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Großeinsatz im Harz Großeinsatz im Harz: Mähdrescher fressen sich durch Weizen

Von Ingrid Semmler 06.08.2003, 16:39

Schwenda/MZ. - Die breiten Schneidwerke mampfen brummend und staubend die Halme mit den Ähren in sich hinein, lassen neben Stoppeln und Staubwolken auch eine lockere Flut von goldgelbem Stroh hinter sich, bunkern nur die Körnern. Rund eine Tonne Getreide passt in ihre dicken Bäuche, bevor sie geleert werden müssen. Dafür stehen am Feldrand schon Lkw und Traktoren mit Hängern bereit.

Einer der Mähdrescher schert aus und fährt zum nächsten Lkw und pumpt seinen Bunker leer. Im breiten Schall wabern die Körner wellenförmig aus dem großen Rohr. "So muss sein", sagt Walter Schneppe, der Genossenschaftsvorsitzende, und schaut zufrieden auf den Körnerstrom. "Alles locker. Nichts muss getrocknet werden."

"Ein Bombenwetter", bestätigt Frank Lucas, verantwortlich für die Ernte im Feldbau. Selbst Schneppe kann sich nicht erinnern, dass die Mähdrescher schon mal so früh am Morgen ins Getreide konnten. Meist mussten sie mit dem Drusch bis zum späten Vormittag warten, bis Klärchen das Getreide vom Nachttau getrocknet hatte. Denn Zusatzkosten für die Getreidetrocknung wollen die Landwirte möglichst umgehen.

"Wir haben sonst hier oben nur wenige Druschtage, müssen jede Stunde nutzen", so der Chef. Umsonst hat er sich jedenfalls nicht so ein Mähdrescher-Geschwader organisiert. Aber Klärchen meint es dieses Jahr besonders gut mit den "Harzerland"-Leuten. Ununterbrochen sengt sie vom Himmel. So kommt wenigstens alles, was in den Höhenlagen des Landkreises gewachsen ist, verlustfrei unter Dach und Fach.

Auf eine Rekordernte hofft Schneppe nicht: "Die diesjährige Ernte wird sich bei uns im Durchschnitt bewegen, eventuell ein paar Prozent darunter." Die Qualitäten, die sie geliefert haben, seien recht gut gewesen, vor allem bei der Braugerste. Nach seiner Schätzung halten sich auf seinen Flächen die Ertragseinbußen in Grenzen: "Es konnte noch schlimmer kommen."

Dafür sind die Bauern aber auch von früh um fünf bis nachts 23 Uhr sieben Tage die Woche auf dem Acker. "Wer weiß schon, was für Wetter danach kommt", ist Schneppe vorsichtig. Und seine Leute respektieren durch die Bank, dass die Feldarbeiten im August, September ein Übermaß an Arbeit von ihnen abverlangen. Die Ernte von rund 500 Hektar Raps, 600 Hektar Wintergerste und 500 Hektar Braugerste hat die Genossenschaft bereits eingefahren. Seit Dienstag sind sie im Weizen. Rund 700 Hektar sind das. Bei den Wetterbedingungen kommen täglich rund 190, 195 Hektar unter die Schneidwerke. "Davon haben wir früher nur geträumt", ist Schneppe froh.

Während die Mähdrescher zum nächsten Weizenschlag in die Hayner Flur umsetzen, ziehen bei Rotha unablässig sechs Pflüge Staubfahnen über die Stoppeläcker. Sie bereiten bereits das Saatbett für den Raps vor. Mit der Aussaat beginnen die "Harzerland"-Leute bereits am kommenden Montag. "Immer am 11. August startet die Raps-Aussaat, das ist ein ungeschriebenes Gesetz bei uns", sagt Elke Meyer, die im Feldbau fürs Pflügen und Düngen den Hut aufhat. Damit habe die Genossenschaft bisher gute Erfahrungen gemacht.