Marode Produktionshalle Marode Produktionshalle: Volksbank kauft altes Käsewerk und lässt es abreißen

Sangerhausen - Die monatelangen Spekulationen um das Schicksal der ehemaligen Käsefabrik in Sangerhausen finden jetzt ein Ende. Die Volks- und Raiffeisenbank Sangerhausen hat das innerstädtische Areal in der Nachbarschaft der Mammuthalle gekauft. Auf dem brachliegenden Gelände sollen Wohnungen entstehen.
Das erklärten die beiden Vorstände Carmen Claus und Daniel Kubica gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung. Das Gelände gehörte zuletzt einem Unternehmer aus den Niederlanden. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es.
Volks- und Raiffeisenbank Sangerhausen will marodes Käsewerk abreißen lassen - Bauvoranfrage bei der Stadt ist gestellt
„Wir haben jetzt erst einmal eine Bauvoranfrage bei der Stadt gestellt“, dämpfte Claus die Erwartungen eines schnellen Baubeginns. Zudem müssen die alten Werkhallen und Büroräume erst einmal abgerissen werden. „Da wir uns hier außerhalb des Sanierungsgebietes befinden, dürfte das jedoch kein Problem sein“, erklärte Kubica.
Die Abrissbagger sollen Anfang kommenden Jahres anrücken, so dass mit einem Baubeginn für das neue Quartier frühestens im Jahr 2019 zu rechnen sei. „Wir haben das Grundstück auch nicht gekauft, um es dann brach liegen zu lassen“, betonte Claus. Gleichwohl bestünden für die Bebauung noch keine detaillierten Pläne, hieß es. Fest stehe lediglich, dass Wohnungen entstehen sollen. „Wir arbeiten uns jetzt Schritt für Schritt vor“, erklärte Kubica.
Mit Abriss der alten Käsefabrik Sangerhausen verschwindet der letzte Teil des Traditionsunternehmen aus der Rosenstadt
Mit dem Abriss der maroden Gebäude zwischen der Dr.-Wilhelm-Külz-Straße und der Salpetergasse verschwindet der letzte Teil der über 110-jährigen Geschichte des ehemaligen Traditionsunternehmens der Kreisstadt. Für das Sangerhäuser Käserwerk war im Jahr 1906 der Grundstein gelegt worden. Ende der 50er Jahre wurde das Sortiment von Sauermilchkäse auf Schnitt- und Schmelzkäse umgestellt. 1993 erfolgte die Privatisierung und die Übernahme des Käsewerkes durch die Born-Unternehmensgruppe aus dem thüringischen Erfurt. In der Folge wechselten die Besitzer.
Eigentümer der Immobilie war zuletzt ein holländischer Unternehmer, der 2003 die Käsefabrik in Sangerhausen übernommen hatte. Fünf Jahre später war für die rund 20 verbliebenen Mitarbeiter Schluss. Im April 2008 wurde zum letzten Mal in der Berg- und Rosenstadt Käse in Tuben produziert.
Käseproduktion in Sangerhausen endete 2008 - danach wurden die Maschinen des Käsewerks abtransportiert
Dabei hatte das Unternehmen zuletzt noch in Erwägung gezogen, ein neues Werk in Sangerhausen zu errichten. Doch die Expansionsträume des Firmeninhabers platzen. Stattdessen wurden die Maschinen des Werkes abtransportiert. Die Produktion wurde in die Niederlande verlagert.
Allerdings war das nicht das Ende des Sangerhäuser Käses. Die Produktion erfolgt nunmehr unter der Regie der ERU-Gruppe an den anderen Standorten. In Sangerhausen gibt es am Bonifatiusplatz ein Vertriebsbüro, das das Deutschland-Geschäft abwickelt. So sind die Produkte nach wie vor in zahlreichen Supermarkt-Regalen gelistet, bestätigte ERU-Mitarbeiterin Nicole Holländer.
Unter anderem findet man die „Sangerhäuser Goldhäppchen“ oder die „Kyffhäuser Käseköstlichkeiten“ in Lebensmittelmärkten. Auch die Käsecreme aus der Tube wird unter dem Logo der Sangerhäuser Käsefabrik weiterhin verkauft. Ferner wurde die Produktion und der Vertrieb von frischer Mayonnaise unter dem Logo „Rosenstadt“ integriert. (mz)