Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Feuerwehrleute auf der Schulbank
SÜDHARZ/MZ. - Wenn alles ganz schnell gehen muss: Ein Auto verunglückt schwer, die Feuerwehr wird alarmiert, um zu helfen. Selbst für erfahrene Rettungskräfte ist ein Unfall im Straßenverkehr kein alltägliches Bild. Keine Situation gleicht der anderen, kein Unglück ist in seinem vollen Ausmaß in Übungen greifbar.
Damit die Retter trotz alledem auf dem neuesten Stand der Technik bleiben, sind regelmäßige Übungen und Ausbildungen gar nicht aus den Dienstplänen wegzudenken. So nahmen knapp 40 Feuerwehrmitglieder der Gemeinde Südharz jetzt an einer Schulung teil, die im Gerätehaus in Roßla und am Roßlaer Schloss stattfand. Schwerpunkt war zunächst die theoretische Erläuterung einer patientengerechten Unfallrettung aus dem Pkw. Dabei erfordern permanente Verbesserungen der Automobilhersteller, vor allem in Bezug auf die Fahrzeugsicherheit, spezielle Kenntnisse der Einsatzkräfte.
Des Weiteren erfuhren die Feuerwehrmänner und -frauen, dass unter "patientengerechter Rettung" nicht immer die schonendste Möglichkeit verstanden wird, einen Verletzten aus einem verunglückten Auto zu befreien. Vielmehr wird sich hierbei am Zustand des Patienten orientiert, also an der Schwere der Verletzungen. "Man unterscheidet zwischen einer sofortigen Rettung, einer schnellen Rettung und einer schonenden Rettung", erklärte Ausbilder Gregor Specht. Ganz wichtig sei auch die Kooperation und Kommunikation zwischen Rettungsdienst, Notarzt und der Feuerwehr. "Im Einsatzfall läuft die Zeit für den Patienten", wies Specht auf den Ernst einer Unfallsituation hin. "Da darf es nicht an mangelnder Kommunikation scheitern. Jeder muss wissen, was er in seiner Position zu tun hat."
In letzter Zeit seien aber nicht nur Neuerungen bei den Werkstoffen eines Autos, bei der Fahrzeugkonstruktion und den Sicherheitssystemen wie Airbags oder Gurtstraffern wichtige Themengebiete, mit denen sich die Retter auskennen müssen. Immer mehr in den Vordergrund gerückt sind auch neue Antriebssysteme, etwa bei Erdgas- oder Hybridfahrzeugen, die bei der Rettung berücksichtigt werden müssen. Da nur die wenigsten Automodelle über exakt den gleichen Aufbau verfügen, sei es sinnvoll, bestimmte Faustregeln zu kennen und diese in Übungen zu festigen. "So können für Rettungskräfte und Patienten gefährliche Situationen vermieden werden, wie zum Beispiel nachträgliche, ungewollte Airbagauslösungen, die mitunter großen Schaden und schwere Verletzungen verursachen können", so Specht.
Mehr als nur graue Theorie konnten die Schulungsteilnehmer dann am Nachmittag auf dem Schlossplatz erleben. In drei Gruppen wurden an drei verschiedenen Autos Unfallszenarien dargestellt. Gemeinsam wurde unter fachlicher Anleitung der Ausbilder nach Lösungsansätzen und Vorgehensweisen gesucht und die Handhabung des so genannten "hydraulischen Rettungssatzes" gefestigt. Hierzu zählen neben der hydraulischen Schere und dem Spreizer auch Rettungszylinder. Diese werden zum Beispiel dazu benutzt, verbeulte Fahrzeugteile wegzudrücken und Platz für die Rettungskräfte im Fahrzeuginneren zu schaffen. Je nach Lage des verunglückten Fahrzeugs, in Normalposition, auf dem Dach oder auf der Seite, und je nach Zustand des Patienten könne so die verfügbare Technik effizient und Zeit sparend eingesetzt werden, erklärte Ausbilder Jürgen Gerhards, selbst hauptberuflicher Feuerwehrmann.
Und die Teilnehmer der Schulung waren sich einig: "Man kann nie alle Unfallszenarien im normalen Dienst üben. Umso wichtiger ist es, ausbildungstechnisch stets auf dem Laufenden zu bleiben."