Kipper- und Wipperzeit Kipper- und Wipperzeit: Offene Rebellion vor dem Eisleber Rathaus
Eisleben/MZ. - Tumult vor dem Eisleber Rathaus. Am Donnerstag vor 380 Jahren herrschte in der Stadt offener Aufruhr, weil die Menschen es einfach satt hatten, von Falschmünzern betrogen zu werden.
Der im Zeitraum von mehreren Monaten angestaute Zorn über den ständigen Wertverfall des Geldes und die damit verbundenen Preissteigerungen begann sich urplötzlich zu entladen. "Den 6. Februarii Ao 1622 haben die Bergkleute einen aufstandt gemacht", heißt es im Chronicon Islebiense, der Eisleber Stadtchronik. An diesem Tag wurden sämtliche Münzstätten der Grafschaft Mansfeld gestürmt. Tags darauf geriet nun das Eisleber Rathaus in den Blickpunkt des Geschehens. Der Rat hatte die Bürgerschaft eingeladen, "und ihnen der Bergleute Vorhaben angezeigt", wie es der Chronist formulierte. Offenbar war abzusehen, dass die Lage eskalieren und außer Kontrolle geraten könnte. Denn die Bergleute waren zu allem entschlossen. Seit Monaten hatten sie sich mit minderwertigen Münzen als Lohn begnügen müssen, der vorn und hinten nicht reichte, um den bescheidenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Und jetzt war angesichts der immer größer gewordenen Not der Punkt erreicht, an dem die blanke Verzweiflung um sich griff. Der Zorn richtete gegen Alexander Pfeifer, einen berüchtigten Falschmünzer. Laut Chronik hat die Bürgerschaft "denselben. . . zur Treppe herunter geworfen." Daraufhin stürmte der "gemeine Pöbel" das Haus und plünderte. Es war die so genannte Kipper- und Wipperzeit, in der so manche Territorialherren vollwertige Münzen einschmelzen (kippen) ließen, um Geld mit geringeren Feinmetallgehalt zu prägen (wippen). Auch die Grafen von Mansfeld hatten erkannt, dass sich auf diese Art und Weise mühelos ein satter Gewinn machen ließ. Auf Kosten der kleinen Leute, die für ihr sauer verdientes Geld immer weniger zu kaufen bekamen.
Geldverfall und die damit verbundene Teuerung begannen im Mansfeldschen im Sommer 1621. Bald arbeiteten in der Grafschaft mehr als 20 Falschmünzerwerkstätten. Die wirtschaftlichen Folgen waren verheerend, das Aufbegehren der Bevölkerung schließlich nur noch eine Frage der Zeit. Den Unruhen vom 6. und 7. Februar 1622 folgten am 8. Februar weitere Massenproteste, die Lage spitzte sich immer mehr zu. In dieser Situation schaltete sich endlich der Adminstrator des Herzogtums Magdeburg ein. Er verfügte, dass im magdeburgischen Teil der Grafschaft minderwertige Münzen umgehend aus dem Verkehr gezogen werden sollen. Die Kippermünzen durften bis Ostern zurückgetauscht werden.