L 234 bei Kelbra L 234 bei Kelbra: Angst vor der Vollsperrung

KELBRA/MZ - Bei den Gastronomen und Gewerbetreibenden am Stausee Kelbra geht die Angst um, die Angst vor einer Vollsperrung der Landesstraße 234 in Richtung Sondershausen. Voraussichtlich ab Oktober sollen die bereits laufenden Arbeiten an der Straße so weit sein, dass der zweite Bauabschnitt in Angriff genommen werden kann. Dann ist von Kelbra aus keine direkte Zufahrt zum Stausee mehr möglich, heißt es in einer Presseinformation des Landesverkehrsministeriums.
Betroffen davon sind auch die Gaststätten in dem Bereich, die Hausbesitzer am Hüfler und die Naturschutzstation an der Numburg. Wer aus Richtung Kelbra dorthin will, muss voraussichtlich bis Ende November eine Umleitung über den Kyffhäuser, Bad Frankenhausen, Sonderhausen und Badra zum Campingplatz in Kauf nehmen - eine Strecke von über 50 Kilometern. Die Gewerbetreibenden und auch die Betreiber der Naturschutzstation laufen Sturm gegen die Regelung.
Bei den Arbeiten, die vom Ortsausgang Kelbra bis zur Landesgrenze Thüringen reichen, soll die Fahrbahn auf 1 400 Metern Länge auf 6,50 Meter verbreitert, eine neue Deckschicht aufgebracht und ein sogenannter Durchlass erneuert werden, so das Landesverkehrs-ministerium.
Die Kosten für die Sanierung liegen bei 750 000 Euro. Sie werden vom Land getragen. Die Fertigstellung ist nach jetzigem Stand für Ende November dieses Jahres vorgesehen.
„Die Erneuerung der Straße zwischen Kelbra und dem Stausee ist richtig“, sagt Helga Bauersfeld, die Vorsitzende des Fördervereins Numburg. Die Strecke sei in einem schlimmen Zustand gewesen. Nur so, wie geplant, könne man das nicht machen. Werde die Straße vollgesperrt, müssten zum Beispiel alle Kranichwanderungen abgesagt werden. Dazu kommen im Herbst mittlerweile Hunderte Gäste aus ganz Deutschland, die sich den Zug der majestätischen Vögel ansehen wollen. Annett Müller, die Inhaberin des Restaurants„Seeblick“ am Stausee, unterstützt Bauersfeld: „Wir sind auf die Gäste angewiesen“, sagt sie. „Ich kann nicht einfach wochenlang schließen.“ Einige hätten aufgrund der geplanten Sperrung schon fest gebuchte Familienfeiern bei ihr wieder abgesagt. Auch Alexander Halupka vom Hotel „Barbarossa“ ist nicht erfreut: Es müsste wenigsten soweit geklärt sein, dass Tagesgäste und auch seine Angestellten von Kelbra aus zum Hotel rausfahren könnten, fordert er. Die Urlauber, die von weiter anreisen, könne er dagegen schon auf die Umleitungsstrecke verweisen.
Halupka und die anderen Betroffenen fragen sich aber, warum die Straße in Kelbra während der Arbeiten nicht wenigstens halbseitig offen bleiben kann. Anderenorts werde ja auch so verfahren. Bauersfeld hat deshalb die Landtagsabgeordnete Nadine Hampel (SPD) eingeschaltet und die sich direkt an Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) gewandt. „Er hat zugesagt, die Lage prüfen zu wollen“, schreibt Hampel im sozialen Netzwerk Facebook und fügt hinzu: „Ich bleibe dran.“
Bernd Kaufholz, der Sprecher des Verkehrsministeriums, verweist dagegen darauf, dass im Vorfeld der Arbeiten mit der Stadt Kelbra und dem Straßenverkehrsamt des Kreises mehrfach über die Verkehrsführung beraten wurde. Dabei sei es auch darum gegangen, den Sommerbetrieb an der Talsperre zu gewährleisten. „Deshalb ist mit der Baumaßnahme erst Mitte September begonnen worden.“ Die Straße nur halbseitig zu sperren, funktioniere dagegen nicht: „Da eine beiderseitige Verbreiterung erforderlich ist und gleichzeitig ein Durchlass eingebaut werden muss, kann man nicht halbseitig bauen und somit nicht nur halbseitig sperren“, sagt er. Den Anliegern sei dies auch bei einer Beratung erläutert worden. Bauersfeld hält dagegen: „Obwohl wir zu den Anliegern gehören, sind wir zu solch einem Gespräch nicht eingeladen worden. Wir haben von der Sperrung aus der Zeitung erfahren“, betont sie. Allerdings kommen die Behörden den Bürgern offenbar nun doch entgegen: Bei der Vollsperrung im 2. Bauabschnitt soll je nach Baustand gewährleistet werden, dass die Anliegergrundstücke erreicht werden können, sagt Kaufholz. Nicht nur Helga Bauersfeld hofft, dass das wie versprochen funktioniert.