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Nach Facebook-Post Nach Facebook-Post: Neuer Wirbel um 40 Jahre alten Kriminalfall

Von Frank Schedwill 09.11.2019, 11:00
Das Verschwinden von Dirk wird auch in einem Buch thematisiert, das Heidi Stein zusammen mit der Autorin Ines Veith geschrieben hatte.
Das Verschwinden von Dirk wird auch in einem Buch thematisiert, das Heidi Stein zusammen mit der Autorin Ines Veith geschrieben hatte. Stedtler

Uftrungen/Sangerhausen - Ein zweizeiliger Facebook-Post schlägt Wellen im Internet: Heidi Stein, die Mutter des seit 40 Jahren vermissten Dirk Schiller, behauptet darin, dass sie ihren Sohn wiedergefunden hat, und zwar in der Kreisstadt von Mansfeld-Südharz. „Eine von uns veranlasste DNA-Probe hat ergeben, dass Dirk der Mann aus Sangerhausen ist, den wir durch eine Freundin gefunden haben“, schrieb Stein am Donnerstag.

Der Text ist mittlerweile über 60 Mal kommentiert worden. Viele Nutzer beglückwünschen Stein zu ihrem Erfolg und wünschen ihr, dass sie mit ihrem Sohn wieder zusammenkommen möge.

Zweifel an Echtheit der DNA-Probe

Doch stimmen die Angaben der Görlitzerin wirklich, die heute in Isenbüttel in Niedersachsen lebt? Denn offen ist, wie Stein an die DNA-Probe des Mannes gekommen sein will.

Im Internet lässt sie anklingen, dass das ihr Geheimnis sei und ein von der Polizei im vergangenen Jahr durchgeführter DNA-Vergleich, der keine Übereinstimmung erbrachte wohl gefälscht war. Die MZ wollte nun selbst mit Stein sprechen. Ein für Freitagnachmittag vereinbartes Telefongespräch kam jedoch nicht zustande.

Fakt ist: Dirk Schiller, damals dreieinhalb Jahre alt, war am 10. März 1979 unter nicht gänzlich geklärten Umständen an der Heimkehle bei Uftrungen verschwunden.

Polizei-Angaben widersprechen Facebook-Post

Während die Behörden davon ausgehen, dass der blonde Junge in der Thyra oder einem ihrer Nebenflüsse ertrank, ist seine Mutter nach wie vor von einer Entführung durch die Stasi überzeugt. Nach Hinweisen war sie Ende 2017 auf einen Mann in Sangerhausen gestoßen, der der seit Jahrzehnten gesuchte Dirk sein könnte.

Nach Steins Informationen ist der Junge, um den es geht, in Sangerhausen adoptiert worden. Sein Adoptiv-Vater sei Major der Stasi gewesen. Und er soll 1979 einen blauen Moskwitsch mit Leipziger Kennzeichen gefahren haben. Genau so ein Auto hatte Stein kurz vor dem Verschwinden des Jungen auf dem Parkplatz an der Höhle bemerkt.

Die Aussagen von Stein auf Facebook stehen nun im Gegensatz zu den Angaben, die die Polizei zuletzt in dem Fall machte. Im Oktober 2018 hatte Halles Polizeisprecher Ralf Karlstedt der MZ gesagt, es könne mit Sicherheit ausgeschlossen werden, dass der Sangerhäuser das Kind von Stein sei. Der Sangerhäuser hatte damals auf wiederholtes Drängen von Stein freiwillig eine DNA-Probe abgegeben.

Tragischer Unfall oder Entführung?

Ein Abgleich mit der DNA von Stein, die seit März 2018 bei der Polizei vorliegt, hatte laut Polizei damals ergeben, dass beide in keinem Verwandtschaftsverhältnis zueinander stehen. Bereits zuvor hatten es die Beamten für äußerst unwahrscheinlich gehalten, dass der Sangerhäuser Dirk ist.

Nach ihren Recherchen war der Junge bereits Monate vor Dirks Verschwinden von einer Sangerhäuser Familie adoptiert worden. Er könne also nicht der Vermisste sein. Das zuständige Fachkommissariat der Polizeiinspektion Halle hatte auch noch einmal den Ablauf des 10. März 1979 rekonstruiert, als der damals dreieinhalbjährige blonde Junge an der Höhle bei Uftrungen verschwand.

„Es gibt keine objektiven Erkenntnisse, dass das Kind damals entführt worden ist. Nach wie vor muss von einem tragischen Unglücksfall ausgegangen werden“, betonte Karlstedt.

„Kein neuer Erkenntnisstand“

Er fügte hinzu: Die Polizei habe 1979 alle erforderlichen Maßnahmen eingeleitet, um das Kind wiederzufinden. Am wahrscheinlichsten sei, dass der blonde Junge in einen der Flüsse an der Höhle gefallen und ertrunken ist. Seine Leiche war jedoch nie gefunden worden.

Karlstedt sagte am Freitag auf Anfrage: Er habe seinen damaligen Aussagen sei nichts hinzuzufügen. „Es gibt aus unserer Sicht keinen neuen Erkenntnisstand.“ (mz)

An der Heimkehle Uftrungen verschwand Dirk Schiller
An der Heimkehle Uftrungen verschwand Dirk Schiller
Schumann