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Rittergutsmühle Oberröblingen Rittergutsmühle Oberröblingen: Wo Räder knirschend ineinander greifen

Von Antje Seilkopf 17.09.2001, 16:09

Oberröblingen/MZ. - "Alles, was sich drehen könnte, bringt er zum Drehen", sagt seine Frau über den Mann, der Tag und Nacht damit beschäftigt war, zu putzen, zu reparieren und zu erneuern. Und auch sie ist zu Recht stolz auf das Geschaffene. Auf vier Etagen sind die einzelnen Arbeitsschritte zu verfolgen, durch die aus Getreidekörnern Mehl wird. Am imposantesten ist das Mühlrad, das sich mit seinen 4,5 Tonnen bei einem Durchmesser von 5,20 Metern recht flott durchs Mühlgraben-Wasser bewegt. Über den Kollos staunten auch die Schüler der Pestalozzischule, die in der vergangenen Woche vor Ort Fragen rund um die Mühle beantworteten.

Im Unterricht hatten sie sich auf diesen Ausflug vorab gut vorbereitet, unter anderem Zahnräder gezeichnet. Nun erklärten ihnen "Ehrenmüller" Kolbe, dass die Zacken aus dem Holz der Weißbuche gefertigt werden. Und dass immer die Zacken aus Holz und Metall ineinander greifen müssen, "denn das ist wichtig für einen ruhigen Lauf". Lehrerin Beate Knoblauch hat über das Internet viele Informationen über Mühlen der Region zusammengetragen. Da dabei bislang die aus Oberröblingen fehlt, bot sie den Kobers an, auch ihre Daten einzutragen und die Sammlung so zu komplettieren. Denn sie haben die Mühle nicht nur auf eigene Kosten hergerichtet, sondern auch zahlreiche Fakten über deren Geschichte zusammen getragen. Als die Kobers das Haus, in dem sie bis 1993 zur Miete wohnten, von der Treuhand kauften, mussten sie das nebenstehende Mühlengebäude dazu erwerben. Nach Jahrzehnten - 1964 hatte die LPG aufgehört, zu mahlen - öffneten sie erstmals wieder die Tür zur Mühle. Und kamen kaum weiter, "denn ein Meter hoch war alles vollgestellt mit irgendwelchem Gerümpel", erinnert sich die "Müllerin ehrenhalber". Da hieß es Ärmel hoch krempeln, um Schmutz und Chaos hinaus zu befördern. Davon ist heute allerdings nicht mehr das Geringste zu sehen - pieksauber präsentiert sich der im Laufe der Jahrhunderte buckelig getretene Steinboden. Auf dem drängen sich die Jungen und Mädchen, um auch alles gut zu sehen, was ihnen der Müller erläutert. Sie können es immer kaum erwarten, die Stiegen zum nächsten Stockwerk hochzusteigen und zum übernächsten. Ganz oben sind seit einigen Tagen alte Gerätschaften wie Waagen, Fleischwölfe, Siebe, Trichter und Honigschleuder ausgestellt - was sich so auf den Speichern fand. Neben dem Faible für alles, was dreht, haben die Kobers auch einen für''s Sammeln. All die alten Sachen aus Guss, Messing und Leder sind sauber geputzt und hübsch drapiert. Und wen interessiert, wofür in einer Mühle "Plansichter" und "Filterschrank" gebraucht wurden und wie ein Haus klingt, dessen Grundmauern im Takt der Zahnräder erzittern, dem hält das Oberröblinger Paar sicher gern die Türen zur Mühle auf. Das wundert sich nämlich schon seit einiger Zeit darüber, dass aus Sangerhausen regelmäßig Schulklassen kommen, um sich umzuschauen - aus ihrem Heimatort selber jedoch nicht. Der 1995 gegründete Verein zur Mühle unter Vorsitz ihres Bürgermeisters existiert nur auf dem Papier.