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Marc findet Schule jetzt wieder gut

Von Beate Thomashausen 19.07.2007, 17:06

Sangerhausen/MZ. - in der sechsten Klasse gesagt. Heute ist das ganz anders. Er besucht die Förderschule in der Hasentorstraße. Sie trägt den bandwurmlangen Namen "CJD-Christophorusschule - staatlich anerkannte Förderschule mit Ausgleichsklassen". Dort ist die Schulwelt für Marc Panse in Ordnung.

"Die Lehrer sind locker drauf. Sie ziehen den Unterrichtsstoff nicht knallhart durch", schätzt Marc seine neue Schule ein. Was der Junge salopp ausdrückt ist das Grundprinzip an seiner Schule. "Wir unterrichten Kinder, die krank sind in ihrem Sozialverhalten, die in ihren Schulen nicht integriert werden konnten. Schulschwänzer. Legastheniker, hyperaktive Kinder", erzählt Schulleiterin Susann Manthey. Sie ist eine handfeste Person mit dem Herz auf dem richtigen Fleck. Das sieht man, wenn man sie mit ihren Schülern erlebt. So müssen dort wohl alle Lehrer sein, denn ihre Schüler sind besonders. Viele von ihnen besonders enttäuscht. Von Erwachsenen, von der Schule, vom Leben.

Marc Panse ist so ein Junge, der schon viel mitgemacht hat. Der 16-Jährige hat sein Elternhaus eigentlich in Weißenfels. Dort ist er aber nur noch zu Besuch. Sonst entschied er für sich, dass er lieber im Heim untergebracht sein möchte. Was ihn schon mit 12, 13 Jahren dazu brachte, eine so drastische Entscheidung zu treffen, darüber redet der Junge mit niemandem. In seiner neuen Schule ergeht man sich nicht in Vermutungen, sondern nimmt Marc so an, wie er ist.

"Wir müssen unsere Schüler da abholen, wo sie stehen", sagt die Schulleiterin schlicht. Das heißt aber, für jeden einzelnen Schüler ein eigenes Konzept zu erarbeiten. Denn die Schüler in der Hasentorstraße bewältigen denselben Unterrichtsstoff wie an anderen Schulen auch. Nur eben im eigenen Tempo, in viel kleineren Klassen und nach eigenen Methoden. "Unser Konzept hat drei Säulen. Wir geben den Kindern feste Strukturen und klare Regeln. Zum zweiten ist die Erlebnispädagogik zu nennen. Dort geht es um Sport, Musik und Kunst. Die Kinder sollen sich ausdrücken lernen. Und zum dritten fließen in das Konzept Erkenntnisse der Verhaltensbiologie ein", erklärt die Schulleiterin. Im nächsten Schuljahr werden es 62, vornehmlich Jungen, im Grund- und Sekundarschulalter sein, die an der Förderschule lernen.

Und das tun sie dort tatsächlich, wie Marc Panse versichert. Er selbst fehlt nicht mehr. Und das Beste: Statt Fünfen und Sechsen weist sein Zeugnis jetzt einen glatten Dreier als Durchschnittsnote auf. Darauf ist er stolz. "Wer weiß, vielleicht wäre ich total abgesackt, wenn ich nicht hier wäre", überlegt er. Jetzt kann er sich Träume erlauben, denn er kann einen akzeptablen Schulabschluss schaffen. "Vielleicht werde ich eine Lehre als Maler oder Schreiner bekommen. Das würde mir gefallen", hofft Marc. Dabei, dass er dran bleibt, wollen ihm die elf pädagogischen Mitarbeiter der Schule helfen. "Die Welt können wir nicht retten. Es gibt auch Rückschläge. Aber wir dürfen die Kinder nicht aufgeben", so Frau Manthey.