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Grausiger Fund Grausiger Fund: Katzenbaby Phönix wurde in einer verschnürten Plastiktüte gefunden

Von Karl-Heinz Klarner 10.08.2016, 06:00
Jessica Strahl (l.) und Peggy Rüpel sind froh, dass sie dem Katzenbaby Phönix das Leben retten konnten.
Jessica Strahl (l.) und Peggy Rüpel sind froh, dass sie dem Katzenbaby Phönix das Leben retten konnten. Maik Schumann

Sangerhausen - Noch etwas unbeholfen, dafür aber schon munterer schmiegt sich Phönix auf das kuschelweiche Handtuch und lässt ein leises Schnurren hören. Dabei hätte das junge Leben des Katzenbabys beinahe ein abruptes Ende gefunden, wären da nicht Jessica Strahl und Peggy Rüpel gewesen.

Katzenbaby eingeschnürt in eine Plastiktüte entsorgt

Die jungen Frauen haben das Neugeborene quasi vor dem Erstickungstod bewahrt. Denn der kleine Stubentiger landete Anfang dieser Woche auf dem Dach eines Garagenkomplexes zwischen der Magdeburger Straße und der Kylischen Straße in Sangerhausen. Von dort retteten die beiden Tierschützerinnen das kleine Wesen, das eingeschnürt in eine Plastiktüte quasi zum schon Sterben verurteilt war. Nicht geschafft haben es zwei junge Katzen, die die beiden noch in einem Eimer gefunden haben.

Immerhin geht es dem zwei Wochen alten Katzenbaby schon besser. Denn Phönix hat sozusagen Familienanschluss gefunden. Die beiden jungen Frauen haben durch Zufall von einem Wurf Katzen auf einem Bauernhof am Rande der Kreisstadt erfahren und der Katzenmutter das Junge untergeschoben.

Im Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes heißt es: Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.

Zuständig für die Aufnahme von Tierschutzanzeigen sind die Veterinärämter der Landkreise, jede Polizeidienststelle und die Staatsanwaltschaft. Darauf weist der Deutsche Tierschutzbund hin.

Auch jeder Tierschutzverein nehme Tierschutzanzeigen auf. Eine Anzeige könne man schriftlich einreichen oder mündlich zu Protokoll geben, sie sei in dem Fall kostenfrei. Man benötigte auch keinen Anwalt dazu. (Quelle: Tierschutzbund)

Die scheint damit nicht unglücklich zu sein und lässt Phönix an ihre Zitzen. „Abgeleckt hat sie es auch schon. Es war völlig verklebt als wir es gefunden haben“, erzählt Peggy Rüpel. Es? „Naja, der Tierarzt konnte das Geschlecht noch nicht bestimmen“, sagt sie, denn Phönix ist noch zu klein.

Inzwischen hat die Leihmutter den kleinen Glückspilz in ihrem Strohlager auf dem Dachboden der Scheune umgebettet. Denn wird die Katzenmutter gestört, sucht sie sich einen neuen Platz für ihr Nest. Sie packt dann die Jungen – eines nach dem anderen – am Genick und trägt sie im Maul zum neuen Nest. Der Besitzer des Bauernhofes, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, zeigt großen Respekt vor dem Engagement der beiden Frauen. „Dass es sowas heute noch gibt“, freut sich der Senior.

Wenig Grund zur Freunde bereiten dagegen die ungeklärten Umstände, die zu dem Tierschicksal überhaupt geführt haben. Doch das soll sich ändern. „Wir werden Anzeige erstatten“, kündigen Jessica Strahl und Peggy Rüpel an. Denn der Täter soll gefasst und bestraft werden, sind sich die Tierschützerinnen einig.

Deutscher Tierschutzbund rät Anzeige zu erstatten

Das sieht man auch beim Deutschen Tierschutzbund in Bonn nicht anders. „Wir empfehlen natürlich entsprechend Anzeige zu erstatten. Wenn man den Täter nicht selbst bei der Tiermisshandlung beobachtet hat und keine Augenzeugen vorhanden sind, stellt man Strafanzeige gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Tierquälerei, sagt Lea Schmitz, Pressereferentin des Deutschen Tierschutzbundes in Bonn.

„Ich habe das Miauen gehört und zunächst gar nicht daran geglaubt, das es aus der Plastetüte kommt“, erzählt Jessica Strahl, wie sie Phönix gefunden hat. So etwas mache sie wütend. Dass sie an dem Garagenkomplex unterwegs war, das war auch kein Zufall.

Denn Jessica Strahl und Peggy Rüpel haben eigentlich nach einem streunenden Kater gesucht. Der ist seit drei Wochen verschwunden und sollte eigentlich zur Kastration ins Sangerhäuser Tierheim gebracht werden. Schließlich gehöre das auch zum Tierschutz. (mz)