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Insolvenzgeld kommt verspätet Insolvenzgeld kommt verspätet: Unruhe bei ehemaligen Mifa-Mitarbeitern

Von Grit Pommer 14.03.2017, 11:00
Vorbereitungen für geplante Demonstartion am 31. Januar in Sangerhausen. Es wurde für den Ausbau des geplanten Industrieparks Mitteldeutschland (IPM) bei Sangerhausen und den Erhalt der insolventen Mifa-Bike demonstriert.
Vorbereitungen für geplante Demonstartion am 31. Januar in Sangerhausen. Es wurde für den Ausbau des geplanten Industrieparks Mitteldeutschland (IPM) bei Sangerhausen und den Erhalt der insolventen Mifa-Bike demonstriert. Maik Schumann

sangerhausen - Die relativ späte Auszahlung des Insolvenzgeldes für den Monat Februar hat bei einigen früheren Mitarbeitern von Mifa Bike für Unruhe gesorgt. Betroffene, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, meldeten sich in der MZ-Redaktion und berichteten, dass für Februar kein Insolvenzgeld ausgezahlt worden sei. Für Januar seien nur 47 Prozent überwiesen worden.

Ehemalige Mifa-Mitarbeiter warten auf Geld: Überweisung wurde Freitagnacht getätigt

Man werde die Sache aufklären, sagte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Lucas Flöther auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung. Am Samstag stellten die Betroffenen dann überrascht fest, dass die ausstehenden Beträge komplett auf ihrem Konto eingegangen waren. Zeitpunkt der Überweisung: Freitagnacht, 21.47 Uhr.

Ein Zufall? Ja, sagte Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Montag im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung. Er räumte ein, dass sich die Auszahlung des Insolvenzgeldes für Februar um einige Tage verzögert hat. Normalerweise wären die Februar-Löhne bei Mifa Anfang März ausgezahlt worden. Flöther begründete die leichte Verspätung mit dem Umstand, dass über die Auszahlung viele Instanzen mit zu entscheiden hätten. Zudem sei mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. März ein neuer Rechtszustand eingetreten. Insofern sei eine solche Verzögerung nicht unüblich.

Vorfinanzierung soll sichern, dass die Leute dem Unternehmen auch weiterhin mit ihrer Arbeitskraft zur Verfügung stehen

Nicht erklären konnte sich Flöther die angebliche Zahlung von nur 47 Prozent des Januar-Betrages. Möglicherweise hänge das mit Überstunden zusammen, die nicht im Rahmen des Insolvenz-Vorschusses bezahlt werden, sondern erst im Zuge der regulären Insolvenz, meinte er. Auch bei Michael Perner von der IG Metall hatten vereinzelt Mitglieder wegen der späten Februar-Zahlung nachgefragt. Von einer Teil-Zahlung für Januar hatte er noch nichts gehört, sagte Perner auf MZ-Anfrage.

Sofort, nachdem Mifa-Bike für die Monate Dezember bis Februar den Antrag auf Insolvenzgeld-Vorfinanzierung gestellt hatte, habe die Agentur für Arbeit den Antrag bearbeitet und die Auszahlung des Geldes an das Unternehmen veranlasst, sagte Uta Mayer, die Pressesprecherin der Arbeitsagentur Sangerhausen. Eine solche Vorfinanzierung passiert immer dann, wenn die Fortführung eines Unternehmens möglich scheint und der laufende Betrieb aufrechterhalten werden soll. Die Vorfinanzierung soll sichern, dass die Leute dem Unternehmen auch weiterhin mit ihrer Arbeitskraft zur Verfügung stehen.

Es sei generell üblich, dem betroffenen Unternehmen das Geld für die Lohnkosten über einen Bankkredit zur Verfügung zu stellen, erklärte Uta Mayer. Das sei auch im Fall von Mifa Bike passiert. Die Arbeitsagentur erstatte der Bank das Geld dann zurück.

Sozialamt des Kreises ist keine Anlaufstelle für Menschen, die so eine Situation überbrücken müssen

Bitter für Betroffene, die kaum oder gar nicht über Erspartes verfügen: Wenn das Insolvenzgeld verspätet kommt, haben sie keine Möglichkeit, zum Bestreiten ihres unmittelbaren Lebensunterhalts irgendwo einen Vorschuss zu beantragen. Um von der Arbeitsagentur einen Vorschuss zu bekommen, muss man arbeitslos gemeldet sein, sagt Uta Mayer. Wer Insolvenzgeld bekommt, ist aber noch im Unternehmen angestellt.

Und auch das Sozialamt des Kreises ist keine Anlaufstelle für Menschen, die so eine Situation überbrücken müssen. Es ist nur zuständig für Senioren und Erwerbsunfähige, hieß es auf MZ-Anfrage aus der Kreisverwaltung.

Insolvenzgeld: Alle Arbeitgeber zahlen eine Umlage

Finanziert wird das Insolvenzgeld aus einer Umlage, die alle Arbeitgeber auf die Löhne und Gehälter ihrer Mitarbeiter zahlen müssen.

In diesem Jahr liegt die Umlage bei 0,09 Prozent des Einkommens - bis zu jener Beitragsbemessungsgrenze, die auch für die Rentenversicherung gilt. Arbeitgeber zahlen die Insolvenzgeldumlage zusammen mit den Sozialversicherungsbeiträgen an die Krankenkassen. Die leiten sie dann an die Agentur für Arbeit weiter. (mz)