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Krankenhaushygiene im Landkreis Krankenhaushygiene im Landkreis: Verkeimte Ärmel bei Krankenhauskitteln?

Von Christiane Rasch 10.02.2016, 10:52
Das Wichtigste ist die Desinfektion der Hände, ob mit langen oder kurzen Ärmeln.
Das Wichtigste ist die Desinfektion der Hände, ob mit langen oder kurzen Ärmeln. maik schumann Lizenz

Sangerhausen/ Eisleben/ Hettstedt - Die Zeiten, in denen der Oberarzt im Kittel über den Krankenhausflur zum Patienten eilt, könnten bald ein Ende haben. Klinik-Betreiber Asklepios macht deutschlandweit den Anfang und verbannt die langen, weißen Überwürfe aus den eigenen Krankenhäusern.

Krankheitserreger auf Kitteln

Der Grund hierfür: Keime. Studien des Robert-Koch-Institutes (RKI) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben nach Angaben von Asklepios ergeben, dass sich auf den langärmligen Kitteln häufiger Krankheitserreger befinden. Den Empfehlungen des RKI und der WHO folgend schafft Asklepios deshalb nun die klassischen Roben ab. Stattdessen müssen Ärzte der Klinik-Gruppe ihre Arbeit am Patienten künftig in sogenannten Kasaks ausüben, ließ das Unternehmen Ende Januar in einer öffentlichen Mitteilung verlauten. Doch wie verfahren die Krankenhäuser der Region Mansfeld-Südharz mit dem Vorstoß der Konkurrenz?

Die Helios-Klinik in Sangerhausen gehört zu einer Gruppe aus 111 Krankenhäusern in ganz Deutschland. Das Akademische Lehrkrankenhaus der Martin-Luther-Universität umfasst neben der Basisversorgung die Fachbereiche Allgemein- und Viszeralchirurgie, Anästhesie/Intensivmedizin, Frauenheilkunde, Geburtshilfe, Gefäßchirurgie, Geriatrie, Innere Medizin, Kinder- und Jugendmedizin, Nephrologie/ Dialysezentrum, Neurologie mit Stroke-Unit, Unfallchirurgie und Orthopädie. Daneben gibt es am Standort Sangerhausen eine Belegabteilung Augenheilkunde sowie eine radiologische und orthopädische Praxis.

Die Helios-Klinik in Eisleben gehört zu einer Gruppe aus 111 Krankenhäusern in ganz Deutschland. Das Akademische Lehrkrankenhaus der Martin-Luther-Universität umfasst die Bereiche Innere Medizin, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie, Geriatrie mit Palliativeinheit und Geriatrischer Tagesklinik, Gynäkologie, Urologie sowie Anästhesie und Intensivmedizin. Hinzu kommen Funktionsdiagnostik, Physikalische Therapie, Radiologie und Zentrallabor. Zum Standort zählen zudem das Beckenboden-Kontinenzzentrum, Diabeteszentrum, Stroke unit, Lokales Traumazentrum und das Interdisziplinäre Bauchzentrum.

Die Helios-Klinik in Hettstedt gehört zu einer Gruppe aus 111 Krankenhäusern in Deutschland. Das Akademische Lehrkrankenhaus der Martin-Luther-Universität umfasst neben der Basisversorgung die Fachbereiche Orthopädisch-traumatologisches Zentrum, Innere Medizin mit Stroke-Unit, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Anästhesie/Intensivmedizin/Schmerztherapie, Psychiatrie/Psychotherapie/Tagesklinik, Palliativmedizin, Physiotherapie. Daneben bietet das Krankenhaus eine allgemein- und viszeralchirurgische Grundversorgung, eine gynäkologische Grundversorgung und eine angesiedelten radiologischen Praxis. (Quelle: Helios)

Dr. Andreas Lehmann, Geschäftsführer der Helios-Klinik in Sangerhausen, erklärt auf Nachfrage, dass kurzärmlige Kittel in den einzelnen Helios-Häusern schon jetzt in vielen Bereichen zum Einsatz kämen. Dies betreffe etwa Angestellte in der Pflege sowie ärztliches Personal. Also die Bereiche, in denen intensiver Kontakt zum Patienten besteht. Ärzte dürfen demzufolge nach wie vor die klassischen Kittel tragen. Fraglich ist jedoch, wie lange noch.

Bald kurzärmelige Kleidung?

„In der Helios-Klinik Sangerhausen prüfen wir zurzeit, ob wir auch auf kurzärmlige Kleidung umstellen“, so Lehmann. Das trifft auch auf die Kliniken in Hettstedt und Eisleben zu, wie Dagmar Mansfeldt von der Helios-Klinik Hettstedt mitteilt. Die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung von Keimübertragungen ist nach Aussage von Lehmann noch immer die systematische, konsequente Händedesinfektion - sowohl vor als auch nach dem Patientenkontakt.

Damit die Desinfektion auch fachgemäß erfolgt, würden regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter durchgeführt. Zusätzlich messe die Klinik den Verbrauch von Händedesinfektionsmittel, so Lehmann. Diesem Punkt stimmt auch Prof. Dr. Iris Chaberny, Direktorin des Institut für Hygiene/Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Leipzig, zu. „Das Nonplusultra ist nach wie vor die ordnungsgemäße Desinfektion der Hände mit Alkohol“, so Chaberny. Nachweislich blieben Krankheitserreger sogar eher an warmen Händen haften als an trockener Kleidung. Darüber hinaus sei es nicht eindeutig erwiesen, dass lange Ärmel tatsächlich Infektionen auslösen - selbst wenn sich auf diesen Keime befinden.

Generelles Verbot kritisch

Ob Ärzte Kittel mit kurzen oder langen Ärmeln tragen, spiele demnach keine Rolle. In der Regel würden Ärzte beim direkten Kontakt mit einem Patienten, etwa bei der Behandlung einer Wunde, ohnehin den Kittel abstreifen. Ob eine generelles Verbot langärmliger Oberbekleidung in Krankenhäusern notwendig ist, sieht Chaberny daher kritisch. (mz)