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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Schock nach Konzert-Unglück

Von FRANK SCHEDWILL UND KATRIN LÖWE 11.07.2011, 15:53

ROTTLEBERODE/MZ. - Plötzlich ist alles anders: Waren es bislang die umstrittenen Arbeiten am Schlossteich, die die Rottleberöder bewegten, ist dieses Thema nun völlig in den Hintergrund gerückt. Der Tod von Patrick F. (30), der Montag vergangener Woche bei einem Rockkonzert in Leipzig verunglückte, hat die Einwohner des Südharzortes geschockt. Auch im Internet gibt es mittlerweile zahlreiche Beileidsbekundungen.

Viele können nicht glauben, dass dem Holzarbeiter, der selbst in einer Band Musik machte, das passiert ist. "Ich habe ihn immer als vernünftig, nett und freundlich erlebt", sagt ein Vorstandsmitglied des Sportvereins Wacker Rottleberode, der den Mann seit Jahren kennt. F. habe bis zur A-Jugend Fußball gespielt. Später war er für den Verein als Basketballer aktiv. Andere beschreiben den 30-Jährigen als durchaus eigenwillig.

War es diese Eigenwilligkeit, die F. dazu trieb, über das Dach in das Haus "Auensee" einzusteigen, nachdem er dort vermutlich nach einer Pinkelpause nicht wieder hereingelassen worden war? Oder war es seine Leidenschaft für die Musik der US-Rocker von Limp Bizkit, mit denen er schon immer im Tourbus mitfahren wollte? Diese Fragen sind offen. Fest steht: Patrick F. muss ein geübter Kletterer gewesen sein. Nach Erkenntnissen der Kripo soll er auf der Rückseite des Gebäudes erst über einen 2,10 Meter hohen Bauzaun auf ein Flachdach und an einem Blitzableiter in zwölf Meter Höhe geklettert sein. Dort habe er versucht, durch einen engen Versorgungsschacht wieder in das Gebäude zu gelangen. Dabei blieb er stecken. Als er drei Tage später durch Zufall gefunden wurde, steckte sein Oberkörper im Schacht, aber die Beine hingen noch draußen, sagte ein Polizeisprecher. F. sei hoffnungslos zwischen zwei Stäben eingeklemmt gewesen.

Im Internet wehrt sich einer seiner Brüder vehement gegen das Gerücht, F. sei nicht mehr ins Haus gelassen worden, weil er zu betrunken gewesen sei. Einziger Grund sei ein fehlende Pausenstempel gewesen. Der 30-Jährige habe vergessen, ihn sich geben zu lassen.

Gegenüber der in Leipzig erscheinenden Morgenpost soll seine Mutter Petra F. schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben haben. "Die hätten ihn viel eher finden müssen. Das Gebäude wurde mehrfach durchsucht. Da muss doch auch das Dach einbezogen werden", schrieb die Zeitung. Für die MZ waren die Eltern des Toten am Montag nicht zu erreichen. Auch Mitglieder seiner Band "Hellermanics" wollten sich nicht äußern. "Es tut mir Leid, das ist alles noch zu frisch", sagte einer der Bandkollegen, der mit dem 30-Jährigen in Leipzig war. Im vergangenen Jahr hatte F. mit der Band noch am Local-Heros-Wettbewerb für Nachwuchsbands in Sangerhausen teilgenommen. Etwa 20 Auftritte hatte das Quartett damals in der Region bereits absolviert. "Musik zu kreieren, ist ein ausfüllender Teil unseres Lebens geworden", teilte die Band damals mit. Bei myspace im Internet sind noch Videos der "Hellermanics" zu sehen.