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MZ-Rätselfoto aus Sangerhausen MZ-Rätselfoto aus Sangerhausen: Schrankenposten 41

Von Beate Lindner 28.01.2016, 17:59
Das gesuchte Motiv aus der vergangenen Woche.
Das gesuchte Motiv aus der vergangenen Woche. K. Winterfeld Lizenz

Sangerhausen - Fotograf Klaus Winterfeld war sich sicher, dass das Schrankenwärterhäuschen in der Hüttenstraße keine so harte Nuss sein wird. Zur Verfügung gestellt hat er es vor allem aus Neugier auf die vielen Geschichten und Rechercheergebnisse. Und er sollte nicht enttäuscht werden.

Der Bergaer Manfred Schröter weiß nicht nur, dass es das ehemalige Häuschen des Schrankenwärters in der Hüttenstraße ist, sondern - deshalb auch Nummer 41 - das 41. von Halle aus gezählt. Jutta Staab wusste das auch und sogar des Baujahr des Häuschens. Sie schreibt: „Dieser Holzbau wurde im Rahmen der Gleiserweiterung 1943, zeitgleich mit der Blockstelle Brandrain, Drittes Gleis, bis Riestedt verlegt… 1978 wurde in den Nachtstunden der Posten wegen Personalmangel geschlossen. Später wurde die Straßenüberführung für Kfz geschlossen, so dass nur noch für Fußgänger ein Übergang bestand. Mit der Sanierung der Hasentorbrücke entfiel der Teil als Havarieschranke. “

Walter Strauch hat sich mit dem Umfeld beschäftigt: „Gleich zehn Meter neben dem Häuschen stand ein kleiner, unscheinbarer Flachbau. Dieser Flachbau war längere Zeit in der DDR die ’Inter Tankstelle’. An dieser Tankstelle durfte der Westbesuch seinen Tank auffüllen. Dieses ganze Gelände, auch einschließlich der im Jahr 1913 gebauten Genossenschaftsbäckerei hatte die Wohnungsbaugenossenschaft um die Jahrhundertwende gekauft, für den Wohnungsbau.

Zu erwähnen wäre da noch, dass in den 60er Jahren die Schachtbusse (etwa 25 je Schicht) alle durch die Hüttenstraße fahren mussten. Die Ursache war, dass die Bahnbrücke am Hasentor so niedergeführt war, dass eine Sperrung für schwere Fahrzeuge notwendig war. Ebenfalls bemerkenswert, dass fast täglich ein Lkw ’Konsumbrot’ von der Roten Armee nach Allstedt abgeholt wurde aus der Konsumbäckerei.“

Bahnwärterhäuser und Wachthäuschen

In Bahndingen kennt sich offenbar auch Irmhild Gothe sehr gut aus. Sie schreibt: „Mit dem dichter werdenden Bahnbetrieb wurde es erforderlich, wichtige Stellen bahnseitig dauernd mit Personal zu besetzen, um Kontroll- und Meldeaufgaben zu tätigen, Handregelungen vorzunehmen, mechanisch Schranken, Signale und Weichen zu bedienen. Aus diesem Grunde wurden Bahnwärterhäuser nach dem Vorbild des Chausseehauses als Dienstwohnung für den Bahnwärter, in eher seltenen Fällen auch mit Dienstraum, errichtet. Bereits in der Gründungszeit der Eisenbahn wurden bei der bayerischen Ostbahngesellschaft Bahnwärterhäuser (für verheiratete Wärter) und Wachthäuschen (für ledige Wärter) errichtet. Zu den Aufgaben des Bahnwärters gehörte es, die Schranken zu schließen, in Bahnhöfen die Weichen zu stellen und Laternen für Beleuchtungszwecke und in Signalen anzuzünden und nach Tagesanbruch wieder zu löschen.“ Wie es zu teilweise langen Wartezeiten an der Schranke kam, das erklärt Manfred Franke: „Da sich in Sangerhausen zwei Eisenbahnhauptstrecken kreuzen und damals der gesamte Güterverkehr über Gleise erfolgte, waren die Schranken oftmals geschlossen. Als 1966 die Innenstadt zur Einbahnstraße erklärt wurde, musste der Ost-West-Durchgangsverkehr auf der Fernverkehrsstraße (F80) über Brandrain, Hüttenstraße, Thälmannstraße, Mühlgasse durchgeführt werden. Das führte durch den ständig wachsenden Kraftfahrzeugverkehr zu langen Wartezeiten an diesem Bahnübergang. Erst als die Wilhelm-Telemann-Straße (heute vor der Probstmühle) als Durchgangsstraße zur Hüttenstraße ausgebaut wurde, konnte der Bahnübergang entlastet werden.“ Mit dem Motiv verbinden auch wieder viele Leserinnen und Leser persönliche Erinnerungen.

Lange Wartezeiten an der Schranke

Horst Kundlatsch zum Beispiel: „Hier habe ich in den 70er Jahren auf dem Weg von meiner Wohnung in der Ostsiedlung zur Arbeitsstelle Mafa oftmals längere Wartezeitenzeiten an der Schranke zu gebracht. Auf Grund des hohen Eisenbahnverkehrs in der damaligen Zeit auf dieser stark befahrenen Strecke waren 20 Minuten keine Seltenheit. “ Oder Marcel Dienemann: „Meine Oma war damals als Schrankenwärter in diesem Häuschen tätig. Wenn wir Ferien hatten, durfte ich als Kind mit die Fußgängerschranke öffnen und schließen. Kein ungefährlicher Job. Ich kann mich noch daran erinnern, wenn abends die Gäste betrunken aus der damaligen Gaststätte Kirchberg kamen und unter den geschlossenen Schranken den Bahnübergang überquerten. Aber es war auch ein schöner Anblick damals, wenn die alten Dampflokomotiven vorbeifuhren und der Lokführer grüßte.“ Übrigens: Marcel Dienemann wohnt jetzt in Niederbayern. Auch Maik Dauer hat Erinnerungen: „Bin dort immer lang, um in den alten Schulgarten zu kommen oder um meine Oma zu besuchen in der Ostsiedlung.“ Auch Andreas Gärtner kann da einen Beitrag leisten: „Mit Opa bin ich damals im grünen B 1000 oft dort lang gefahren.“ Das mit dem Warten kennt auch Karin Tobihn noch: „Ich bin in der Nähe der Ostsiedlung aufgewachsen. Damals war die große Schranke noch in Betrieb, da die Hauptverbindungsstraße nach Wippra neben der Hasentorbrücke durch diesen Stadtteil führte. Schwierig war es am Freitagnachmittag - die Autoschlange staute sich bis zum Molkereigeschäft Werner Hahn, wenn nicht noch weiter.“ Stefan Doll kam es als Kind immer wie eine Ewigkeit vor, wenn er vor der Schranke stand. Besonders wenn die überlangen Züge rollten, seien Wartezeiten bis 30 Minuten nicht selten. Auch Käte Moritz „kann ein Lied davon singen“, wie sie schreibt. „Ich musste oftmals auf dem Weg zur Arbeitsstelle, das war der Konsumkreisverband, vor der Schranke stehen.

Richtig lagen zudem: Walter Pfeifer, Ursula Harnisch, Frank Hundt, Roland Purmann, Dirk Niering, Wilfried Keitz, Frank Gottschalk, Ottomar Hundt, Heidelies Ecke, Roswitha Waletzki, Horst Ramm, Achim Duttke, Rene Goldschmidt, Simone Roggatz, Ronald Unger, Kai Querengässer, Maritta Noack, Hans-Joachim Kuhnt, Carina Sperling, trude27, Christine Heisig, Dolores Hesse, Hans-Joachim Laßbeck, Patrick Heine, Michael Krüger, Birgit Hammerschmidt, Daniel John, Sabine Schmidt, Christa Brötzmann, Wolfgang Fricke, Lutz Reinboth, Astrid Rückebeil, B. Mendt, Patrick Lange und Günter Burghardt. (mz)

Gewonnen hat diesmal D. Kuhn. Herzlichen Glückwunsch. Für das neue Rätselfoto verlassen wir die Stadt Richtung Südharz. Einsendeschluss ist der 3. Februar.

Der Flachbau hinter dem Häuschen war mal Tankstelle für den Westbesuch.
Der Flachbau hinter dem Häuschen war mal Tankstelle für den Westbesuch.
W. Strauch Lizenz
Was hatte der Fotograf hier vor dem Objektiv? Beziehungsweise: Wo war er?
Was hatte der Fotograf hier vor dem Objektiv? Beziehungsweise: Wo war er?
Privat Lizenz