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Solidarität mit den Niederlanden Roßla: Landwirte protestieren aus Solidarität zu Holland

Von Beate Thomashausen 19.12.2019, 11:41
Bauern protestieren am Mittwochabend in Roßla.
Bauern protestieren am Mittwochabend in Roßla. Maik Schumann

Rossla - Landwirte aus Mansfeld-Südharz beteiligen sich an einem bundesweiten Flashmob. Über Whatsappgruppen organisierten sie den spontanen Protest. An der viel befahrenen Bundesstraße in Roßla positionierten Bauern aus dem Südharz ihre Traktoren. Teilweise warten sie mit Transparenten versehen. Hell erleuchtet waren sie am Ortseingang nicht zu übersehen. Auch in Eisleben am Wiesengelände trafen sich 16:30 Uhr Bauern mit ihren Schleppern.

Landwirte: Protest für Kollegen in den Niederlanden

Die Landwirte aus der Region solidarisieren sich mit ihren Berufskollegen in den Niederlanden, die aktuell gegen die Agrarpolitik in ihrem Land demonstrieren und auch auf ihre eigene Situation aufmerksam machen, die nicht weniger prekär ist als im Nachbarland. Das von der Politik beschlossene Agrarpaket, die neue Düngeverordnung, aber auch die fehlende Akzeptanz der Politik gegenüber der Landwirtschaft löste bereits Protestaktionen der Bauern aus.

Und jetzt im Dezember stellte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel den Klimaplan „Green Deal“ vor. Auch darin ist von einer Anpassung der Landwirtschaftspolitik die Rede.„

„Schon die neue, gerade novellierte Düngeverordnung ist Ökologie auf Beschluss“, findet Arnold Husemann aus Breitenbach, der einen Putenmastbetrieb betreibt und 100 Hektar bewirtschaftet. Darin werden theoretisch Dinge abgehandelt, die in der Praxis so nicht durchführbar seien. Den Bauern werden von der Politik die Arbeitsbedingungen diktiert.

Demonstration: Bauern machen auf ihre Lage aufmerksam

„Wir Bauern können Bio“, sagt Husemann. „Aber wollt ihr Verbraucher das auch tatsächlich bezahlen? Die Doppelmoral kommt uns teuer zu stehen.“ Entschieden werde nämlich an der Ladentheke. Und da werde billig gekauft. Aber: „Die Märkte machen das Essen nicht, das sind wir Bauern.“

Der Frust, der sich bei den Landwirten nicht erst seit gestern aufgestaut hat, ist gewaltig. „Wir sind heute nicht hier, weil uns im Winter langweilig ist“, sagte der gestandene Landwirt, „sondern weil es uns mittlerweile wirklich an die Existenz geht. Wir wollen von der Politik gehört werden.“

Bauern-Proteste in Berlin

Alle Welt spreche von den kleinen, familiengeführten Landwirtschaftsbetrieben, die werde es aber mit so einer Politik bald nicht mehr geben, glaubt Husemann. Zuletzt hatten die Bauern mit Protesten in Berlin auf sich aufmerksam gemacht.

Tausende Traktoren sorgten Ende November in der Bundeshauptstadt für ein Verkehrschaos. Mit dabei waren Landwirte aus Mansfeld-Südharz. „Wir müssen Zeichen setzen, dass wir nicht vergessen und abgehängt werden“, meinte auch Karsten Scheffler aus Bösenburg. „Unser Anliegen ist es zu sagen: Vergesst uns Bauern nicht!“ (mz)