Renovierungsbetrieb Renovierungsbetrieb: Eine zweifelhafte Seriosität
Rothenburg/Dietersdorf/MZ. - Einen jähen Abbruch ihres Vorhabens vollzog Familie Meyer aus Sangerhausen. 2,50 Euro wurden pro Person für den Besuch des Areals Rothenburg im Kyffhäusergebirge verlangt. Um das dort befindliche Objekt (ehemaliges NVA-Ferienheim) zu sehen, das sich derzeit in einen desolaten Zustand befindet, und um den Blick ins weite Rund und auf die Burgruine schweifen zu lassen, hielt die sechsköpfige Familie den Eintrittspreis für unangemessen. Zumal die zwei Kassierenden laut Aussage der Meyers, die auf dem Absatz kehrt machten, mit ihrem Verhalten und Auftreten nicht unbedingt einen seriösen Eindruck gemacht haben sollen.
MZ-Recherchen haben ergeben, dass der derzeitige Eigentümer des Rothenburg-Areals ein Autohändler aus Heiligenstadt (Thüringen) ist. Dieser erklärte, dass er die Absicht habe, das Objekt wieder zu verkaufen, da sein Konzept aus finanziellen Gründen ohne Partner nicht realisierbar sei. Zwischenzeitlich habe der Renovierungsbetrieb (RVB) aus Dietersdorf im Kreis Sangerhausen sein Interesse bekundet, das Objekt zu kaufen. Besagte Firma soll gleichzeitig das Angebot unterbreitet haben, bereits vor dem Kauf und des Wechsels des Eigentümers Sicherungs- und Aufräumungsarbeiten auszuführen. Dies wertete der derzeitige Besitzer als eine gute Geste, die ihm laut seiner Aussage nichts kostet. Im April soll der Verkaufsvertrag vollzogen werden. Gegenüber der MZ betonte der Heiligenstädter, dass er in einem Fax den Geschäftsführern des RVB untersagt habe, Eintritt zu kassieren. Es sei ihm wichtig, dass das Objekt nicht in Verruf kommt, da es noch weitere Interessenten gebe.
Des weiteren gibt es Hinweise, die die Seriosität des Renovierungsbetriebes aus Dietersdorf anzweifeln lassen. Am Standort Dietersdorf (ehemaliges NVA-Objekt) war die Firma im vergangenen Jahr eingezogen. Übers Arbeitsamt wurden drei Leute vermittelt und eingestellt. Jens Fiedler übte die Tätigkeit eines Hausmeisters aus.
Doch das Glück, einen Arbeitsplatz zu haben, währte nur von September bis Dezember 2001. Fiedler berichtete, dass er alle Arbeitsgeräte, die er zum Mähen und zum Erledigen anderer Hausmeisterpflichten brauchte, selbst mitgebracht habe. Zweimal habe er Lohn auf sein Drängen hin bekommen. Auf rund 500 Euro warte er heute noch. Und auch für die zwei Frauen, die den Kiosk des Betriebes führten, der ebenfalls noch nicht bezahlt sei, sollen noch Lohngelder in Höhe von mehr als 1 000 Euro ausstehen.
Sachbearbeiterin Sylvia Pönitz vom Arbeitsamt in Sangerhausen bestätigte, dass Fördermittel für die Anstellung der Leute vorgesehen waren. Dem RVB seien die Förderanträge ausgehändigt worden, aber nie wieder zurückgekommen. Vorgelegt werden müsse bei der Antragstellung unter anderem auch die Gewerbeerlaubnis. Dietersdorfs Bürgermeister Hartwig Röder sagte: "Ich habe vom Gewerbeamt nie eine Bestätigung gesehen, dass dieser Renovierungsbetrieb im Ort ansässig ist." Die Gemeinde habe keine Verzichtserklärung zum Vorkaufsrecht abgegeben. Des weiteren liegt der MZ eine Information darüber vor, dass der RVB mit ungedeckten Schecks Rechnungen bezahlt. Bei der Recherche wurden immer wieder die Namen Ute Busch und Siegmar Franke genannt. Letzterer war am Dienstag nicht gewillt, auf MZ-Anfrage Auskunft zu geben.