Katharinenrieth: Katharinenrieth: Sechs Jahre nach dem Babyboom kommt die siebenfache Einschulung

Katharinenrieth - Da hat sich der Klapperstorch wohl übernommen. Irgendetwas muss passiert sein - damals zwischen 2009 und 2010. Denn plötzlich war der Vogel ausgeflogen, das Nest in Katharinenrieth steht bis heute leer, doch ein Abschiedsgeschenk hat er hinterlassen: Mit einem Mal waren sieben Frauen schwanger. „Es war das Jahr der sieben Zwerge“, scherzt Ramona Bosse, eine der Mütter, die schon wieder Grund zur Freude hat. Denn die Babys von einst tragen jetzt einen Ranzen. Am Samstag wurden sie in Allstedt und Riestedt eingeschult.

Für ein kleines Dorf wie Katharinenrieth ist das schon eine große Sache. Gerade einmal 220 Einwohner leben dort und der Schulanfang wurde hier in letzter Zeit nur selten gefeiert. „Es gab ja höchstens mal ein oder zwei Kinder“, erinnert sich Vater Falk Hoffmann, der schon fast von einem historischen Tag für seinen Ort spricht. Das letzte Mal wurden 1983 so viele Katharinenriether gemeinsam eingeschult. Für die Eltern des Babyboom-Jahres 2010 ist das Grund genug zum Feiern. Aber wie?

„Wir sind ja alle irgendwie verwandt und befreundet“, erzählt Mutter Stefanie Herrmann. Die Gäste hätten ja schlecht auf mehreren Einschulungen gleichzeitig tanzen können. Die rettende Idee kam von Landwirt Andreas Loel und seiner Frau Anett: „‚Ihr könnt doch alle zusammen feiern’, hat er gesagt“, erinnert sich Hoffmann.

Guter Plan, dachten fünf der sieben Familien und haben kurzerhand eine gemeinsame Riesenfete am Feuerwehrhaus organisiert.

Hanna, Karl, Hannes-Georg, Lena und Elias feiern also gemeinsam ihren Schulstart - mit über 130 Gästen, mehr als 20 Kuchenblechen, Clown, Zauberer, Hüpfburg, zwei DJs und 400 Litern Bier für die Erwachsenen. „Es sollte ein wunderbares Familienfest werden“, schwärmt Falk Hoffmann. „Ein Tag, an den sich unsere Kinder erinnern werden.“

Denn die Abc-Schützen haben schon zusammen im Sandkasten gespielt. Seit dem Kindergarten sind sie beste Freunde. Und irgendwer muss sich auch verplappert haben: Denn dass da etwas Gemeinsames in Planung ist, hat die Fünferbande längst geahnt. Nur in Sachen Überraschungen herrschte strengste Geheimhaltung zwischen den Familien.

„Nicht einmal über die Zuckertüten haben wir mit unseren Kindern gesprochen“, erzählt Falk Hoffmann. „Denn wir fanden, das muss die große Überraschung bleiben.“ Doch für die Größe ihrer Schultüten haben die jungen Katharinenriether selbst gesorgt. Wie es nämlich Brauch ist, hatten sie daheim ihre eigenen Zuckertütenbäume.

Fleißig gegossen habe sie aber nicht, gibt Schulanfängerin Hanna zu und lacht: „Das hat mir Vati oft abgenommen.“ Einen Geheimtipp kennt sie aber trotzdem: Der Zuckertütenbaum sollte einmal mit Mist gedüngt werden, das wussten schon ihre Großeltern.

Das kleine Mädchen ist froh, endlich in die Schule zu gehen, den ersten Schultag mit ihren Freunden kann sie kaum noch erwarten: „Rechnen üben wir schon zu Hause am Abendbrottisch“, sagt sie und verschwindet auf der großen Hüpfburg. Gleich davor wächst noch ein weiterer Baum mit 20 Zuckertüten. Genauso viele Kinder befinden sich unter den Gästen. Doch so eine riesige Einschulungsfete wird es im Dorf wohl nicht so schnell wieder geben.

Denn 2010 bleibt der geburtenreichste Jahrgang. Bisher gab es im Ort nie wieder so viele Kinder. Wo liegen also die Ursachen des Babybooms in dem Allstedter Ortsteil? „Damals war Fußball-WM“, vermutet Falk Hoffmann. „Aber da waren doch schon einige Kinder geboren“, berichtigt ihn Ramona Bosse. „Ich glaube, wir schieben es doch lieber auf den Storch“, meint sie und freut sich schon auf die gemeinsame Jugendweihe. (mz)