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Fahrradbauer Mifa Mifa: Bleibt Standort Sangerhausen langfristig erhalten?

Von Steffen Höhne 23.05.2017, 18:15
Beim insolventen Fahrradhersteller Mifa aus Sangerhausen bleibt die Hoffnung auf eine Rettung bestehen.
Beim insolventen Fahrradhersteller Mifa aus Sangerhausen bleibt die Hoffnung auf eine Rettung bestehen. imago stock&people

Halle (Saale) - Es sollte als Ultimatum wirken: Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass der Gläubigerausschuss des insolventen Fahrrad-Herstellers Mifa von potenziellen Investoren bis Dienstag akzeptable Angebote haben wollte, sonst drohe die Abwicklung. Doch nun haben die Gläubiger des Traditionsunternehmens aus Sangerhausen (Mansfeld-Südharz) die Entscheidung wieder um eine Woche vertagt. Die Investoren sollen ihre Angebote nachbessern, teilte Insolvenzverwalter Lucas Flöther mit. Namen und Details nannte er aber nicht.

Mifa in Sangerhausen: Zwei Bieter für Fahrradbauer

Nach MZ-Informationen gibt es aktuell weiter zwei Bieter: der bisherige Unternehmenschef Heinrich von Nathusius und die bayerische Unternehmerfamilie Puello. Seit Wochen verhandeln die Puellos mit von Nathusius über den Kauf des neuen Werkes vor den Toren der Stadt. Nathusius will einen Kaufpreis, der in etwa in der Höhe der Investitionen von 17 Millionen Euro liegt. Dafür fehlen den Puellos offenbar die finanziellen Mittel. Auf Anfrage waren sie dazu nicht erreichbar.

Die Landrätin von Mansfeld-Südharz, Angelika Klein (Linke), machte daher Ende vergangener Woche das Angebot, dass ein neuer Investor die alten Werkhallen in der Sangerhäuser Innenstadt nutzen könnte. Diese seien zwar kleiner, aber auch günstiger. Nach MZ-Recherchen haben die Puellos zum Landkreis Kontakt aufgenommen, ein Treffen steht für kommenden Montag im Raum.

Winora Group: Susanne und Felix Puello wollen einer Art „Erlebnismanufaktur“ für Sangerhausen

Die Unternehmerin Susanne Puello und ihr Mann Felix Puello bauten den Fahrrad-Hersteller Winora Group aus Schweinfurt (Bayern) in den vergangenen beiden Jahrzehnten zu einem international führenden Anbieter für Fahrräder und E-Bikes auf, der bekannte Marken wie Haibike produziert. Susanne Puello ist Urenkelin des Firmengründers, seit 2002 gehört Winora jedoch zum niederländischen Fahrrad-Konzern Accell. Ende März 2017 trat Puello überraschend als Geschäftsführerin zurück. In Sangerhausen wollen die Puello in einer Art „Erlebnismanufaktur“ hochwertige Markenfahrräder und E-Bikes herstellen.

In Schweinfurt hat die Familie inzwischen eine Firma mit dem Namen Platin Sports GmbH. Auf der Internetseite www.platin-sports.com werden Mitarbeiter für Vertrieb, Produktentwicklung und Betriebsleitung gesucht. Allerdings für den Standort Schweinfurt. Offenbar haben die Puellos nur Interesse an der reinen Produktion in Sangerhausen und Fahrradmarken wie Steppenwolf. Es gibt sogar Befürchtungen, dass die Familie mittel- bis langfristig die Fertigung nach Schweinfurt verlagern könnte.

Im Gläubigerausschuss schwingt das Pendel offenbar wieder um. Die Familie von Nathusius könnte den Zuschlag für den Erwerb doch noch erhalten. Fünf Monate nach der Insolvenzanmeldung ist das Unternehmen aber arg gebeutelt. Von den einst 500 Mitarbeitern sind nur noch 130 an Bord. Wichtige Produktions- und Vertriebsmitarbeiter kehrten dem Fahrradbauer freiwillig den Rücken. Ein Neustart dürfte auch für von Nathusius alles andere als einfach werden. (mz)