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Interessengemeinschaft Isetta Ost Interessengemeinschaft Isetta Ost: Knutschkullern treffen sich zu Pfingsten

Von Beate Thomashausen 07.04.2016, 16:28
Marianne und Klaus Bindernagel mit ihrer schicken, kleinen Isetta.
Marianne und Klaus Bindernagel mit ihrer schicken, kleinen Isetta. Maik Schumann

Sangerhausen - In Kelbra und Sangerhausen wollen sich zu Pfingsten die Isetta-Fans der Region treffen. Mehr als 30 der Miniautos werden erwartet, sagt Klaus Bindernagel. Der Sangerhäuser hat eine der kleinen Knutschkullern in jahrelanger Kleinarbeit selbst aufgebaut. Das vierrädrige Minigefährt ist ein Symbol des Wirtschaftswunders in Westdeutschland: die Isetta. Von 1955 bis 1962 bauten die Bayerischen Motorenwerke dieses sogenannte Motocoupé - eine Mischung aus Motorrad und Auto.

Die Interessengemeinschaft Isetta trifft sich vom 13. bis 16. Mai in Kelbra am Stausee. Ein Höhepunkt ist am Samstag die Ausfahrt nach Sangerhausen. Ziel ist dort das BMW-Autohaus. Immerhin feiert der Hersteller der kleinen Isetta in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Der Chef Michael Fritze findet es spannend, wenn so viele Oldtimer zu seinem Autohaus kommen werden: „Eine tolle Sache, dass Leute so ein interessantes Hobby pflegen. Ich hoffe natürlich, dass sich viele Leute für die Autos interessieren werden.“

Klaus Bindernagel kennt jede Schraube und jede Unterlegscheibe an seiner Isetta. „Ich habe sie praktisch als Schrott gekauft. Sie war in ungefähr 30 Pappkartons verpackt in einem Schuppen in Allstedt eingelagert. Dort hat es hereingeregnet, was weder für die Kartons noch für die Isetta-Teile gut war“, erinnert sich der Hobbybastler, der eigentlich Gärtner von Beruf ist.

Schmuckstück in vermoderten Kartons

Ehefrau Marianne schlug die Hände überm Kopf zusammen, als ihr Ehemann und ihr Enkel stolz wie Bolle mit den Autoteilekisten aus Allstedt angefahren kamen. „Seid ihr verrückt? Haben die euch noch Geld dazugegeben, dass ihr das mitbringt?“, will sie damals ausgerufen haben. Im Gegensatz zu ihrem Mann, konnte sie nämlich das Schmuckstück, das sich da in den vermoderten Kartons befand, noch nicht erahnen. Jedoch ließ sie ihren Mann gewähren und schrauben und puzzeln. Wie viele Stunden es gedauert hat, bis aus den Einzelteilen in den Kartons wieder ein Auto zusammengesetzt war, kann Bindernagel nicht sagen. Aber klar ist, die kleine Isetta, die er da durch Zufall in Allstedt erwerben konnte, ist eigentlich Baujahr 1958. Sie sah grau aus und ihr erster Besitzer erwarb sie für 2 700 Mark. Und Bindernagel kann auch noch weiterverfolgen, wie es danach mit der kleinen grauen Knutschkuller weiterging. 1967 kam sie nämlich nach Wolgast. „Ich kann mir vorstellen, dass jemand das kleine Auto im Westen geerbt haben könnte“, mutmaßt Bindernagel. Es folgten weitere Besitzer. Der Fünfte schließlich erwarb dann schon nur noch ein Liebhaberstück, dass er restaurieren wollte. Es dann aber nicht tat.

Zwei Jahre basteln und tüfteln

Seit 2011 - nach zwei Jahren basteln und tüfteln - nennen Bindernagels einen schicken Oldtimer ihr eigen. Weiß und rot blitzt und strahlt das kleine Auto. „Die Lackierung habe ich einem Fachmann überlassen. Genauso wie auch die Polsterarbeiten“, sagt der Hobby-Autobauer. Bindernagels selbst kleiden sich zu besonderen Anlässen wie einem Isetta-Treffen oder für einen Fototermin auch standesgemäß und farblich passend zum Auto. Quasi das i-Tüpfelchen, das man als Isetta-Fan noch setzen kann, zu denen sich Marianne Bindernagel mittlerweile auch rechnet. Allerdings eins tut sie nie: sich selbst ans Steuer des kleinen Gefährts setzen. „Das ist schließlich nicht so einfach. Die Schaltung befindet sich links vom Fahrer und man muss bei jedem Kuppeln Zwischengas geben“, erklärt Klaus Bindernagel. Trotzdem scheuen die Isetta-Fans nicht vor Bergtouren zurück. „Na klar, am Kyffhäuser wird man schon mal von einem Moped überholt. Aber das macht nichts“, meinen sie. (mz)