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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Gezerre um die Kelbraer Suchtklinik

Von FRANK SCHEDWILL 30.07.2010, 17:56

KELBRA/MZ. - Um das Gebäude der Kelbraer Suchtklinik gibt es ein Bieterrennen. Neben einer Investorengruppe um die Thürunger Wicon GmbH signalisiert auch Bernd Schnitter, der Betreiber des jetzigen Therapiezentrums, Interesse am Kauf der Immobilie. Zwischen den potentiellen Erwerbern läuft mittlerweile eine Schlammschlacht.

Unklar ist noch, was Schnitter genau mit der Immobilie plant. Während die Wicon-Gruppe die Suchtklinik weiterführen und um eine Nachsorgeeinrichtung erweitern will, spricht er von "einem Bereich mit Kindern". "Kelbra könnte davon nur träumen, nachhaltige Arbeitsplätze sind damit verbunden", so der Geschäftsführer der Fachklinik am Kyffhäuser GmbH in einem neunseitigen Schreiben an die MZ. Folgt man Schnitter, sind die Verhandlungen über den Kaufpreis mit der Gläubigerin, der Zehnten Westend GmbH, und der dahinter stehenden US-Fondsgesellschaft weit fortgeschritten.

Der Geschäftsführer hatte mehrfach angekündigt, mit dem Klinikbetrieb vom "auch aus Marketinggesichtspunkten nicht mehr zeitgemäßen Kelbra" in eigene Räume nach Querfurt ziehen zu wollen. Zudem sei die Auslastung in Kelbra schlecht. Zuletzt sei die Klinik gerade einmal zu 50 Prozent belegt gewesen. In Querfurt gebe es dagegen "eine stimmige ärztliche Versorgung" und gute Infrastruktur. Während Kelbra "außerhalb der Klinik als einzige Attraktion den Weg zum Penny-Markt und zurück zu bieten hat".

Mittlerweile hat der Zwangsverwalter des Klinikgebäudes Schnitter den Mietvertrag über die Räume gekündigt. Der hat der Kündigung und einer Räumungsklage widersprochen. Die Verfahren laufen, der Zwangsauszug könnte noch Monate dauern, so Schnitter.

Die Gegenseite hält, wie eine Rückfrage der MZ ergab, trotzdem an ihrer Kaufabsicht fest. "Es bleibt wie angekündigt", so Rosemarie Baumann, Prokuristin von Wicon Elektronik. Mit der Gläubigerin habe es erfolgreiche Verhandlungen gegeben, es seien Vorverträge unterzeichnet worden. Über den Kaufpreis - der Verkehrswert der Klinik liegt bei etwa 6,5 Millionen Euro - schweigt sich Baumann aus. In den nächsten Wochen würde der Kaufvertrag unterschrieben. Spätestens bis Mitte August soll alles unter Dach und Fach sein.

Schnitter lässt an Wicon kein gutes Haar. Die Firma sei "offensichtlich klein und kapitalschwach, stecke in Schwierigkeiten", was Wicon zurückweist. Außerdem, so Schnitter, sei eine weitere Suchtklinik in Sachsen-Anhalt aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu "verneinen" und "schädlich". Schon jetzt gebe es ein Überangebot an Therapieplätzen. Baumann ficht das nicht an: "Wir haben Marktwirtschaft." Außerdem habe Schnitter seit Monaten keine Miete für das Klinikgebäude gezahlt. Bei der Staatsanwaltschaft Halle laufe ein Ermittlungsverfahren gegen ihn, was Klaus Wiechmann, Sprecher der Behörde, bestätigt. Man stehe aber noch am Anfang der Ermittlungen, sagt er. Es sei ein komplexes Thema. Die Wicon-Prokuristin zur MZ: "Glauben Sie, dass die Gläubigerin unter den Voraussetzungen an Schnitter verkauft. Sie würden ihr Haus doch auch nicht jemandem geben, der monatelang die Miete schuldig geblieben ist." Schnitter will sich zu dem Ermittlungsverfahren nicht äußern. Es gehe ihm generell nur darum, Arbeitsplätze zu sichern, betont er. Mit dem Umzug nach Querfurt gehe nicht einer verloren.

Die Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland, die federführend die Plätze in der Kelbraer Klinik belegt, sieht den Streit der Investoren gelassen: "Wir haben Herrn Schnitter immer auf das Risiko hingewiesen, falls ein anderer nach seinem Auszug die Suchtrehabilitation in dem Gebäude in Kelbra weiter betreibt", sagt Ina Ueberschär, Mitglied der Geschäftsführung. Stimmten Voraussetzungen und Qualität, werde die Rentenversicherung nämlich auch dem neuen Klinikbetreiber in Kelbra Patienten zuweisen. Folge könnte sein, dass Schnitters Klinik in Querfurt nicht ausgelastet sei. Es herrsche Wettbewerb. "Noch gibt es aber keine Verträge. Weder für Schnitters neue Klinik in Querfurt noch mit den neuen Interessenten für Kelbra", so Ueberschär.

Von der Zehnten Westend GmbH und dem Zwangsverwalter war keine Stellungnahme zu bekommen.