In der "Kantine Kreisverwaltung" In der "Kantine Kreisverwaltung": Der Küchenchef kocht nicht nur für die Angestellten

Sangerhausen - Zum Mittagessen kurz mal die Landrätin treffen? In Sangerhausen hat man da gute Chancen. In der „Kantine Kreisverwaltung“, wie der Imbiss im Landratsamt heißt, ist Angelika Klein (Linke) in der Mittagspause öfters anzutreffen. „Wenn sie nicht irgendwo auswärts Termine hat, isst sie eigentlich immer hier“, sagt Küchenchef Mirko Rickmann.
„Kantine Kreisverwaltung“ in Sangerhausen wird nicht nur von Mitarbeitern der Beghörde genutzt
Wobei die Kantine bei Weitem nicht nur für die Angestellten der Kreisverwaltung da ist. Im Gegenteil. „Die meisten kommen von draußen zu uns“, sagt Rickmann. Etliche Stammgäste aus dem unmittelbaren Umfeld spazieren regelmäßig durch den Haupteingang ins Landratsamt. Treppe hoch, Treppe runter, raus in den Hof und dort findet man dann im Tiefparterre die Kantine. Jetzt im Sommer sind auch drei Tische im Freien aufgestellt, da kann man in der Mittagspause die Sonne genießen.
Als die Einrichtung 2013 ausgeschrieben wurde, fasste Mirko Rickmann sich ein Herz und wagte den Sprung in die Selbstständigkeit. Damals war der heute 42-Jährige Küchenchef im „Burghof“ auf dem Kyffhäuser. Und das sehr gern. Von der eigenen Kantine nahe dem heimischen Lengefeld hatte er sich aber etwas familienfreundlichere Arbeitszeiten erhofft.
Inzwischen weiß er es besser. Einkauf, Abrechnung, Liefer- und Partyservice, all das will neben dem Job in der Küche auch noch erledigt sein. Doch das kleine Familienunternehmen ist ein eingespieltes Team. Neben Mirko Rickmann arbeiten noch seine Frau Ivette und seine Schwiegermutter mit in der Kantine, dazu kommt ein Fahrer, der mittags die bestellten Essen ausliefert.
Jeden Tag wird frisch gekocht. Montags bis freitags sind täglich zwei Wahlessen im Angebot, vor allem deutsche Küche, Hausmannskost. Aber auch mal was zum Ausprobieren spanische Hähnchenkeule mit mediterranem Gemüse steht auf der Karte - das Rezept hat sich Rickmann aus dem „Burghof“ mitgebracht. Dazu gibt es jeden Tag eine Salatbar, an der man sich seinen kleinen oder großen Teller frisch zusammenstellen kann.
Weniger Gäste als zu Beginn: Preisanpassung durch Mindestlohn macht sich in der „Kantine Kreisverwaltung“ bemerkbar
Anfangs standen die Mittagsgäste in der Kantine Schlange, erinnert sich Rickmann. An den langen Behördentagen, dienstags und donnerstags, hat die Küche 200 Essen am Tag geliefert, ansonsten um die 150. Inzwischen ist es ruhiger geworden. Die Preisanpassung wegen des Mindestlohns habe sich deutlich ausgewirkt, sagt der Chef. Und: Die Imbiss-Konkurrenz ist groß in der Sangerhäuser Innenstadt. In 300 Metern Umkreis kann man mühelos zwei Handvoll Anbieter aufzählen. Was immer gut geht, ist Schnitzel. „Und alles mit Rotkohl“, sagt der Küchenchef. Aber auch die Ossi-Wochen kommen gut an. Grützwurst mit Sauerkraut und Salzkartoffeln oder die legendäre HO-Schnitte - Schnitzel auf Brot mit Spiegelei und Bohnensalat - darauf hätten viele mindestens einmal im Jahr wieder richtig Appetit. „So eine Woche werden wir auch bald mal wieder anbieten“, sagt Rickmann.
Koch ist der Kantinenchef, der aus Wolgast auf Usedom stammt, übrigens erst im Zweitberuf geworden. Gelernt hat er ursprünglich mal Maurer. Anfang der 2000er Jahre zog die Liebe ihn nach Lengefeld. Hier in Sangerhausen lernte er dann Koch. Und heute kocht er in der Kreisstadt im Zentrum der Macht - ganz bodenständig und für jedermann. (mz)