschauen kann, die gegenüber die Gagarinschule abreißen. Nach dem Abendbrot schauen sie zusammen das Sandmännchen, dann wird Max ins Bett gebracht.

Nico Juhe hofft, dass es vielleicht bald mit einem Job klappt. Und wenn es erst mal nur ein Minijob wäre. Er hat Teilezurichter gelernt, lebt aber schon seit längerem von Hartz IV. "Ich hatte immer mal einen Ein-Euro-Job oder 'ne Trainingsmaßnahme. Es hätte jetzt fast in Sangerhausen mit Arbeit geklappt, aber auch am Wochenende und in Schichten. Das geht mit dem Kleinen nicht."

Eine eigene Wohnung mit seinem Sohn zu haben, bedeute schon eine Umstellung, sagt der 35-Jährige. Er ist gespannt, was die Zukunft bringen wird. In der soll Max der Mittelpunkt sein. Und wenn Not am Mann ist, etwa komplizierte Dinge bei den Behörden zu klären sind, kann er jederzeit bei Kathrin Hartinger und ihren Mitarbeitern HIlfe bekommen.