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Nacktwanderer in Wippra Nacktwanderer in Wippra: Textilfrei auf Tour

Von Susann Salzmann 03.05.2015, 15:26
Nacktwanderer leiteten den Saisonbeginn mit einer Wanderung durch die Wippraer Harzregion ein.
Nacktwanderer leiteten den Saisonbeginn mit einer Wanderung durch die Wippraer Harzregion ein. Susann Salzmann Lizenz

Wippra - Textilfrei wandern bedeutet in erster Linie vor allem, die Natur mit allen Sinnen wahrnehmen. Intensiver als es bei „normalen“ Naturtouren der Fall ist. Dieses befreiende Gefühl genießt zur Eröffnung der Naturistensaison auch der 53-jährige Wolfgang, der seinen vollständigen Namen nicht preisgeben möchte. Sich unbekleidet zu bewegen, möge er seit Kindesbeinen an. Freikörperkultur (FKK) habe er seit 1988 verstärkt ausgeübt. Durch heimisches FKK, Urlaube, Wanderungen. Jüngst gehört er zu rund 20 Naturfreunden, die den Naturistenstieg nahe der Wippraer Talsperre erklimmen. Den Weg mit der ersten „Nacktwanderung“ des Jahres einweihen. Selbstredend, dass Wolfgang aus dem Stuttgarter Raum zu der Führung durch die idyllische Harzregion nur eines am Körper behält: Seine Schuhe. Freilich, bekennt er, wäre es ein weiterer Pluspunkt für diese regionale Wanderroute, könnte man während solcher Wanderungen auch auf die Schuhe verzichten, „aber dafür ist der Weg einfach zu kieselig“. So wie Wolfgang sehen es alle anderen auch. Die Schuhe bleiben an. „Aber selbst die Brille ist mir dann zu viel“, ergänzt er und legt sie ab.

Die drei Frauen unter den Teilnehmern verzichten derweil sogar ganz aufs Ausziehen. Die Temperatur sei mit rund zehn Grad Celsius einfach noch zu niedrig. Auf das gemeinsame Wandererlebnis hat man allerdings dennoch nicht verzichtet.

Wanderer kommen von weit her

Die Wanderfreunde sind aus allen Ecken Deutschlands und sogar der Schweiz bis nach Wippra gereist. Auch Horst Kehm, der das zweite Mal bei der 1.-Mai-Tour dabei gewesen ist. „Vor fünf Jahren wurde der Weg eingeweiht. Das kleine Jubiläum macht diese Wanderung diesmal zu etwas Besonderem“, findet der 57-Jährige aus der Nähe von Frankfurt am Main. Vierzehn Kilometer liegen vor ihm und den anderen. Damit entscheiden sie sich für die mittlere Schleife, die in Wippra beginnt und wieder endet. Besonderer Reiz sei die hiesige Natur. Deshalb beabsichtige der Nacktwanderer auch, des Öfteren hierher zu kommen. Mit Saunagängen und Nacktbaden in den 80ern wurde Kehms Leidenschaft für textilfreie Unternehmungen genährt. Er wandert in ganz Deutschland, bis Oktober zum Saisonende. Insbesondere wenn die Wanderung mit einer kleinen Sehenswürdigkeitentour verknüpft werden kann, lohnt es sich für den Großstädter. Diesmal mit auf dem Plan: Ein Besuch des Schaubergwerkes Röhrigschacht und des Sangerhäuser Rosariums.

Beschilderung wird kritisiert

Fast alle Generationen, vorrangig natürlich die ältere, nutzen das Angebot zum Nacktwandern. „Ein Vater und sein elfjähriger Sohn haben kurzfristig abgesagt. Wetterbedingt“, meint Horst. Neulinge gibt es bei aber bei fast jeder Tour. Diesmal gehörte der 69-jährige Peter – einer der Ältesten – aus Bad Hersfeld dazu. Über Internetforen sei man darauf aufmerksam geworden. Genau das richtige für jemanden, der seit 40 Jahren FKK betreibt und seit 2012 textilfrei wandern geht. Häufigeren Besuchen in Wippra wäre er nicht abgeneigt. Allerdings hätte er sich für seine erste Anfahrt eine bessere Beschilderung gewünscht. Wer nicht weiß, dass er zunächst bis vor die Staumauer fahren muss, finde nämlich auch keinen Anhaltspunkt, wo es zum Naturistenstieg gehe. „Ganz abgesehen von dem schlechten Weg bis hierhin“, bemängelt Carsten Hartmann aus der Nähe von Göttingen. „Wenn wir den Weg zurückfahren, brauchen wir erst einmal neue Stoßdämpfer“, kritisiert er die Löcherpiste. Einen direkten Zusammenhang zwischen der holprigen Zufahrt und stagnierenderen Teilnehmerzahlen sei nicht ganz ausgeschlossen, so Hartmann. (mz)