Dringend Auszubildende gesucht Großes Interesse am Nachwuchs - Zahl der Betriebe am Bewerbertag an der Sekundarschule Roßla hat sich verdoppelt
50 Betriebe und Institutionen haben sich an der Sekundarschule Roßla vorgestellt. Vor allem in Industrie und Handwerk werden dringend Nachwuchskräfte gesucht. An welchen Ständen die Schüler besonders interessiert waren.

Roßla/MZ. - Fachkräftemangel? Und ob! Deshalb wollen viele Firmen, die sich zum Bewerbertag an der Sekundarschule Roßla präsentieren, mit Acht- und Neuntklässlern ins Gespräch kommen. Schulleiterin Christine Hoffmann stellt fest: „Die Betriebe sind sehr gern auf die Einladung eingegangen.“
Zahl der Aussteller verdoppelt
In Roßla lernen rund 400 Schüler aus 28 Orten im westlichen Kreisgebiet. „Den Bewerbertag gibt es seit ein paar Jahren bei uns. Eigentlich war er nur für die achten und neunten Klassen gedacht“, sagt Hoffmann. Nun nähmen auch schon die daran Siebtklässler teil.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Aussteller verdoppelt - auf 50, verteilt auf dem Schulhof, in Klassenräumen oder Sporthalle. Lehrerin Marion Böhme hat den Bewerbertag federführend organisiert und freut sich, wie viele Branchen vertreten sind: Industrie, Handwerk, Handel, grüne Berufe, Bahn, Bau, Gesundheitsbranche, Polizei, Justiz, Bundeswehr, Energieversorger, Berufsschulen, Bildungsträger...
Infostand der Polizei dicht umlagert
Kim und Lena, beide 15, haben ziemlich konkrete Vorstellungen. Beide streben einen erweiterten Realschulabschluss an. Am liebsten, sagt Kim, würde sie was in Richtung Verwaltung in einer Gemeinde machen.
Vielleicht komme auch ein Berufliches Gymnasium in Frage, in Sangerhausen oder Nordhausen, sagen beide. Dicht umlagert ist der Stand der Polizei, an dem Polizeihauptmeister Jens Radtke Rede und Antwort steht. Als Regionalbereichsbeamter in der Gemeinde Südharz im Einsatz, kennen ihn einige Schüler.
Groß ist der Andrang bei der Bohrgesellschaft Roßla, an deren Stand Toni Kutschera und Tom Wittenbecher über ihre deutschlandweiten Einsätze beim Brunnenbau, Erkundungsbohrungen oder Bohrungen für Tiefengeothermieprojekte plaudern. Finlay, 15, nimmt sich einen Prospekt mit. „Mathe und Physik sind wichtig“, sagt Wittenbecher. „Bereitschaft, unterwegs zu sein, und Lust an Technik“, stimmt Kutschera zu.
Etwas zurückhaltender geben sich die Schüler am Stand von Ante-Holz. Jüngere aus den sechsten bis achten Klassen seien meist interessierter als Neuntklässler, findet Robert Schneider, der Elektroniker ausbildet. Ein Azubi werde demnächst anfangen, zwei weitere seien „ernsthaft interessiert“.

SAS Starkstromanlagenbau Sangerhausen sucht dringend Azubis
Die Firma Knauf, neben Ante einer der großen regionalen Arbeitgeber, ist ebenfalls präsent. „Wir waren schon voriges Jahr hier“, sagt Ausbilder Lukas Kleemann. „Gut, dass es den Schülern angeboten wird. Die Atmosphäre ist okay. Schön wäre, wenn mehr Eltern dabei wären.“
Denn gerade für Eltern sei wichtig, welche Berufsschule ihre Kinder besuchen und wie das Unternehmen sie dabei unterstützt. Nicht zu vergessen: „Die Übernahmegarantie nach der Ausbildung“, sagt Kleemann. Zurzeit lerne ein Dutzend junge Leute im Unternehmen. „Wir bieten jährlich sechs bis acht Stellen an.“
Dringend sucht die Firma SAS Starkstromanlagenbau Sangerhausen Azubis. „Einer fängt dieses Jahr an“, sagt Mark Schulz, einer der Geschäftsführer. „Wir bräuchten drei.“ Das Bildungsniveau sei im vergangenen Jahrzehnt deutlich abgesackt. „In der Sekundarschule fehlen Schüler mit einem Durchschnitt von 2,5 bis 3,0. Wer mit einer Vier in Mathe oder Physik kommt, wir kriegen sie nicht durch.“ Aber wer solle die Energiewende meistern? „Wir haben 30 bis 40 Prozent EU-Personal.“

Geringes Interesse an Handwerksberufen
Steffen Lochner, Geschäftsführer der Firma Buchmann-Bau mit zurzeit 40 Beschäftigten, ist selbst vor Ort. „Wir würden gern jedes Jahr drei, vier Azubis nehmen. Es gelingt nicht.“ Das eher geringe Interesse an Handwerksberufen führt er auch mit auf den Einfluss der Eltern zurück:
„Dabei gibt’s auf dem Bau nicht mehr die schwere Arbeit wie früher, weil wir viel Technik einsetzen.“ Er würde sich freuen, wenn sich mehr Schüler während eines Praktikums selbst ein Bild machten. Janne, 13, nickt, für ihn käme das in Frage, sagt er.
Berufsnachwuchs sucht auch der Handel, weshalb Anja Lehne vom gleichnamigen Einzelhandelsunternehmen mit Floristin Anika Schierbaum einen Stand betreut. „Die Ausbildung als Verkäufer dauert zwei Jahre. Wer ein Jahr draufsattelt, kann Einzelhandelskaufmann werden“, sagt Lehne. Und Schierbaum fügt hinzu, dass Florist übrigens auch ein Beruf für männliche Bewerber sei.