Mentalist Nico Haupt aus Sangerhausen: Mentalist Nico Haupt aus Sangerhausen: Blick in verborgene Welten

Sangerhausen - Der 16. September. Ein Tag wie jeder andere? Datum eines großen Ereignisses oder sogar ein Glückstag? Niemand weiß es, keiner kann es sagen. Nur Nico Haupt wagt eine Vorhersage. Eine Prophezeiung, die zumindest sagen soll, womit die MZ-Lokalredaktion Sangerhausen am besagten Tag - es ist ein Mittwoch - ihre erste Seite füllt.

Der Blick in die Zukunft - für den Mentalisten aus Leipzig Faszination und Kunst zugleich. Er, der von sich behauptet, die Gedanken seiner Mitmenschen zu kennen, liebt die Herausforderung. Er mag es, mit seinem Gegenüber zu spielen, jemanden zu verwirren und zu faszinieren. Dieser Moment, in dem selbst der hartnäckigste Zweifler einsieht, wie leicht er zu durchschauen ist - dafür lebt Nico Haupt, wenn er die Bühne betritt.

Er, der wie ein Hellseher erscheint, diese Bezeichnung aber von Grund auf ablehnt, sieht sich als Künstler; als Magier und Illusionisten und als großen Skeptiker an allem Übernatürlichen. „Ich glaube, dass es da vielleicht etwas gibt“, sagt der gebürtige Sangerhäuser. „Doch ich bestimme das nicht näher. Meine Arbeit beruht auf Menschenkenntnis, Beobachtung, Technik und einem Funken Talent.“

Also kein fauler Hokuspokus, wie der 37-Jährige betont. Aufgewachsen ist er in der Rosenstadt, wo auch schon seine Leidenschaft für die Magie geweckt wurde. Der Film „Der Clou“, in dem zwei Trickbetrüger einen Mafiosi zu Fall bringen, hatte ihn gefesselt. Zaubern und tricksen, das wollte der kleine Nico auch. „Ich habe mir darum einen Zauberkasten bestellt und erwartete darin sämtliche Wunder“, erzählt er. „Doch ich fand nur ein dickes Buch.“ Das war der Moment, in dem der Junge einsah, dass Magie nichts anderes ist als harte Arbeit. „Wie ein Instrument lernen“, sagt er heute. „Ich habe 20 Jahre gebraucht bis zur Perfektion.“ Und zum Sprung in den Kreis bekannter Mentalisten, der ihm schließlich in der Kultur-Metropole Leipzig gelang. „Beruflich habe ich nie etwas anderes gemacht“, meint Nico Haupt, der sich lange mit den komplexen Strukturen menschlicher Psychologie und der Kunst des Redens befasst hat.

Tatsächlich Hellsehen im klassischen Sinn kann er nicht. Niemand könne das, betont er. Sein Blick in die Zukunft ist die Feststellung menschlichen Verhaltens. Was wird mein Gegenüber als nächstes tun? Was für ein Charakter ist er? Welche Entscheidung fällt in den nächsten Wochen?

Beobachtung, Logik und Menschenkenntnis - das sind die Schlüssel zur richtigen „Prophezeiung“. Indem Haupt eine Person kennenlernt, trifft er Vorhersagen über ihre zukünftigen Handlungen. Kunst und Privates trennt er dabei streng: „Was auf der Bühne für Verblüffung sorgt, kann in einer Beziehung sehr belasten“, erklärt er. „Niemand soll den Eindruck haben, dass ich permanent seine Gedanken lese.“ Obwohl er das mit der richtigen Technik könnte. Handynummern, Passwörter und Namen von Familienmitgliedern errät der Mentalist in seinen Shows, ohne sie vorher zu kennen.

Doch der Illusionist hat noch eine andere Seite: Tritt er nicht auf, braucht er einen geregelten Acht-Stunden-Tag für anfallende Büroarbeiten, spielt in seiner Freizeit Jazz-Gitarre und kümmerst sich als alleinerziehender Vater um seine vierjährige Tochter. „Meine Helena erzählt überall, dass Papa ein Zauberer ist“, sagt er lächelnd. „Sicher werde ich ihr später ein paar Kunststücke zeigen, doch das hat Zeit.“

Beruflich fesseln ihn seine Mitmenschen. Vor allem die, die glauben, eine harte Schale zu besitzen. „Niemand ist in seinen Entscheidungen frei, äußere Einflüsse lenken uns“, sagt der Gedankenleser und lehnt zugleich die Wahrsagerei ab. „Sie verunsichert Leute bloß und kann ungeahnte Folgen haben.“ Es sei verheerend, mit seinen Prophezeiungen in private oder politische Konflikte einzugreifen. Auch das Vorhersagen von Unglücken bleibt ein Tabu: „Könnte ich das, würde ich natürlich warnen.“

Nico Haupt arbeitet lieber am Menschen selbst, blickt in scheinbar verborgene Welten des Geistes und unterhält sein Publikum durch Illusionen. Bald vielleicht sogar im TV. „Das ist mein großes Ziel, an dem ich gerade arbeite“, sagt er. „Eine Late-Night-Show mit Talk, Mentalismus und Prominenten auf einem dritten Programm.“ (mz)