Heiraten Heiraten: Zum ersten Mal gibt es einen Antrag im Rosarium und am Kyffhäuser

Sangerhausen - Jochen plant eine Entführung. Der sprechende, fahrradfahrende Elefant hat genaue Anweisungen bekommen: Einen gewissen Steffen Richter (46) finden, in den Jubiläumsgarten locken und nicht entkommen lassen, selbst wenn es dort in der „Nacht der 1.000 Lichter“ vor Menschen wimmelt. Das Rüsseltier hat leichtes Spiel, die Zielperson folgt bedenkenlos und wird überrascht:
Am Springbrunnen wartet seine Freundin Katrin Schumann (47). Jochen zieht sich zurück, die Frau ist an der Reihe. Kurzes Flüstern, eine Fragen und schon ruft sie unter Tränen: „Er sagt ’Ja’!“.
Der erste öffentliche Heiratsantrag im Europa-Rosarium
Katrin Schumann hat es geschafft: Sie ist die erste Besucherin, die jemals einen Heiratsantrag im Europa-Rosarium gemacht hat. Im Sommer 2016 soll auf Schloss Ballenstedt geheiratet werden. „Den Termin habe ich längst gebucht“, erzählt die zukünftige Braut. Doch der Antrag in aller Öffentlichkeit hat Überwindung gekostet. „Ich habe erst überlegt“, sagt sie und lacht. „Doch Angelika Winkelmann hat gesagt: jetzt oder nie.“
Winkelmann ist die leitende Event-Planerin der Rosenstadt Sangerhausen GmbH. Ständig am Handy, ständig unterwegs zwischen Büro, Pyrotechniker, Katrin Schuman und Jubiläumsgarten - so hat sie den Heiratsantrag des Paares erlebt: „Ich wollte einfach eine romantische Atmosphäre schaffen“, sagt sie. Ein Antrag im Rosarium, der auch noch klappt, ist neu. Schon oft habe es Anfragen gegeben, erzählt Winkelmann, Taten seien nur selten gefolgt.
„Erst vor wenigen Jahren wollte jemand zur Lichternacht seine Freundin fragen“, erinnert sie sich. „Wir haben einen Pavillon dekoriert, aber gekommen ist niemand.“ Von dem Paar hat man im Rosarium nie wieder etwas gehört.
Doch zumindest in dieser Saison scheinen Heiratsanträge bei Großveranstaltungen im Trend zu liegen: Bei „See in Flammen“ in Kelbra vergeht kein Jahr ohne die wichtige Frage auf der Bühne, und auch bei der Sangerhäuser Bikerausfahrt im Mai wollte es ein junger Mann wissen.
Heiratsantrag am Kyffhäuserdenkmal zur Traumsommernacht
Am Kyffhäuserdenkmal wurde das Thema Hochzeit sogar für eine Werbeaktion genutzt: „Wir wollten unseren Traumsommernacht am vergangene Wochenende einfach spannender machen“, erklärt Heiko Kolbe von der Bad Frankenhäuser Kur und Tourismus GmbH.
Denn auch im Schatten von Kaiser Barbarossa gab es vorher noch nie einen Heiratsantrag, weshalb jetzt gezielt nach einem Paar gesucht wurde. Alexander Kuppe (30) aus Esperstedt hat sich sofort gemeldet, um seine Freundin Susann Heyroth (33) nach acht Jahren Beziehung zu fragen.
Kuppe nimmt am Lkw-Ziehen oder Baumstammwerfen teil und gilt als einer der stärksten Männer Thüringens. „Doch beim Heiratsantrag war er zunächst etwas schüchtern“, verrät Kolbe. Doch sein Mut, diesen Moment mit der Öffentlichkeit zu teilen, wird belohnt: Die Hochzeitsfeier im Trauzimmer des Kyffhäusers bekommt das Paar geschenkt. Seit 2011 wird dort geheiratet, Kolbe zählt bereits 72 Trauungen.
Von einem zweiten Heiratsantrag weiß er auch schon: „Dann gleich vorm Barbarossa“, sagt er. Eine, die schon von vielen ungewöhnlichen Anträgen gehört hat, ist die Kelbraer Standesbeamte Sylvia Kosiol: „Erst kürzlich hat eine Frau einen Blumenstrauß mit dem Antrag zu ihrem Mann auf Arbeit schicken lassen“, berichtet sie. „Es hat auch schon jemand beim Karneval gefragt.“
Öffentliche Anträge sind eher selten
Doch eigentlich würden doch viele Paare für diesen Moment die Öffentlichkeit meiden: „Sie suchen traute Zweisamkeit und wollen beim Antrag allein sein.“ Die Sangerhäuserin Katrin Schumann habe alles richtig gemacht, als sie sich schon zeitig um einen Hochzeitstermin bemüht hat: „Mindestens ein halbes Jahr vorher sollte man sich darum kümmern“, meint Kosiol, denn vor allem Kirchen und Schlösser seien begehrte Kulissen und die Kapazitäten einiger Standesämter sind begrenzt.
Wer einen anderen Ort sucht, der könnte bald auch im Rosarium fündig werden: Die Gestaltung eines Hochzeitspavillons gehöre zu den längerfristigen Projekten der Rosenstadt GmbH, erzählt Winkelmann: „Das wäre doch schön: Antrag zur Lichternacht und dann die Trauung im Park.“ (mz)