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Kreisverband der Gartenfreunde Kreisverband der Gartenfreunde: Kleingärtner kämpfen mit Leerstand und "Gartennomaden"

Von Lucas Wölbing 14.11.2016, 15:36
Verwilderte Parzellen sorgen für Unmut bei den Sangerhäuser Kleingärtnern
Verwilderte Parzellen sorgen für Unmut bei den Sangerhäuser Kleingärtnern Schumann

Sangerhausen - Leerstand kostet. Nicht erst seit gestern ist das bekannt. Ja, nahezu ständig wird in den Kleingartenvereinen darüber diskutiert. Flächenabbau oder neue Gärtner anwerben? Oder doch eine gemeinschaftliche Nutzung leerer Parzellen? Fragen, die auch bei der Herbsttagung des Kreisverbandes der Gartenfreunde angeschnitten wurden.

Sangerhäuser Verbandschef Armin Matzke: „Rund 460 Parzellen stehen leer“

Das Problem scheint klar: Vereine sind teils überaltert, Gärten liegen brach, schildert Verbandschef Armin Matzke. Doch Lösungen seien fern, Politiker bekunden ihr Verständnis, geredet werde viel, doch über greifbare Veränderungen müsse sich jeder Verein selbst Gedanken machen. Matzke fasst kurz zusammen: Sangerhausen habe nur noch 20.000 Einwohner, das Gartenwesen hier sei aber immer noch auf eine viel höhere Zahl ausgelegt: „Rund 460 Parzellen stehen leer“, schätzt er. „Und schlagen ihren Vereinen auf die Kassen.“

Immer wieder hat der Kreisverband dieses Problem angesprochen. Erst kürzlich sei bei Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU) ein Papier Matzkes eingegangen. Seine Wünsche: „Ein Entwicklungskonzept zur Städteplanung, das das Kleingartenwesen stärker berücksichtigt.“ Der Verband bietet der Verwaltung seine Hilfe an; wartet auf Antworten: „Da sind wir eigentlich für alle Gespräche offen“, so der Vorsitzende.

Starke Vereinsarbeit im Altkreis Sangerhausen

Immerhin 35 Gartenvereine existieren noch im Sangerhäuser Stadtgebiet. Das sind genau 1.711 Parzellen und rechnet Matzke die Familien der Pächter hinzu, so „profitieren rund 3.500 Personen von unseren Kleingärten.“ In dieser Hinsicht fällt seine Bilanz positiv aus.

Sachsen-Anhalt-Tag und Landeserntedankfest hätten 2016 gezeigt, wie stark die Vereinsarbeit im Altkreis Sangerhausen sei. „Und auch in Sachen Frauenanteil sind unsere Vorstände gut aufgestellt“, freut sich Matzke. Erst zur Herbsttagung konnte er wieder viele, recht junge Neuzugänge in seinen Reihen begrüßen. „Ohne funktionierenden Vorstand kann niemand gärtnern“, lobt er die ehrenamtliche Arbeit jener „Bürgermeister der Anlagen“ und ruft zu mehr Verständnis und Dialog auf.

Denn gerade hier tun sich Baustellen auf, wie die Diskussionen zur Tagung zeigen. Erst in diesem Jahr wollte der Kreisverband unter dem Motto „Wo drückt der Schuh?“ ein Forum für die Nöte der Kleingärtner ins Leben rufen. Angemeldet hatte sich nur eine einzige Person. Zum Gedankenaustausch kam es nie.

„Gartennomaden“ sorgen für Unmut beim Kreisverband der Gartenfreunde

Dabei seien doch, wie Matzke findet, die Anliegen aller Vereine im Stadtgebiet ähnlich. „Gartennomaden“ lautet da etwa das Stichwort, das für Hilflosigkeit und Wut sorgt. Pächter, die ihre Parzellen verwildern lassen, Beiträge nicht zahlen, plötzlich verschwinden, auf Anfragen nicht reagieren und dann in anderen Vereinen von vorn anfangen „Der Anzahl dieser Leute ist zwar gering, doch es gibt sie“, weiß Axel Sell vom Kreisverband. Mehrer Tagungsteilnehmer haben damit schmerzliche Erfahrungen gemacht. Doch oft seien ihnen die Hände gebunden, heißt es.

Denn wie kann der Verein die Parzelle frei bekommen, wenn der „Gartennomade“ verschwunden ist? Inwieweit darf er die Laube beräumen? Wo setzt das Gesetz grenzen, wo hilft es? Und noch viel wichtiger: Wie erkennen Vorstände bereits bei der Bewerbung solche Pächter?

Hier will der Kreisverband der Gartenfreunde helfen, bietet Rechtsberatungen und Auskünfte an; schaltet sich als Vermittler ein. „Doch die Leute müssen uns ihre Probleme erst einmal schildern“, sagt Sell.

Er kennt Geschichten aus anderen Regionen, wo man sich mit „Gartennomaden“ vor Gericht traf. „Das wollen wir doch vermeiden.“ Da ist er sich mit Armin Matzke einig. „Gärtnern“, sagt der Sangerhäuser, „soll ein Hobby sein und nicht zur Belastung werden.“ Die ehrenamtliche Arbeit der Vorstände sei mühsam, aber sehr schön, findet Matzke und wiederholt: „Ohne funktionierenden Vorstand kann niemand gärtnern.“ (mz)