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Nach Orkan "Friedrike" Nach Orkan "Friedrike": Neue Bäume für eine Million Euro

Von Grit Pommer 27.03.2019, 10:28
Falko Jäckel bohrt mit dem „Pflanzfuchs“ Löcher, in die junge Eichensetzlinge kommen. Torsten Richters (rechts) schaut ihm dabei zu.
Falko Jäckel bohrt mit dem „Pflanzfuchs“ Löcher, in die junge Eichensetzlinge kommen. Torsten Richters (rechts) schaut ihm dabei zu. Grit Pommer

Obersdorf - Der „Pflanzfuchs“ klingt wie ein Moped. Knatternd im Leerlauf, sägend unter Belastung. Richtig arbeiten muss er, wenn Falko Jäckel den stählernen Spiralbohrer nach unten ins Erdreich drückt. Nur zwei Sekunden, dann ist das Pflanzloch in den Waldboden gedreht. Die Waldarbeiter, die Jäckel folgen, setzen die jungen Eichenpflanzen hinein und drücken rundherum die Erde fest.

Auf einer fünf Hektar großen Fläche bei Annarode, die Orkan „Friedrike“ komplett leergefegt hat, demonstrieren Torsten Richters und Olaf Jensen vom Forstlichen Bildungszentrum des Landes Waldarbeitern und Forstunternehmern die verschiedenen Möglichkeiten, neue Setzlinge in die Erde zu bringen.

500 Hektar Wald zerstört

„Hier im Harz liebt ihr ja alle eure Wiedekopfhaue“, sagt Richters. Er hat aber noch eine ganze Reihe anderer Pflanzwerkzeuge mitgebracht. Bei der Schulung will er den Leuten zeigen, dass für manche Baumarten andere Geräte besser geeignet sind.

Denn Pflanzen ist in diesem Jahr ein ganz großes Thema im Wald. Im Landesforstbetrieb Süd mit Sitz in Obersdorf werden in diesem Frühjahr rund 600.000 Bäume neu gepflanzt. Damit forstet man etwa 130 der 500 Hektar wieder auf, die im Orkan zerstört worden sind, sagt Betriebsleiter Holger Koth.

Fläche könnte verwildern

Es sei wichtig, sich möglichst schnell um die Flächen zu kümmern. „Hier in der Region haben wir relativ gute Böden mit hohem Nährstoffgehalt und guter Fähigkeit, Wasser zu speichern“, sagt Koth. Auf einer leer geräumten Fläche könne das aber auch zum Nachteil werden, weil auch Gras, Holunder, Brombeere und Haselstrauch üppig wachsen, wo das schattige Blätterdach verschwunden ist.

„Innerhalb von zwei, drei Jahren kann so eine Fläche komplett verwildern“, erklärt Koth. Dann wäre der Aufwand, sie für die Wiederaufforstung herzurichten, deutlich größer.

Mit den ersten Aufforstungsaktionen nach dem Orkan - an die 200.000 Setzlinge sind schon im Herbst in die Erde gekommen - kümmert man sich vor allem um die größten Brachen in den am schlimmsten betroffenen Revieren. „Da haben wir durchaus Flächen, wo auf 30, 40 Hektar am Stück überhaupt keine Waldstruktur mehr da ist“, sagt Koth.

Wobei Wiederaufforstung nach dem Orkan ein teures Unterfangen ist. In dem Maße, wie der Holzpreis auf dem überschwemmten Markt in den Keller rauscht, schießen auf der anderen Seite die Preise für Pflanzen und Arbeitskräfte in die Höhe. Um mindestens die Hälfte, schätzt Koth, sei alles teurer geworden.

Umso wichtiger sei es, mit den Pflanzen jetzt sorgsam umzugehen, damit sie gut anwachsen. Die Eiche vertrage es nicht, wenn man die lange Pfahlwurzel knickt oder gar abknipst. Es werden tiefere Pflanzlöcher gebraucht - und dafür möglicherweise anderes Werkzeug.

Mehr als die Hälfte der Bäume, die in diesem Jahr neu gesetzt werden, sind Eichen. Weil die Wirtschaft aber auch Nadelholz braucht, werden ebenso rund 200.000 Douglasien, Lärchen, Kiefern und Weißtannen gesetzt. Und dazu noch einige andere Laubholzarten wie Hainbuche und Ahorn.

Fichten in Mansfeld-Südharz bald Geschichte

Fichte dagegen ist im Landeswald passé. „Das ist hier in der Region eine aussterbende Baumart“, sagt Koth. Die Hälfte des Bestandes habe man im Orkan verloren. Bei ungünstigem Wetter - warm und trocken - könnte sich der Rest schon in ein, zwei Jahren erledigt haben. Auf Laubholz zu setzen ist aber aufwändiger. Die Pflanzen sind teurer und anspruchsvoller, man braucht mehr Setzlinge pro Hektar und muss sie mehr pflegen. Rund eine Million Euro investiert das Land in diesem Jahr im Betrieb Süd in die Wiederaufforstung.

Auf der Fläche bei Annarode wurden lange, 40 Zentimeter tiefe Furchen in den verkrauteten Boden gefräst, bevor die Pflanzer kamen. Das erleichtert die Arbeit enorm, kommt aber nicht überall in Frage, sagt Koth. Denn auch diese Maßnahme ist - teuer. (mz)

Douglasien in der Pflanzfurche.
Douglasien in der Pflanzfurche.
Grit Pommer