Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Sonderschicht beginnt im Schacht
WETTELRODE/MZ. - Mit Baggern schaffen Arbeiter des Nordhäuser Schachtbaus Baufreiheit. Einen Teil der Halde am Fördergerüst des Wettelröder Röhrigschachts hat die Spezialfirma bereits abgetragen. "Wir brauchen Platz", sagt Erich Hartung von der Rosenstadt Sangerhausen GmbH und Leiter des Bergwerksmuseums. Spätestens in der übernächsten Woche wollen die Spezialisten in einer Art Sonderschicht mit der aufwendigen Sanierung der fast 300 Meter langen Schachtröhre beginnen. Die betagten Einbauten werden dabei erneuert. Deshalb bleibt das beliebte Ausflugsziel bis zum Fertigstellungstermin im März geschlossen.
Hartung geht davon aus, dass der Termin gehalten werden kann, obwohl die Arbeiten bereits längst hätten beginnen sollen. Die Zeit bis jetzt sei aber unter anderem für Vorbereitungsarbeiten genutzt worden. "Verzögerungen kann es eigentlich nur noch geben, wenn uns ein ganz strenger Winter dazwischenkommt oder ungeahnte technische Schwierigkeiten auftreten." Die geplanten Arbeiten seien sehr anspruchsvoll: In der Röhre sollen zum einen die hölzernen Spurlatten und die metallenen Träger dafür (so genannte Einstriche) ausgetauscht werden. Beides dient dazu, die Förderkörbe mit den Besuchern sicher in 283 Meter Tiefe und von dort wieder hinauf ans Tageslicht zu befördern. Zusätzlich wird eine neue Notfalleinrichtung mit Seilwinde installiert. "Im Ernstfall kann man die Besucher damit schneller rausholen", sagt Hartung. Bis jetzt hätte die Rettung unter Umständen über eine Konstruktion aus insgesamt 60 je fünf Meter langen Leitern geschehen müssen, was sehr anstrengend sei. Hartung: "Man braucht schon zwei bis zweieinhalb Stunden, um von unten hochzuklettern." Zu einem Notfall ist es im Röhrigschacht bisher aber nie gekommen. Auch Sanierungsarbeiten haben kontinuierlich stattgefunden. In dem Umfang wie jetzt aber nie. "Wir machen das jetzt einmal richtig und haben dann zig Jahre Ruhe", sagt der Bergwerksleiter. Sein Chef Uwe Schmidt, Geschäftsführer der Rosenstadt GmbH, ergänzt: "Man muss sich das vorstellen wie bei einem Auto - irgendwann ist auch bei einem Schacht der TÜV fällig."
Finanziert wird die Sanierung der Schachtröhre vom Besitzer der Anlage, der Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben mbH (GVV). Was die Arbeiten genau kosten, sagt die Firma nicht. In Wettelrode ist jedoch von etwa einer Million Euro die Rede. Die Rosenstadt GmbH selbst ist Mieterin des Schachtes. Die Mietzahlungen sind für den Zeitraum der Umbauarbeiten ausgesetzt. Für das seit Mitte Juli geschlossene Museum ist es ein dennoch ein ungünstiger Zeitraum für Baumaßnahmen: Von den rund 25 000 Besuchern jährlich, kommt bei weitem mehr als die Hälfte im zweiten Halbjahr. "Finanziell ist das nicht einfach, etwa die Personalkosten fallen weiter an", sagt Hartung. Deshalb habe man die Saisonarbeiter nach Hause geschickt. Die drei verbliebenen Mitarbeiter, alle erfahrene Bergleute, werden die Schachtbauer unterstützen. Sie arbeiten als Fördermaschinisten. Darüber hinaus soll der übertägige Museumsbereich saniert werden. Im Moment gibt es aber noch eine Finanzierungslücke von etwa 200 000 Euro. Fördermittel seien nicht so gekommen, wie geplant, sagt Stadtkämmerer Jens Schuster. Die Stadt hoffe auf Geld aus dem Zukunftsfonds des Kreises, der mit dem Erlös des Klinikverkaufs gebildet worden war. Aber auch wenn die Mittel fließen, sei offen, wann die Sanierung über Tage abgeschlossen werden kann.