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Mit 66 Jahren ist Schluss Mit 66 Jahren ist Schluss: Kardiologe Manfred Genske übergibt seine Praxis

Von Karl-Heinz Klarner 28.06.2017, 14:00
Manfred Genske hat seine Nachfolgerin Iris Bierwirsch in Sangerhausen eingearbeitet.
Manfred Genske hat seine Nachfolgerin Iris Bierwirsch in Sangerhausen eingearbeitet. Karl-Heinz Klarner

Sangerhausen - Er kennt viele Familiengeschichten seiner Patienten, ist manchmal Seelsorger und Therapeut, aber in allererster Linie Arzt. Doch für den Sangerhäuser Manfred Genske ist jetzt Schluss. Nach 36 Jahren im Dienst der Patienten geht der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie Ende des Monats in den Ruhestand. Mit knapp 66 Jahren fängt für ihn das Leben neu an.

Kardiologe Genske wird auch weiterhin in der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt aktiv bleiben

„Ich werde erst einmal mit meinen Enkeln in den Urlaub fahren“, freut sich Genske auf den Einstieg ins Rentnerdasein. Das ist nur der Anfang. Dennoch zieht sich Genske nicht gänzlich auf das Altenteil zurück. So will der promovierte Arzt im Ruhestand auch weiter in der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt aktiv bleiben. Immerhin war er 20 Jahre lang Kreissprecher der KV für den Bereich Sangerhausen. So weiß er nicht nur um die Sorgen und Nöte der Patienten, sondern auch der Ärzteschaft in der Region.

Seine rund 1.800 Patienten müssen sich jedoch nicht um ihre weitere Behandlung sorgen und einen neuen Arzt suchen. Denn die Praxis im Sangerhäuser Stadtteil Südwest wird nahtlos fortgeführt. Dafür hat Genske einen außergewöhnlichen Weg beschritten. „Ich hätte mich auch in einem medizinischen Versorgungszentrum anstellen lassen können, doch das wollte ich nicht“, macht der Mediziner deutlich.

Stattdessen hat er sich für eine direkte Nachfolgeregelung entschieden. Das ist jedoch in einem Gebiet wie Sangerhausen schwierig, da nach den Vorgaben der KV der Bereich für Neuzulassungen von Ärzten aufgrund von Überversorgung gesperrt. Diese Reglementierung hat Genske umgangen und den Weg über eine so genannte Job-Sharing-Berufsausübungsgemeinschaft gewählt. Was sich etwas sperrig anhört, ist eigentlich ganz einfach. So hat sich Genske die Praxis, das Honorar und den Job eine Zeit lang mit seine potenziellen Nachfolgerin geteilt. Dafür hatte er die Stelle ausgeschrieben.

Kardiologin Iris Bierwirsch hat 20 Jahre im Nordhäuser Krankenhaus gearbeitet

„Ich hatte einige Bewerbungen“, erzählt Genske. Am Ende hat er sich für Iris Bierwirsch entschieden. Die 54-jährige Nordhäuserin kann auf reichlich Erfahrung blicken. Denn die Kardiologin war 20 Jahre im Krankenhaus in Nordhausen tätig und hatte zuletzt eine Hausarztpraxis in Mühlhausen. Nunmehr wird die Ehefrau und Mutter einer erwachsenen Tochter wochentags von Thüringen nach Sachsen-Anhalt pendeln. „Ich kann mich doch nicht jetzt schon auf die Rente vorbereiten“, sagt die promovierte Ärztin mit einem Augenzwinkern und freut sich auf die neue Aufgabe.

Schließlich habe sie lange gesucht, um wieder in ihrem Spezialgebiet als Kardiologin arbeiten zu können. Schon 2015 habe man in Sangerhausen damit begonnen, die Patienten über den Wechsel hinter dem Behandlungstisch zu informieren. „Ich freue mich natürlich, dass ich eine kompetente Nachfolgerin für meine Praxis gefunden habe“, sagt Genske.

Für Genske geht nunmehr ein Lebensabschnitt zu Ende, der nicht zuletzt durch die Wiedervereinigung geprägt war. Rund eine Million D-Mark an Krediten hat der Arzt Anfang der 90er Jahre aufgenommen und im umgebauten Ärztehaus in die neue Praxis investiert. „Ich hatte gute Berater, sonst wäre das beinahe schief gegangen“, erinnert er sich an den beruflichen Neustart.

Schließlich hatte die Kassenärztliche Vereinigung Mitte der 90er Jahre das Abrechnungssystem geändert und die Honorare nach unten korrigiert. Für Genske ist das jedoch längst Geschichte. Jetzt stehen für den gebürtigen Hallenser die Malerei und das Wandern im Mittelpunkt. Und dann ist da noch die Präsidentschaft. In diesem Jahr wird er den Vorsitz des Rotary-Clubs Sangerhausen übernehmen. (mz)