Helios-Klinik in Sangerhausen Helios-Klinik in Sangerhausen: Innovative OP-Methode auf Weltniveau

Sangerhausen - Uwe Rückriem ist zurück im Spiel. Mit Beginn der nächsten Saison kann der Platzbahnkegler vom TSV Benndorf wieder sein Team auf der Bahn unterstützen.
Er muss dann nicht mehr wie in den vergangenen beiden Jahren an der Seite sitzen, sondern kann als Mannschaftsleiter selbst wieder mit Schwung die Fünf-Kilo-Kugel werfen.
Darauf freut sich der Benndorfer schon. Er schickt trotzdem einen vorsichtigen Blick zu seinem Doktor. Aber Oberarzt Fritz Woehe nickt, nachdem er sich von seinem Patienten das Platzbahnkegeln erklären lassen hat. „Also vom medizinischen Standpunkt habe ich da keine Bedenken. Im April können Sie da wieder mitmischen.“
Woehe ist Chirurg an der Sangerhäuser Helios-Klinik und unter anderem auf laparoskopische Hernienoperationen spezialisiert: also auf minimalinvasive Operationen von Eingeweidebrüchen.
Der Chirurg hatte den 50-jährigen Benndorfer erst vor wenigen Tagen auf dem Operationstisch gehabt. Allerdings war dessen Narbenbruch nicht mehr minimalinvasiv zu behandeln.
Offene Operation bei Bruch in der Bauchwand
Eine offene Operation war nötig. Nach einer Operation mit schwerem Verlauf und Entzündungen im Bauchraum im vergangenen Jahr hatte Rückriem nun einen sehr großen Narbenbruch.
„Den größten, den wir bislang in Sangerhausen in der Klinik operiert haben“, erklärt Woehe. 35 mal 18 Zentimeter maß der Bruch in der Bauchwand.
Ein Großteil der inneren Organe, die sonst vom Bindegewebe der Bauchdecke sicher umschlossen sind, hing in einer Bauchtausche außerhalb des Körpers. Fotos dokumentieren, wie dramatisch das war.
Schmerzen habe er zwar nicht gehabt, sagt Rückriem, aber es sei doch ziemlich gefährlich gewesen und außerdem habe es einfach nicht schön ausgesehen.
Er konsultierte mehrere Ärzte und Kliniken, wurde aber auch von größeren Häusern der Region abgewiesen, weil er ein zu komplizierter und zu schwerer Fall sei.
Top-Chirug vor Ort in Sangerhausen
In zwei Kliniken, mehrere hundert Kilometer entfernt, habe er sich vorstellen sollen. „Aber dann schickte mir ein Freund den MZ-Beitrag über Oberarzt Woehe und sein Team aufs Handy und riet mir, mich doch mal in Sangerhausen vorzustellen“, sagte Rückriem.
Das sei vor 14 Tagen ungefähr gewesen. Er habe dann seine Hausärztin konsultiert, die ihn sofort nach Sangerhausen überwies, denn mittlerweile litt Rückriem auch bereits unter einem Entzündungsherd, so dass der 50-Jährige über die Notaufnahme und nicht mehr übers Sprechstundenzentrum in die Sangerhäuser Klinik und sofort in die Hände von Oberarzt Woehe kam.
„Wir hatten zum Glück auch zeitnah die OP-Kapazität frei.“ Immerhin fünf Stunden dauerte es, bis Woehe und sein Team das riesige Loch in der Bauchdecke des Patienten geschlossen hatten. 45 mal 30 Zentimeter groß ist das Kunststoffnetz, das dem Patienten implantiert wurde, um die Bauchdecke zu verstärken und alle inneren Organe an dem Platz zu halten, an den sie auch hingehören.
Das Netz, das jetzt den Narbenbruch stabilisiert, wurde eingenäht. Die neue Methode, die von den Spezialisten in Sangerhausen bei Leistenbrüchen angewendet wird, das Netz einzukleben, könne bei Narbenbrüchen nicht angewendet werden, erklärte Woehe, der seinen schweren Fall aus Benndorf genau so wie auch seine anderen Patienten noch über die nächsten Jahre im Blick behalten wird.
Gemeinütziges Projekt an der Helios-Klinik in Sangerhausen
Der Oberarzt pflegt seit 2014 die Ergebnisse der Bruchoperationen der Sangerhäuser Klinik in ein Register der im Jahre 2009 gegründeten, gemeinnützigen Gesellschaft Herniamed ein. Kernpunkt dieses Projekts ist eine internetbasierte Qualitätssicherungsstudie.
Übrigens: Rund 180 Patienten mit Eingeweidebrüchen werden in jedem Jahr in Sangerhausen operiert. Und durch den Beitrag in der Mitteldeutschen Zeitung seien jetzt auch Patienten wie Rückriem auf die Sangerhäuser Spezialisten aufmerksam geworden.
Es seien nicht lauter schwere Fälle, die deshalb jetzt bei ihm vorstellig werden, sondern auch Patienten die einfach eine zweite Meinung hören wollen, sagt Woehe und freut sich, mit der Meinung aufräumen zu können, dass kleinere Krankenhäuser auch nur die „kleinen Fälle“ betreuen können. „Das stimmt nämlich nicht“, so der Chirurg. (mz)
