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Linkspartei Mansfeld-Südharz Linkspartei Mansfeld-Südharz: Harald Koch lässt Linke links liegen

Von Karl-Heinz Klarner 16.06.2015, 21:23
Harald Koch
Harald Koch winterfeld Lizenz

Sangerhausen - Der Konflikt zwischen der Linkspartei Mansfeld-Südharz und Harald Koch schwelte schon lange. Doch jetzt hat der ehemalige Sangerhäuser Bundestagsabgeordnete die Konsequenzen gezogen und ist aus den Fraktionen der Linkspartei im Kreistag und im Sangerhäuser Stadtrat ausgetreten. „Der Grund für meine Entscheidung sind nicht die politischen Inhalte“, sagte der parteilose Koch. Vielmehr seien persönliche Anfeindungen der Auslöser für diesen Schritt.

Koch spricht von "unredlichen Attacken"

Der bisherige Tiefpunkt sei die Reaktion auf seinen Sondersitzungsantrag gewesen. Anlass für Kochs Vorstoß war die Wegnahme von kostenfreien Fahrausweisen für sechs Schüler in Sangerhausen durch die Kreisverwaltung. „Eigentlich für die Linke ein skandalöser Vorgang“, so Koch.

Der 60-jährige Harald Koch zählt zweifellos zu den schillernsten Figuren der Politszene im Landkreis Mansfeld-Südharz. Neben seiner Mitgliedschaft in der SED und deren Nachfolgeorganisation PDS hatte er auch ein Mitgliedsbuch der SPD, deren Kreisvorsitzender er war. Zudem gab er ein Intermezzo bei der Wahlalternative für soziale Gerechtigkeit (WASG). Zuletzt war er wieder in der Linkspartei aktiv.

2009 gelang ihm sein größter politischer Erfolg. Er holte für die Linken das Direktmandat und saß bis 2013 im Bundestag. Dann kam es erneut zum Bruch mit den Genossen. Koch kandidierte 2014 bei der Landratswahl gegen die spätere Wahlsiegerin Angelika Klein, die offiziell von den Genossen nominiert worden war. Das kostete den Sangerhäuser die Mitgliedschaft in der Linkspartei. Dennoch arbeitete er als Parteiloser in den Fraktionen des Kreistages und des Sangerhäuser Stadtrates weiter mit. (khk)

Doch es folgten „unredliche Attacken gegen mich“, schreibt Koch und spricht von einem inakzeptablen Verhalten der Landrätin. Statt zu einer Sondersitzung habe man ihn zu einem persönlichen „Gespräch“ mit dem Fraktionsvorstand gebeten.

Für die Genossen kommt der Austritt „völlig überraschend“, wie Christine Kümmel, Fraktionschefin der Linkspartei im Kreistag, gestern sagte. „Mich hat Herr Koch auch noch nicht informiert“, erklärte sie. Weiter wollte sie sich nicht äußern. Dafür müsse sie zunächst erst einmal mit der Fraktion reden, gab sich Kümmel zugeknöpft. Auch Klaus Kotzur zeigte sich schmallippig. „Kein Kommentar“, sagte der Fraktionsvorsitzende im Sangerhäuser Stadtrat mit dem Hinweis, dass er die Begründung für den Austritt des ehemaligen Weggefährten nicht kenne.

Als Fraktionsloser im Stadtrat weiter mitwirken

Doch die liefert Koch in einer Pressemitteilung. „Die Kreistagsfraktion Die Linke versteht sich fast nur noch als Beschützerin ihrer linken Landrätin, selbst um den Preis, Fehlentscheidungen ihrer Verwaltung bis hin zur sozialen Ungerechtigkeit mitzutragen.

Und dies, obwohl man doch 2014 unter dem Slogan ,100 Prozent sozial auch als Landrätin’ gemeinsam in den Kommunalkampf zog“, führt der pensionierte Kreisverwaltungsdirektor und ehemalige Vizelandrat unter anderem für das abrupte Ende seiner Mitarbeit in den Gremien an. Zudem werde er zunehmend bei der Fraktionsarbeit ausgegrenzt. Dennoch will Koch weiter politisch mitmischen und seine Mandate als Fraktionsloser im Stadtrat und im Kreistag wahrnehmen. Landrätin Angelika Klein kommentierte das sarkastisch mit den Worten: „Das kann ja lustig werden.“ (mz)