MZ-Gartenolympiade MZ-Gartenolympiade: Vermeintlicher Löwenzahn entpuppt sich als besondere Blume

Niederröblingen - „Erst dachte ich, da wächst ein Löwenzahn“, sagt Irmhild Kunze aus Niederröblingen und schmunzelt. „Das war im vorigen Jahr. Die Pflanze sah aber irgendwie breiter und kräftiger aus, deshalb habe ich sie dann doch erst mal noch stehen lassen.“ Nur gut, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Denn die Pflanze ist eine Nachtkerze, mittlerweile fast zwei Meter hoch und bringt täglich Hunderte neue gelbe Blüten hervor. Eine Pracht, an der sich Irmhild Kunze kaum satt sehen kann.
Blüten der Nachtkerze öffnen sich innerhalb weniger Minuten
Die Nachtkerze steht im 500 Quadratmeter großen Garten, den die 70-Jährige an ihrem Haus bewirtschaftet. Ein, zwei Stunden, sagt die Niederröblingerin, verbringe sie jeden Tag im Grünen. „Ich habe kein Gemüse mehr, nur Rasen und Blumen. Malven, Cosmea, eine Yucca, von allem was.“ Also ist sie entweder mit mähen, hacken oder gießen beschäftigt. „Und wenn ich mal einen Tag nichts mache, dauert es eben am nächsten Tag ein bisschen länger“, sagt sie und lacht.
Zurzeit kümmert sie sich vor allem um die Nachtkerze. „Voriges Jahr hat sie ja noch nicht geblüht. Dieses Frühjahr habe ich wieder gerätselt, was das überhaupt ist.“ Als sie schließlich die ersten schotenähnlichen Knospen an den Blütenständen entdeckte, sei sie von Tag zu Tag neugieriger geworden. Und dann, eines Abends, hätten sich die ersten Blüten geöffnet. „Man kann förmlich dabei zusehen. Das passiert in ein paar Minuten, wie im Zeitraffer“, beschreibt die Rentnerin. „Es sind ganz zarte Blüten.“ Sie recherchierte und fand heraus, dass es eine Nachtkerze sein muss. Das Aufblühen hat sie inzwischen auch gefilmt.
Niederröblingerin hat mittlerweile schon 1.000 verwelkte Blüten von der Nachtkerze entfernt
Doch so schnell, wie sich die Blüten öffnen, verschwinden sie wieder. „Nach einem Tag sind sie völlig ausgetrocknet und verblüht.“ Jeden Abend, meist gegen acht, zupft Irmhild Kunze die verwelkten Blüten ab. Sie hat aus Spaß einfach mal mitgezählt: „Es sind schon weit über 1.000 gewesen.“ Und es warten noch viele darauf, sich zu öffnen.
Ursprünglich stammen Nachtkerzengewächse aus Nordamerika. Sie kamen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Zierpflanzen nach Europa und zählen deshalb zu den Neophyten. Da jede Samenkapsel bis zu 200 Samen enthält, haben sich die zweijährigen Nachtkerzen im Lauf der Zeit weithin ausgebreitet, mitunter galten sie sogar als Unkraut - doch in Irmhild Kunzes Garten auf keinen Fall. Die Rentnerin freut sich über den neuen Gartenbewohner, zumal die Nachtkerze völlig anspruchslos ist. Und sie hofft, dass sich auch künftig immer mal einen vermeintlichen Löwenzahn entdecken kann. (mz)