Hans-Joachim Franke Hans-Joachim Franke: Mit 85 Jahren noch immer als Forstexperte aktiv

Hayn - Ob das Zelt wohl reicht, das Ruth und Hans-Joachim Franke vorsorglich aufgestellt haben? Der Hayner feiert an diesem Dienstag seinen 85. Geburtstag. „Zu meinem 65. habe ich auf dem Auerberg gefeiert und mit 100 Gästen gerechnet, dann kamen dreimal so viele“, erzählt er schmunzelnd und ist gespannt, wer ihn diesmal überraschen wird. „Um die Feier kümmern sich die Kinder und Enkel.“
Forstexperte für Kulturstiftung Gemeindewald Hayn
Franke gehört zu den Menschen, die zeitlebens ihren Traumberuf ausgeübt haben. Oder, besser: ausüben. Als Forstexperte betreut er die Kulturstiftung Gemeindewald Hayn mit, so wie er das als Oberförster schon während seines Berufslebens über Jahrzehnte hinweg gemacht hatte. „Es ist gut, dass es die Stiftung gibt“, sagt er.
Die Erträge aus dem 75 Hektar großen Stiftungswald kämen dem Dorf zugute, beispielsweise der Kindertagesstätte, Schule, Feuerwehr, dem Chor, den Schützen oder dem Harzklub-Zweigverein. „Sogar das Bus-Wartehäuchen ist frisch gestrichen worden. Für so was hat doch die Gemeinde kein Geld.“
Die Liebe zum Wald habe er von kleinauf empfunden, sagt Franke. Er ist in Königerode aufgewachsen. Es gebe sogar noch ein Foto von ihm als kleiner Junge, wie er mit einem Gewehr dasteht. „Was sind wir früher mit Brottasche und Feldflasche in den Wald gelaufen, haben gespielt, mit Schulfreunden Buden gebaut, Beeren und Pilze gesammelt.“
In den 50er Jahren die Wälder im Wippertal wieder aufgebaut
Im Februar 1947 begann er seine Lehre im Forstamt Wippra und kam 1949 nach Hayn. Er studierte an der Fachschule für Forstwirtschaft in Schwarzburg und kehrte 1954 als Ingenieur und Revierförster ins Revier Schiefergraben zurück, wo seine Ausbildung begonnen hatte. „Als ich damals die Wälder im Wippertal übernommen habe, waren sie durch den Borkenkäfer und die Reparationsleistungen völlig kahl. Wir haben angefangen, den Wald wieder aufzubauen.“
Später wurde er Forstbezirksleiter, Oberförster und Forstamtsleiter in Hayn. „An meinem 65. Geburtstag bin ich in den Ruhestand gegangen, dabei wollte ich ja gar nicht. Ich hätte gern noch zwei Jahre weitergemacht, so wie meine Vorgänger.“
Aber es gab ja noch die Jagd. Ursprünglich Vorsitzender der Jagdgesellschaft, zu der mehrere Orte rings um Hayn gehörten, übernahm er nach der Wende den Vorsitz der Kreisjägerschaft. Dass er inzwischen Ehrenmitglied ist, freut ihn. Dabei sei er „nie ein Jagdnarr gewesen“ und kenne keinen Jagdneid. „Es war eine schöne Zeit.“ Zwar geht er noch zur Jagd, „aber selten, selten, und der Hochsitz ist auch nicht mehr so hoch“.
Rückhalt bekommt Franke von seiner Ehefrau
Ehefrau Ruth, mit der schon in Königerode in eine Klasse gegangen ist, habe „viel toleriert“, sagt er dankbar. Sie habe in der Buchhaltung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft gearbeitet, sich um die Töchter Evelin und Liane, den Haushalt, den Garten und das Vieh gekümmert.
Den Garten hat Ruth Franke inzwischen abgegeben, aber die Buchhaltung macht auch sie nach wie vor. Denn vor 20 Jahren haben Frankes 300 Hektar Wald im Bereich Hilkenschwende gekauft. „Dort haben meine Vorfahren früher einen Steinbruch betrieben. Von den Gebäuden stehen nur noch Reste der Grundmauern, inzwischen ist dort Wald“, sagt Franke. Er betreue das Gebiet, es werde gefällt und gepflanzt. Und die Nachfolge sei geklärt. Enkel Christoph, der Förster gelernt hat und seit seinem Umwelttechnik-Studium in Leipzig arbeitet, kommt jede Woche nach Hayn. „Er wird den Wald übernehmen.“
Aus Hayn wegzuziehen, wäre für sie nicht in Frage gekommen, sagt Ruth Franke. Zumal ihr Mann bis heute jeden Tag zwei, drei Stunden im Wald verbringt. „Er bringt immer ein bisschen Holz mit dem Pick-up mit. Und er kommt als zufriedener Mensch zurück“, sagt sie. (mz)