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Konflikt im Landkreis Mansfeld-Südharz Konflikt im Landkreis Mansfeld-Südharz: Kein Termin beim Augenarzt

Von Karl-Heinz Klarner 23.03.2015, 21:03
Dr. Albrecht Börner praktiziert in Sangerhausen. Er sieht keinesfalls eine Überversorgung bei den Augenärzten.
Dr. Albrecht Börner praktiziert in Sangerhausen. Er sieht keinesfalls eine Überversorgung bei den Augenärzten. Maik Schumann Lizenz

eisleben - Annett Weiße versteht die Welt nicht mehr. Einerseits bekommt die Mutter aus Drebsdorf für ihren zehnjährigen Sohn keinen Untersuchungstermin beim Augenarzt. Andererseits hat jetzt der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen Sachsen-Anhalts festgestellt, dass der Landkreis Mansfeld-Südharz mit Augenärzten überversorgt ist.

Weißes Sohn braucht eine Brille. Und für Kinder – mindestens bis zum 16. Lebensjahr – wird ein Rezept benötigt, um beim Optiker eine Brille in Auftrag geben zu können. „Selbst wenn ich die Augenvermessung des Optikers bezahlen will, ist dies nicht zulässig“, erklärt Annett Weiße ihre Zwickmühle. „Unsere Krankenkasse hat alle relevanten Augenärzte angerufen und die Auskunft bekommen, dass gegenwärtig keine neuen Patienten mehr angenommen werden“, so die Drebsdorferin.

Frustrierende Erfahrung

Eine frustrierende Erfahrung, die auch andere Bürger im Landkreis schon gemacht haben. Und es ist nicht etwa ein Einzelfall, wie der Sangerhäuser Augenarzt Dr. Albrecht Börner bestätigt. „Wir nehmen zurzeit gar keine neuen Patienten auf“, räumt er unumwunden ein. Der Grund dafür ist die sogenannte Budgetierung, der niedergelassene Ärzte unterliegen. So darf Börner rein theoretisch pro Quartal lediglich 1 111 Patienten behandeln, dann ist das Geld alle.

„Praktisch sind es jedoch mehr als das Doppelte“, schildert der Arzt. „Wenn man so will, dann arbeite ich eigentlich zu viel“, sagt Börner. Doch sein guter Wille hat ihm jetzt auch noch eine Plausibilitätsprüfung durch die Kassenärztliche Vereinigung eingebracht. Hier muss der Mediziner erklären und auch nachweisen, wie er statt 3,5 Patienten in der Stunde zehn bis zwölf behandelt.

Dennoch sieht die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt keinen Handlungsbedarf. Wie deren Pressesprecher Bernd Franke, sagt, sei die Zahl der zugelassenen Augenärzte im Bereich des Landkreises Mansfeld-Südharz seit Oktober 2008 nahezu gleich geblieben. Dagegen sei aber die Zahl der Einwohner im Landkreis in den vergangenen sechs Jahren um 12 000 auf 143 000 zurückgegangen. „Die Planungsbereiche waren in dieser Zeit durchgängig wegen Überversorgung gesperrt“, so Franke. Immerhin: Im Bereich Mansfelder Land habe man trotzdem eine Zulassung für eine Augenarztpraxis erteilt. Also gibt es doch eine Überversorgung im Landkreis Mansfeld-Südharz?

Argumentation nicht nachvollziehbar

„Aus meiner Sicht nicht“, sagt Börner. Die Argumentation der Kassenärztlichen Vereinigung kann er nicht nachvollziehen. „Denn der Bevölkerungsschwund kommt größtenteils durch die Abwanderung junger Leute zustande. Die älteren Menschen, die viel öfter zum Augenarzt müssen, die sind noch da“, so der Mediziner.

Für Annett Weiße aus Drebsdorf hat sich übrigens diese Konstellation als echter Glücksfall erwiesen. Ihr Sohn hat am Freitag eine Untersuchung und ein Rezept bekommen - in einer Augenarztpraxis im thüringischen Artern. „Die Oma hat ihren Termin an den Enkel abgetreten“, erzählt Weiße, wie sich das Problem ganz praktisch lösen ließ. Auch wenn das trotzdem mit der Brille nun doch noch etwas länger dauern wird - beim Optiker ihrer Wahl gibt es Lieferprobleme. (mz)