Sangerhausen Sangerhausen: Letzter Abspann doch noch nicht gelaufen?
SANGERHAUSEN/MZ. - Die Sangerhäuser Stadtverwaltung gibt den Kampf um das von Schließung bedrohte Kino noch nicht ganz verloren. "Unsere Abteilung Wirtschaftsförderung arbeitet mit Hochdruck weiter an dem Thema", versicherte Stadtsprecherin Marina Becker am Freitag auf Anfrage. Ziel sei es, das Kino auch nach dem für Mitte Dezember geplanten Auszug von Cinestar zu erhalten. "Dazu werden im Moment alle Möglichkeiten abgeklopft", sagte die Sprecherin, ohne allerdings näher ins Detail zu gehen.
Klaus Peche, der Vorsitzende der Bürgerinitiative Sangerhausen, rief die Einwohner der Region zu Protesten gegen die geplante Schließung auf. "Wenn Cinestar sich schon zurückzieht, dann sollte das Unternehmen wenigstens die vorhandene Einrichtung in den Räumen lassen", forderte Peche, der auch Fraktionschef der BIS im Stadtrat ist. Nur so habe ein neuer Betreiber eine Chance. Die BIS, die nach der Wende maßgeblich dazu beigetragen hatte, dass das Sangerhäuser Kino wieder eröffnet wurde, will sich selbst an die Cinestar-Zentrale in Lübeck und den Zwangsverwalter des Gebäudes, Harald Neumeister in Halle, wenden. Immerhin habe die Stadt 1995 dem damaligen Kinobetreiber Ufa einen Zuschuss von 300 000 Mark aus Steuermitteln für den Umbau gezahlt.
Peche appellierte an die Sangerhäuser, Protest-E-Mails oder Briefe an Cinestar zu schicken. So könnten sie zeigen, dass sie mit dem geplanten Vorgehen nicht einverstanden sind. Darüber hinaus wollen die Mitglieder der Initiative versuchen, die Landtags- und Bundestagsabgeordneten aus der Region und den Landrat ins Boot zu holen. "Es wird immer viel von den ach so wichtigen weichen Standortfaktoren geredet. Ein Kino gehört dazu", sagte der BIS-Chef. Jetzt sei es an der Zeit, Farbe zu bekennen.
Am Freitag war bekannt geworden, dass Cinestar mit seinem geplanten Rückzug Mitte Dezember auch das Inventar aus dem Filmtheater ausbauen und mitnehmen will. Interessenten, die das Kino übernehmen wollten, müssten so knapp eine Million Euro investieren, wenn sie das Kino wieder eröffnen wollten. Sie haben von dem Vorhaben deshalb erstmal Abstand genommen.
Die Cinestar-Gruppe hatte ihren Rückzug mit einer unternehmerischen Entscheidung begründet: Die Kinokette will sich künftig auf den Betrieb von Häusern mit größeren Leinwand- und Sitzplatzkapazitäten konzentrieren. Der Cinestar-Filmpalast Neue Zeit in Nordhausen hat zum Beispiel vier Säle mit 574 Plätzen. Das Cinestar Kino in Mühlhausen verfügt ebenfalls über vier Säle mit insgesamt 571 Plätzen. Zum Vergleich: In Sangerhausen gibt es nur drei Säle und 400 Plätze. Die Auslastungszahlen des Filmtheaters in der Rosenstadt sollen aber gar nicht schlecht sein. Genaue Angaben zu dem Thema sind nicht zu bekommen.
Die Mailadresse des Kinos in Sangerhausen: [email protected]