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Politischer Aschermittwoch Politischer Aschermittwoch: Bürgermeister protestieren gegen Finanznot

Von Joel Stubert und Fabian Wagener 07.03.2019, 08:34
Die leeren Kassen der Bürgermeister zogen sich wie ein roter Faden beim politischen Aschermittwoch durch das Programm.
Die leeren Kassen der Bürgermeister zogen sich wie ein roter Faden beim politischen Aschermittwoch durch das Programm. Maik Schumann

Eisleben/Hettstedt/Sangerhausen - Musikalisch begann der Politische Aschermittwoch auf dem Sangerhäuser Markt mit einem Klassiker. Zu den Klängen der Olsenbande marschierten zehn Oberbürgermeister und Bürgermeister ein, jeweils mit einem roten Köfferchen bewaffnet, das sich wenig später als leer entpuppte. Wie einst Egon Olsen hatten sie einen Plan - aber in diesem Falle fehlte das Geld.

Rund 200 Bürger bestaunten das Schauspiel, das vom Sangerhäuser Bergmönch Andreas Sonntag und Peter Schulze pointiert geleitet wurde. Der Grundtenor stand schon im Vorfeld fest und war leicht verständlich: Die Kommunen brauchen mehr finanzielle Unterstützung. Der holprige Weg zum Geld, hieß das Stück, anschaulich durch einen vom Bauhof aufgeschütteten, zehn Meter langen Weg dargestellt. Dieser sollte „den beschwerlichen Gang nach Canossa, äh, Magdeburg“, symbolisieren wie Peter Schulze kommentierte.

Mit auf dem Marktplatz war auch Simone Nikisch, Bürgerin aus Sangerhausen. „Ich halte das für eine gute Aktion“, sagte sie. Es sei wichtig, auf die Situation der Region aufmerksam zu machen. Die Mittel fehlten, das sehe man beispielsweise an dem Zustand der Straßen. Dort könnten oft nur nur Löcher gestopft werden, statt die Fahrbahnen grundlegend zu machen.

Wenige Passanten interessiert

Immer wieder bleiben Passanten auf dem Markt stehen, machen Fotos, an wenigen Stellen gibt es auch mal Applaus. Es ist eine durchaus zahme Veranstaltung, die weniger aufsehenerregend als im vergangenen Jahr daherkommt, als der Landkreis symbolisch zu Grabe getragen wurde. Gastgeber war an diesem Tag offiziell Sangerhausens Oberbürgermeister Sven Strauß (SPD). „Die Welle, die die Veranstaltung schlagen wird, wird sicherlich kleiner sein als im vergangenen Jahr, aber wir haben bewusst auf eine Beerdigung verzichtet“, so Strauß. „ Wir wollten viele Leute ansprechen, ohne

zu ernst zu werden.“

Eislebens Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD) hatte sich - wie die meisten anderen Mitwirkenden auch - betont „arm“ gekleidet. „Die Veranstaltung war gelungen, allerdings muss diese Tradition bei uns erst noch wachsen“, spielte sie auf die doch übersichtliche Besucherzahl an. „Es ist wichtig, Flagge zu zeigen.“ Die Veranstaltung im vergangenen Jahr habe nicht unbedingt schon bares Geld gebracht, sagt Strauß. „Aber wir sind enger zusammengerückt.“

Sportvereine und Feuerwehren schlecht ausgestattet

Zwischendurch fanden die Teilnehmer auch Worte der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, symbolisiert durch die Thesen, die an den „Rosen der Hoffnung“ befestigt wurden. So wurde erwähnt, dass durch die Unterstützung des Landes auch einiges getan wurde, zum Beispiel das Theater Eisleben unterstützt wird. Kritisch wurde unter anderem die Finanzierung von Sportvereinen oder auch Feuerwehren angesprochen. „Viele Wehren arbeiten mit veralteter Technik, mit Provisorien. Sinnvolle Anschaffungen sind immer nur sehr eingeschränkt möglich“, sagte ein als Martin Luther verkleideter Mann.

Dem Protest schlossen sich auch Landtagsabgeordnete an, darunter der Hettstedter Stefan Gebhardt (Linke) und der Sangerhäuser Andreas Gehlmann (AfD). Die Aktion zum Politischen Aschermittwoch im vergangenen Jahr habe unter großer medialer Begleitung stattgefunden, es sei jedoch wichtig, dass der Protest weitergehe, sagte Gebhardt. „Es ist gut, dass Landkreis und Bürgermeister hier Seit’ an Seit’ stehen.“

AfD-Politiker Gehlmann sagte, dass man auf die Unterfinanzierung der Kommunen aufmerksam machen müsse, das gehe nur öffentlich. „Ich hätte mir aber gewünscht, dass bei dem schönen Wetter ein paar mehr Leute gekommen wären“, sagte er. „Nur die Masse kann etwas bewegen.“

(mz)

Andreas Koch, Bürgermeister von Mansfeld, beim schweren und steinigen „Gang nach Magdeburg“.
Andreas Koch, Bürgermeister von Mansfeld, beim schweren und steinigen „Gang nach Magdeburg“.
schumann
Neue Thesen wurden an Rosen gebunden.
Neue Thesen wurden an Rosen gebunden.
schumann