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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Die Wallhäuser Ausstellung ist ganz feminin

Von STEFFI ROHLAND 29.05.2011, 16:55

WALLHAUSEN/MZ. - "Von diesen fünf Künstlerinnen wird man sicher noch einmal mehr hören und sehen", ist sich der Kunstwissenschaftler Franz Häring sicher. Er durchstreift noch lange nach der offiziellen Ausstellungseröffnung die Räumlichkeiten des Wallhäuser Schlosses, um die Bilder von Soo Youn Kim, Sara Möbius, Yvette Kießling, Judith Baidal Espi und Marlen Glüher ganz für sich allein oder im Gespräch mit den Künstlerinnen zu entdecken.

Der gemeinnützige Verein zur Förderung der Modernen Kunst auf Schloss Wallhausen hatte am Freitagabend zur Vernissage "Jugend Kulturell Bildende Kunst", einer Ausstellung der Hypovereinsbank Deutschland, eingeladen. Die große Publikumsresonanz zeigt, dass sich die Qualität der Ausstellungen langsam herumspricht. Zum vierten Mal in Folge ist eine Ausstellung zu sehen, die von einer Gruppe von Absolventinnen der Hochschule für Grafik und Buchdruckkunst in Leipzig, beziehungsweise der Hochschule für Kunst und Design in Halle / Saale gestaltet wird.

Die eingereichten Arbeiten wurden von einer Jury ausgesucht, in der unter anderem T.O. Immisch (Moritzburg Halle), Dr. Jan Nicolaisen, (Museum der bildenden Künste, Leipzig) und Prof. Ulrich Reimkasten (Burg Giebichenstein, Halle), mitgearbeitet haben. Andrea Hofmann, Regionalbereichsleiterin Ostdeutschland der Hypovereinsbank wies auf die Besonderheit der Ausstellung hin. Sie sagte: "Üblicherweise gibt es diese Ausstellungen nur in den Räumen unserer Bank." Nur in Hamburg und Sachsen-Anhalt bestehen Kooperationen mit dem Künstlerhaus, beziehungsweise hier mit dem Schloss Wallhausen.

Damit gelingt es dem Schweizer Dr. Helmut Meier-Föllmi, dass von ihm vor sechs Jahren ersteigerte Schloss mit Leben zu erwecken. Denn hier im ehemaligen Pfalzort Wallhausen ist nicht nur historischer Boden, wie er auch von der Laientheatergruppe "Tempus Saltus" dargestellt wurde. Hier soll den jungen Leuten ein Chance gegeben werden, sich zu präsentieren und somit einen guten beruflichen Start ermöglichen. Dass es in diesem Jahr eine rein feminine Ausstellung ist, sei Zufall, hieß es seitens der Initiatoren. Der Maler und Grafiker Rüdiger Giebler stellte die Werke und Inspirationen der jungen Künstlerinnen vor und bewertete die Leistungen mit den abschließenden Worten: "Das ist Ihr Jahrhundert".

Ganz begeistert waren Fritz und Erika Tohtz. Das Ehepaar aus Burgwedel bei Hannover ist bereits Stammgast im Schloss Wallhausen. "Wir waren vor drei Jahren hier zu einem Malkurs", sagte Erika Tohtz. "Seitdem pflegen wir sehr gute Kontakte zum Ehepaar Meier-Föllmi und Meinrad Betschart, dem Künstler und Ansprechpartner vor Ort." Erika Tohtz zieht es aber auch noch aus einem anderen Grund nach Wallhausen: Als Nichte des letzten Grafen von der Asseburg, hat sie von 1942 bis 1945 hier gewohnt. "Nun wohnen wir im früheren Wohnzimmer meiner Mutter", sagt Erika Tohtz. "Inzwischen ist es das Heinrich-Zimmer des Schlosshotels."

Interessiert hörten die Besucher den Künstlerinnen zu, die über Inhalte und Entstehungsgeschichten der Bilder berichteten. Viel Aufmerksamkeit erhielt die abstrakt malende Soo Youn Kim, die ihre Variante des ersten Tages der Weltschöpfung darstellte. Die Seele der ausgestopften Tiere des Naturkundemuseums fing Yvette Kießling in ihren Grafiken ein. Besonders beeindruckend ist das Porträt eines abnormal präparierten Marabus, der mit verschmitztem Blick Klavier zu spielen scheint. Sara Möbius versteht es, flüchtige Momente, wie Rehe im Wald oder die Vögel im Geäst eines Baumes darzustellen. Humorvoll-tragische Erinnerungen verarbeitet Marlen Glüher in ihren impulsiven Momentaufnahmen. Hauptanziehungspunkt ihrer Werke war das "Karussell". Die sinnliche Umarmung der kopflosen Körper im Bild Tango II der Künstlerin Judith Baidal Espi, zog die Besucher immer wieder an.